Kapitel 9

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"Hey, kann ich rein kommen?", hörte ich Peters Stimme.

"Hmh", meinte ich und setzte mich an meinen Schreibtisch.

"Ich habe...", sagte Peter schnaufend und ließ einen Stapel Bücher auf meinen Schreibtisch knallen, "alle Bücher mitgebracht, die wir gebrauchen könnten"

"Oh Shit"

"Was hast du denn erwartet? Du warst ein Jahr nicht da. Hast ein bisschen was verpasst", meinte er, nahm sich einen Stuhl und setzte sich neben mich an den Schreibtisch.

Peter schlug ein Buch auf und fing an mir irgendetwas zu erklären. Obwohl er direkt neben mir. saß, war er doch zu weit entfernt. Während Peter redete, blieb mein Blick nur an seinen Lippen hängen. Seine Stimme hörte ich schon lange nicht mehr, ich war wie in Trance. Seine Lippen hielten mich in ihrem Bann gefangen.

Obwohl er nur wenige Zentimeter neben mir saß, kam es mir trotzdem zu weit weg vor. Ich stand wortlos von meinem Stuhl auf und Peters Stimme verstummte.

Langsam und während wir Augenkontakt hielten setzte ich mich auf seinen Schoß. Seine Hände ließen das Physikbuch dass er gerade eben noch in der Hand gehalten hatte los und legten sich stattdessen sanft auf meine Taille. Bevor ich auch nur irgendetwas machen konnte, zog mich Peter mit einer beinahe mörderischen Geschwindigkeit an sich. Während ich versuchte einen Aufschrei zu unterdrücken, legten sich auch schon seine Lippen auf meine.

Es war kein sanfter Kuss, nein da war etwas dass ich bis jetzt gar nicht von Peter kannte. Dieses Feuer breitete sich von meinen Lippen durch den meinen gesamten Körper aus. In diesem Kuss steckte der Frust und Kummer der letzten Monate in denen wir getrennt waren.

Peters Hände wanderten von meiner Hüfte aus unter meinem Shirt immer weiter nach oben und drückten mich noch fester an ihn. An meinem Bauch spürte ich jetzt schon seine starke Brust. Langsam und gefühlvoll wanderte ich mit meinen Fingern durch seine Locken, welche sich direkt um meine Hand schlossen, als wären sie nur dafür gemacht worden.

Peter hörte die Tür bevor ich es tat und drückte mich so schnell von ihm weg, dass ich mit meinem Steißbein gegen den Tisch traf und schmerzvoll aufschrie.

Fluchend rieb ich mir über die schmerzende Stelle und folgte Peters entsetzen Blick zur Tür. Happy stand entsetzt blinzelnd dort und schloss die Tür langsam und sichtlich verstört hinter sich, ohne ein Wort zu sagen.

"Ich werde dafür bezahlt. Ich werde dafür bezahlt. Ich werde dafür bezahlt. Ich werde-", hörte ich ihn durch die Tür auf dem Gang wie ein Mantra murmeln, während die Schritte sich langsam entfernten.

Ich lachte kurz auf und zuckte dann vor Schmerz zusammen. Peter sprang auf nahm meine Hand und sagte :

"Oh mein Gott Elaine es tut mir so leid. I-Ich wollte d-das nicht. Es g-ging nur so s-schnell"

"Alles gut Peter. Heute Abend ist alles wieder verschwunden", meinte ich und sah ihn beruhigend an.

Peters Lippen waren ganz geschwollen und seine Haare völlig zerstrubbelt. Mir gefiel der Anblick so sehr, dass ich den Drang unterdrücken musste, den Kopf schief zu legen und ihn einfach nur anzusehen. Das würde mir schon reichen. Peter den ganzen lieben langen Tag lang zu beobachten. Anscheinend schien es Peter ähnlich zu gehen, denn er machte keine Anstalten sich zu bewegen oder seine Augen von mir abzuwenden. Eine ganze Weile lang standen wir einfach nur so da. Rührungslos. Stumm. Musternd. Aber glücklich. Gott liebte ich diesen Jungen.

Letzen Endes war ich es, die das ganze unterbrach indem ich meinte:

"Okay, wollten wir vielleicht mal nach dem armen Happy sehen und sicherstellen dass er auf dem Weg den Gang hinunter nicht kollabiert ist oder einen Herzinfarkt erlitten hat? Wenn wir schon dabei sind, könnten wir ihn ja auch noch fragen was er wollte und ihn darum bitten das nächste mal anzuklopfen"

"Gute Idee", erwiderte Peter lächelnd und drückte mir einen Kuss auf die Stirn.

Stirnrunzelnd brachte ich seine Haare in Ordnung und er tat es mir bei meinen gleich.

"Okay?", fragte ich ihn nachdem ich auch alle meine Kleidungsstücke wieder an deren ursprünglichen Platz zurück gerückt hatte.

"Perfekt", antwortete er nur und rückte auch seine zurecht.

Mit einem Nicken segnete ich sein Aussehen ab und wir gingen aus dem Zimmer um Happy zu suchen.

Fündig wurden wir letzen Endes in der Küche, an dessen Theke Happy mit einem Glas Scotch saß und den Rest mir einem Zug leerte, als er uns erblickte.

"Hey", sagte ich an ihn gewandt und Peter und ich ließen uns auf den Barhockern an Happy's Seite nieder.

Er grummelte etwas unverständliches und ich nahm auf einmal den Duft nach Verbranntem wahr, der uns umgab. Ich folgte Peters Blick und sah zwei Teller mit French Toast, der, musste ich zugeben, ziemlich vergewaltigt aussah. Naja, wenigstens erkannte man, dass es French Toast war. Das war schonmal etwas.

"Sind die für uns?", fragte Peter nach.

"Hmh, ich bin kein Koch, aber ich dachte Teenager mögen so einen ekelhaften Süßkram. Hab mich also aufgerafft und welchen für euch gemacht. Aber anscheinend mögen Teenager andere Sachen lieber..."

Mit diesen Worten füllte er noch etwas aus der Flasche in sein ziemlich teuer aussehendes Glas.

"Danke, das wissen wir wirklich zu schätzen", meinte ich unnahm einen der beiden Teller in die Hand, während ich aufstand. Peter griff sich den zweiten und gemeinsam machten wir uns auf den Rückweg zu meinem Zimmer. Happy nickte uns hinterher.

"Lass mich raten; Wir werden heute Abend nicht mehr lernen oder?", fragte Peter mich, als ich mich auf den Weg zu meiner Terrasse machte.

"Da liegst du vollkommen richtig", antwortete ich und versuchte die Terrassentür mit einer Hand zu öffnen, was sich jedoch als schwieriger als gedacht erwies.

Peter nahm mir einen Teller aus der Hand und ich nickte dankend, während ich die Tür öffnete.

Zu zweit setzten wir uns auf die Sitzlounge, welche ziemlich bequem war und stellten fest, dass wir genau perfekt gekommen waren.

Die Sonne fing gerade an unterzugehen und tauchte den Himmel in ein Gemisch der verschiedensten Rot- und Blautöne.

Ich lehnte mich mit dem Kopf an Peters Schulter und atmete die frische Abendluft ein.

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