Kapitel 10

375 10 7
                                    

Peter und ich blieben noch eine ganze Weile lang wach und unterhielten uns bis tief in die Nacht. Zugegeben, der French Toast von Happy schmeckte gräßlich, jedoch aßen wir ihn trotzdem bis auf den letzten Krümel aus Respekt auf. Wir nahmen uns vor, in den nächsten Tagen mal eine Mahlzeit zuzubereiten und Happy zu zeigen, wie man kochte.

Ich wurde von einem Kitzeln an der Nase wach. Wann war ich denn bitte eingeschlafen? Hatte ich nicht gerade eben noch mit Peter geredet?

Als ich meine Augen öffnete, stellte ich fest, dass Peter und ich wohl beide dicht umschlungen eingeschlafen waren. Naja wann Peter eingeschlafen war oder ob er überhaupt geschlafen hatte, konnte ich nicht genau sagen, da dieser einfach nur mein Gesicht musterte.

"Guten Morgen", meinte er.

Ich löste mich von ihm, stand auf, streckte mich und rieb mir über die Augen während ich murmelte: "Morgen"

"Wie viel Uhr haben wir überhaupt?", fragte ich Peter, als mir einfiel, dass heute doch die Schule beginnen würde.

"Knapp sieben Uhr, also hast du noch genug Zeit um dich fertig zu machen", meinte er und stand ebenfalls auf.

"Obwohl es mir lieber wäre...", er gähnte laut und geräuschvoll,"... wenn wir heute einfach nur hier bleiben würden."

"Glaub mir, das würde ich liebend gerne", meinte ich, während ich mein Zimmer betrat.

Im Ankleidezimmer fing ich an mich auszuziehen und drehte mich exakt in dem Moment um, in dem Peter das Zimmer betrat. Obwohl Unterwäsche anhatte, hielt er sich natürlich direkt die Hand vor die Augen und ging raus. Ich musste lächeln.

"Ich geh mich fertig machen", rief er noch, bevor er aus meinem Zimmer verschwand.

Nach einer halben Stunde waren Happy, Peter und ich alle abfahrtbereit und standen an der Türschwelle. In der Einfahrt standen zwei Jeeps. In dem einen saß ein Fahrer, den anderen würde Happy fahren. Ich stieg in den Jeep mit Fahrer ein, welcher mich zur Schule bringen würde, Peter würde mit Happy in seine Schule fahren, da dieser dort noch ein paar Unterlagen ausfüllen musste.

Auf der Fahrt zur Schule fielen mir folgende Dinge besonders auf:

1. Die Häuser in meinen Viertel waren alle so protzig, wir stachen also eher nicht heraus.

2. Jugendliche hatte ich bis jetzt nur genau 3 gesehen. Lebten hier überhaupt welche?

3. Ich hatte keinen einzigen Schulbus gesehen. Fuhren hier überhaupt welche?

Naja, diese Fragen wurden mir im Sportunterricht wortwörtlich in hohem Bogen aus dem Kopf geschleudert, als mich ein Ball mit voller Wucht an der Schläfe traf.

"Ach du Scheiße. Oh mein Gott, es tut mir so leid! Ist alles okay bei dir? Ich wollte das nicht, wirklich", rief ein Mädchen und rannte auf mich zu.

Sie sah asiatisch aus, hatte lange schwarze Haare und einen blauen eng anliegenden Sportanzug an.

"Ich bin Chloe, ist alles okay bei dir?", stellte sie sich vor und stellte die gleiche Frage nochmals.

"Ja, alles gut", meinte ich und rieb mir die schmerzende Stelle.

"Na dann", erwiderte sie, lächelte mich freundlich an und ging wieder zurück zu ihrer Freundesgruppe.

Chloe sah ich den ganzen Tag bis auf ein paar flüchtige Wir-nicken-uns-zu-Momente im Flur nicht wieder. Überhaupt unterhielt ich mich nicht mit einer Person, die ich danach noch einmal sah.

Aber ganz ehrlich, was hatte ich mir denn gedacht? Dass ich direkt am ersten Tag wieder so viel Glück haben würde wie das letzte mal? Dass hier irgendwo eine zweite Mj darauf wartete mir zu sagen, dass ich verloren aussah und wir zusammen verloren aussehen könnten? Wahrscheinlich hatte ich mein Glück im letzten Leben gelassen.

In solchen Momenten wurde mir wieder einmal schmerzlichst vor Augen geführt, dass ich auch etwas verloren hatte. Mehr zusätzliche Zeit mit Peter war natürlich ein ganz klarer Gewinn, jedoch war es nicht alles. Wieder einmal fragte ich mich, wie es Ned und Mj in diesem Moment wohl ergeht. Ging es ihnen gut? Waren sie noch traurig? Saßen sie jetzt immer zu zweit in der Cafeteria, jetzt wo beide ihrer besten Freunde weg waren?

Und wieder drängte sich dieselbe Frage wie auch gestern in meinen Kopf: Was dachten sie, wo Peter jetzt war? Die Wahrheit hatte er ihnen mit Sicherheit nicht erzählt, aber welche Lüge? Und was zum Teufel hatte er May erzählt? Sie wurde ja schon krank vor Sorge wenn er Abends länger aus war.

Diese Frage war einer der Fragen die ich Peter gestern Abend stellte.

"Mach dir keine Gedanken darüber. Mr Stark und ich haben alles geklärt und im Griff", war seine Antwort gewesen.

Am Ende des Schultages, wurde mir gesagt ich solle mich im Sekretariat melden. Dort angekommen erwartete mich eine ziemlich teuer angezogene, bildschöne Frau hinter dem Tresen. Sie lächelte mich freundlich an und entblößte zwei Reihen makelloser und strahlend weißer Zähne. Sie war so circa Mitte dreißig.

"Hi, du musst dann wohl Elaine Coover sein?"

Mein Nachname musste geändert werden, da in NewYork ein Grabstein mit meinem Namen hauste. Nach einer langen. Debatte hatte ich Dad auch dazu überreden können, meinen Vornamen so belassen zu können, wie er war. Jedoch gab es da eine Bedingung; Ich sollte mir einen Zweitnamen aussuchen.

Deshalb lautete mein offizieller Name jetzt: Elaine Michelle Coover.

Ich konnte Mj nicht einfach so aufgeben, also würde sie mich immer begleiten, auch wenn nur in meinem Namen.

Das war der Moment, in dem Happy aus dem Raum hinter der Theke kam, mit dem übertriebenstem Lächeln im Gesicht, dass man sich vorstellen könnte. Er reichte der Sekretärin einen Stapel Papiere und mir entging nicht, dass er den Stapel länger als nötig hinhielt, sodass sich ihre Hände berührten. Ich seufzte.

"Können wir gehen Dad?", erkundigte ich mich und sah ihn vielsagend an.

"Na klar Schatz. Komm"

Die Sekretärin und er hielten noch ein letztes mal Augenkontakt und wir gingen hinaus.

"Was war das denn?", fragte ich Happy im Auto.

"Ich habe versucht zu flirten. War es schlimm?"

"Kein Kommentar"

—————-
Der nächste Teil wird sehr viel smug Enthalten meine Freunde:)

Forever.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt