8. Kapitel - Erkenntnisse

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Stunden später fiel Licht in den Raum. Ich bekam noch mehr Angst und kroch zur Wand. Ich kauerte mich zusammen. Plötzlich öffnete sich eine Schiebetür und ein Tablett wurde hinein geschoben. "Iss" sagte eine Frauenstimme. Ich rührte mich nicht und Schritte entfernten sich. Ich hatte keinen Hunger. Ich rollte mich in einer Ecke zusammen und schlief ein.
Ich hatte kein Zeitgefühl mehr, aber ich wachte höchstwahrscheinlich am nächsten Morgen auf. Plötzlich hörte ich wieder Schritte. Völlig verängstig rutschte ich so nah es ging an die Wand und kauerte mich zusammen. Ich schluchzte leise vor mich hin. "Jana?" fragte eine mir bekannte Stimme. Und ich sprang auf die Tür zu. Durch die Schiebetür wurden Hände geschoben. Ich ergriff sie fest. "Alles wird gut. Ich hol dich da irgendwie raus" sagte Ana und ich hörte Tränen auf den kalten Steinboden tropfen. Sie ruckelte am Türschieber, doch der bewegte sich keinen Zentimeter. "Bitte lass mich nicht alleine. Ich hab so Angst" schluchzte ich. "Ich komme so oft es geht. Er hat mich geschickt um dir Essen zu bringen. Aber wie ich sehe isst du nicht. " sagte sie traurig. Ich gab keine Antwort. "Jannchen, bitte iss. Du kannst mich hier doch nicht alleine lassen." Wieder blieb ich still. Sie seufzte und erhob sich. "Ich komme nachher wieder. Sei tapfer!" sagte sie geknickt.

POV Ana

Noch immer weinend lief ich hinauf. Ich brachte das alte Tablett in die Küche und wurde auf dem Flur von einem Schrank angehalten. Er zog mich mit sich. In eine Richtung die mir gar nicht gefiel. Wir blieben vor einer großen Tür stehen. Er klopfte, öffnete die Tür und stieß mich hinein. Ich konnte mich knapp auf den Beinen halten. "Hast du getan was ich dir aufgetragen habe?" fragte der Teufel. Ich versuchte mein Zittern zu verbergen. "Ja, Sir" antwortete ich kurz. "Und?" "Sie isst nichts, Sir. " antwortete ich. "Um alles muss man sich selbst kümmern." sagte er genervt und verließ den Raum. Oh Gott, er wird sie umbringen. Bitte lass das nicht zu. Sie war nicht immer ein braver Engel, aber so etwas hat sie nicht verdient, dachte ich bei mir und sank auf die Knie ,um zu beten. Irgendwie half es mir. Denn nach einigen Minuten erhob ich mich und ging zurück an meine Arbeit. Ich sollte in der Küche helfen.

POV Jana

Ich lag auf dem kalten Steinboden und starrte ins Dunkel. Ich sah nichts. Es war unheimlich, aber hier war ja niemand. Ich kauerte mich noch mehr zusammen und wippte leicht. Ich summte die Mondscheinsonate. Die hatte ich immer für Luna gespielt, wenn sie Angst hatte und jetzt beruhigte sie mich. Plötzlich öffnete sich die Tür und Licht erhellte den Raum. Es war so hell, dass ich mir die Augen reiben musste. Jemand sehr großes und muskulöses kam auf mich zu. Er nahm mich am Kragen. Er hielt mir eine Wasserflasche an den Mund und zwang mich zu trinken. Wenn ich nicht ersticken wollte, musste ich schlucken. Er ließ mich die ganze Flasche austrinken und setzte mich dann ab. Ich atmete schwer. "Du isst das jetzt. Und zwar selbst. Ich kann dich auch füttern!" sagte er streng und hielt mir das Tablett vor die Nase. Ich wagte es nicht ihn anzusehen. Ich hatte panische Angst, weshalb ich ihm das Tablett abnahm und es vor mich stellte. Ich nahm den Löffel in die Hand und und aß ein wenig Suppe. "Gutes Mädchen" sagte er zufrieden. Ich hatte keinen Hunger. Nach einigen weiteren Löffeln legte ich den Löffel ab und kauerte mich zusammen. Ich hörte ein Knurren. "Bitte zwingt mich nicht. Ich bin satt, Sir" wimmerte ich leise. Plötzlich kam er wieder auf mich zu, doch anstatt mir weh zutun, wie ich es erwartete und deshalb  zusammenzuckte, setzte er sich neben mich. Mein Herz blieb stehen. Keiner sagte etwas. Wir saßen eine ganze Weile so dort. Er starrte an die Wand und ich auf meinen Schoß. Was wollte er? Ich fing an mir Gedanken zu machen. Ich ließ mein Verhalten Revue passieren. "Sir?" sagte ich leise. Ich spürte seinen Blick auf mir. Ich wagte es nicht aufzusehen. "Ich wollte mich entschuldigen. Das war respektlos. Es tut mir leid!" sagte ich und meinte es auch so. "Ich glaube jemand hat seine Lektion gelernt." sagte er und hielt mir die Hand hin. Ich ergriff sie und er zog mich auf die Beine. Ich folgte ihm hinauf. Licht zu spüren war eine ungeheure Wohltat. Ich atmete freier. Er brachte mich in unser Zimmer. Dort saßen die Jungs. Als sie mich sahen, schienen sie erleichtert. Paulo fiel mir um den Hals, doch nur für wenige Sekunden, denn er hatte den Blick des Teufels bemerkt. Als er langsam zurück schritt, schenkte ich ihm ein Lächeln. "Ihr drei Hanseln kommt mit mir mit. Und du ruhst dich etwas aus. Vergiss nicht deine Tabletten zu nehmen" sagte er ruhig und fast schon freundlich. Ich nickte und setzte mich auf das Bett, nach dem er die Jungs hinaus geschleppt hatte.
Nachdem ich eine Weile die Wand angestarrt hatte, stieg ich unter die Dusche. Ich hatte keine Ahnung wie lange ich da unten war, aber das warme Wasser tat gut. Normalerweise hätte ich auch meine Flügel gewaschen, aber da sie noch verbunden waren, ließ ich es bleiben. Danach trocknete ich mich ab, zog mir graue Kleidung an ,die ich im Schrank fand. Im Schrank fand ich auch frisches Verbandszeug. Ich wickelte also das Alte ab und versuchte das Neue zum halten zukriegen. Doch irgendwie klappte das nicht wie geplant. Irgendwann gab ich auf. Hätte ich meine Flügel eingezogen, hätte es furchtbare Schmerzen verursacht, weswegen ich es bleiben ließ. Als sich die Tür öffnete, rannte ich ins Bad. Wenn es der Teufel gewesen wäre, hätte ich echte Probleme gehabt. Ich hörte ein Schluchzen. Gut das war er sicher nicht also traute ich mich hinaus. Es war Ana die sich auf dem Boden zusammen rollte und bitterlich weinte. Sie war blutüberströmt. Ich war vollkommen geschockt. Ich rannte auf sie zu. "Was ist passiert?" fragte ich immer noch geschockt. Es kam keine Antwort zurück. Ich schaute nach woher das Blut kam. Es kam von ihrem Rücken. Ihr Kleid war zerrissen und überall waren Striemen verteilt. Auch im Gesicht hatte sie einen Striemen und blutete.

Böse Engel müssen bestraft werdenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt