18. Kapitel- Dämonen in mir

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In einer dieser Nächte gewitterte es fürchterlich und ich musste an die arme Luna denken, die allein zuhause saß und bitterlich weinte, voller Angst. Es trieb mich in den Wahnsinn, weshalb ich mich wieder einmal hinaus schlich. Doch zu meinem Bedauern war es still. Also ging ich heimlich in den Saal und setzte mich an diesen wunderschönen Flügel. Ich öffnete ihn vorsichtig. Ich wollte schließlich nichts kaputt machen. Den Deckel klappte ich zu ,sollte schließlich niemand mitbekommen. Zuerst traute ich mich nicht. Ich hatte Angst, wenn er mich erwischen würde, wäre ich sicherlich tot gewesen. Aber ganz leise fing ich an. Ich war so sachte wie es ging, um nur ganz leise Töne zu erzeugen. Ich schloss die Augen und sah das Wohnzimmer vor mir. Neben mir saß mein Mondschein und kuschelte sich an mich. Später saß ich an Lunas Stelle und schaute meinem Vater beim Spielen zu. Das hatte er oft mit mir gemacht und es erweckte mein Herz. Ich begann zu weinen, doch mit dem Spielen hörte ich nicht auf. Als ich ein Geräusch hörte, stoppte ich abrupt. Ich klappte es zu und rannte in die Dunkelheit. Ich hielt mir die Hand vor den Mund, um meine Atemgeräusche zu verringern und kauerte mich in einem Türrahmen. Ich hörte Schritte und presste mich an den Rahmen.

"Komm heraus! Ich weiß, dass du hier bist. Ich spüre deine Angst." sagte eine mir nur zu gut bekannte Stimme. Okay, meine Beerdigung sollte geplant werden. Er würde mich umbringen, dachte ich und trat ins Licht. Meine letzten Tränen wischte ich mir weg und starrte auf den Boden. Er ging aufs Klavier zu und setzte sich daran. Er klopfte auf den Platz neben sich. Ich setzte mich neben ihn. Meine Angst war zu groß. Ich hielt meine Atmung ruhig, mein Herz raste und mir lief ein Schauer über den ganzen Körper. Ich sah ihn nicht an. "Was ist dein Lieblingsstück?" fragte er. Ich zuckte zusammen. Ich war mir nicht sicher ob er das ernst meinte. Ich entschloss mich jedoch zu antworten. "Die Mondscheinsonate, Sir" antwortete ich eingeschüchtert. Er lächelte und begann zu spielen. Er spielte so wunderschön und ich starrte nur auf die Taste. Leise liefen mir Tränen die Wange hinunter. Ich ließ sie fließen. Es kam alles wieder hoch. Ich konnte mein Schluchzen nicht mehr zurück halten. Er stoppte und sah mich an. "Was ist los? Dich bedrückt doch etwas" fragte er ruhig. "Nichts. Alles gut." antwortete ich. "Glaubst du ich merke nicht, dass du Nacht für Nacht draußen herumschleichst und mich beim Klavierspielen belauschst?" fragte er weiter. Ich schwieg. "Gut, wenn du nicht drüber sprechen willst. Dann erzähl mir doch mal warum die Mondscheinsonate dein Lieblingsstück ist. " sagte er nach einem Seufzen. Ich weinte nur. Ich brachte kein Wort heraus. Ich war emotional völlig überfordert. Ich hatte Angst, Heimweh, Sehnsucht, Wut, Schmerz und Verzweiflung und zwar alles gleichzeitig. "Okay. Du möchtest nicht sprechen. Dann zeig es mir." sagte er. Ich sah ihn verwirrt an. Seine ausgestreckte Hand kam auf mich zu. Ich kauerte mich zusammen und hielt mir die Arme vor den Kopf. "Bitte nicht, Sir. Bitte nicht wehtun!" schluchzte ich. "Ich tu dir nichts! Lass mich in deinen Geist sehen. Ich möchte dir weder weh tun, noch dir Böses zu fügen. Ich verspreche es! Ich will dich nur verstehen. Bitte! " sagte er behutsam." Ich halte dir jetzt meine Hand an den Kopf. In Ordnung?" fragte er. Ich nickte nur. Mein Leben zog an mir vorbei. Alles Schlechte und alles Gute. Ich weinte und er sah leise zu. Er sah alles. Irgendwie half es mir, dass das jemand sah und mich verstand, auch ohne Worte. Irgendwann waren wir im Saal angekommen und er ließ mich los, als ich voller Angst ins Licht trat. Ich öffnete die Augen und sah ihn an. Ich weinte und er zog mich in seine Arme und umarmte mich fest. Er streichelte mir übers Haar und langsam beruhigte ich mich. "Du hast Heimweh." sagte er und ich nickte nur. "Du verstehst aber sicher, dass ich dich noch nicht gehen lassen kann." ergänzte er. Ich nickte nur. "Aber deine Gesundheit ist mir wichtig, auch wenn man das nicht vermuten würde. Was hältst du davon mich hinauf zu begleiten? Als meine Dienerin. Es gibt neue Engel ,die eine Lektion benötigen und ich denke, dass du eine gute Dienerin abgeben würdest. " erklärte er. Ich schüttelte heftig den Kopf. Ich sprang auf und lief in mein Zimmer. Als seine Dienerin wäre ich im Himmel nicht mehr willkommen. Ich wäre ein gefallener Engel. Ich könnte nie wieder zurück kehren. Das ließ ich mir nicht antun. Ich verschloss meine Tür und legte mich in mein Bett. Ich wäre in diesem Moment am Liebsten gestorben.

Böse Engel müssen bestraft werdenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt