10. Kapitel- Netter Teufel?

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Als ich am nächsten Morgen völlig erschöpft erwachte, waren die Jungs weg. Ich sprang aus dem Bett. Ana lag oben und schlief. Wenigstens etwas.... Auf dem Schreibtisch fand ich einen Zettel.
Wir sollen zum Wächtertraining. Bleib bei Ana und kümmer dich um sie. Ich schreib für dich im Unterricht mit. LG Paulo

Ich atmete auf. Ich war ziemlich geschockt. Ich ging also ins Bad und machte mich fertig. Ich zog ein graues Kleid an, weil ich die Schuluniform nicht dreckig machen wollte. Als ich hinaus kam saß Ana im Bett. "Guten Morgen! Wie geht es dir" fragte ich besorgt. "Guten Morgen, es geht. Hab ganz schön Schmerzen und auch schlecht geschlafen." "Haben wir alle gemerkt. Erzählst du mir bitte was passiert ist?" "Nur wenn du verspricht es niemandem zu erzählen " "Versprochen!" Und dann erzählte sie mir alles. Ich war tief geschockt. Sie begann wieder zu weinen. Als ich es geschafft hatte sie zu trösten, half ich ihr aus dem Bett ins Bad. Als sie fertig war, setzte sie sich wieder aufs Bett. Sie war noch ziemlich wackelig auf den Beinen. Ich stützte sie, damit sie nicht umkippte. Gemeinsam mit ihr ging ich wieder zur Ärztin. Sie wechselte Anas Verband und schmierte meine Flügel ein. Ana bedankte sich bei ihr, immerhin hatte sie ihr das Leben gerettet. Die Ärztin wollte noch kurz mit mir sprechen. Wir gingen in einen kleinen Raum ,in dem ein Schreibtisch stand. "Hast du raus bekommen wie es passiert ist" fragte sie neugierig. "Nein. Sie verrät es nicht. Das wird sie wohl mit ins Grab nehmen" log ich und fühlte mich schlecht. Sie nickte. "Deine Flügel brauchen im Übrigen Training, das werde ich dem Herren mitteilen. Sie müssen wieder zu Kräften kommen. Und für deine Freundin gebe ich dir Vitamine. Auch ihr würde frische Luft nicht schaden." erklärte sie.
Ich nickte und ging dann, Ana stützend, zurück aufs Zimmer. Sie legte sich hin. Sie war sehr erschöpft vom Minispaziergang. Ich versuchte währenddessen die Hausaufgaben, die die Jungs zwischendurch vorbei gebracht hatten, zu machen. Aber ich verzweifelte an Mathematik und den Funktionen. Wofür Engel und Dämonen so einen Mist benötigen habe ich nie verstanden. Nach 2 Stunden gab ich auf. Ich rallte es einfach nicht. Ana schlief immer noch. Ich weckte sie vorsichtig auf, damit sie nachts schlafen konnte. Wir beide unterhielten uns. Ihr schien es besser zu gehen. Sie hatte vorher ihre Vitamine genommen und ihre Energie kehrte langsam zurück. Plötzlich wurde die Tür aufgerissen. Es war der Teufel. "Guten Tag, Sir" begrüßten wir ihn. "Wie geht es dir" fragte er ruhig. "Besser, Sir. Danke" antwortete Ana. "Erzähl mir was passiert ist" forderte er. Ana sah mich geschockt an. "Ich... Ich" stotterte sie. Ich versuchte ihr zu helfen. "Sir? Kann ich Euch draußen sprechen?" fragte ich vorsichtig. Er warf mir einen skeptischen Blick zu, nickte aber anschließend. Gemeinsam gingen wir hinaus. "Bitte Sir, habt Verständnis. Sie ist traumatisiert. Sie hat es nicht mal mir erzählt. Ich denke es ist besser ,wenn wir es dabei belassen" log ich. "Bist du dir sicher, dass sie es dir nicht erzählt hat" bohrte er nach. Ich lief feuerrot an. "Jana!" forderte er. "Ich kann nicht. Ich habe es geschworen. Ein Engel bricht niemals seinen Schwur" unterbrach ich ihn. "Außerdem ist auch nicht wichtig was passiert ist. Hauptsache ihr geht es besser " ergänzte ich. Er sah mich mit funkelnden Augen an. "Gut, wenn sie es so wünscht. Aber du erhältst für deine Lüge eine Strafe." sagte er gereizt. "Ja, Sir" sagte ich geknickt. "Abendbrot fällt für dich heute aus." sagte er streng. Ich nickte nur. Das war es mir wert. Anschließend gingen wir wieder hinein. Ana hatte sich zusammen gekauert und zitterte. Sie löste sich aus ihrer Haltung als wir den Raum betraten. Ich nickte ihr vorsichtig zu. "Meinst du, du bist so fit, dass du morgen wieder arbeiten kannst." fragte er wieder leise. Sie zuckte mit den Schultern. Er kam näher zu ihr. Sie kroch zurück und kniff die Augen zu. Doch keine Chance. Er war bei ihr und hielt ihr die Hand auf die Stirn. "Dein Fieber ist weg. Und Schlaf hattest du ja genug. Ich denke das geht." sagte er. Sie nickte. "Aber in die Schule gehst du mir noch nicht. Du bleibst hier und machst einfachere Aufgaben. Verstanden?" fragte er. "Ja, Sir" sagte sie eingeschüchtert. Er ging im Raum umher bis sein Blick auf den Schreibtisch fiel. "Wessen Hefte sind das?" fragte er. "Meine Sir, tut mir leid ich räume sie weg" sagte ich schnell und wollte sie zu klappen. Doch er unterbrach mich. "Zeig mal" forderte er. Ich lief mal wieder feuerrot an. Ich hielt ihm das Heft hin. Er schnappte es sich und blätterte es durch. Er sah wenig begeistert aus. Kein Wunder bei meiner Inkompetenz was Mathe anbelangte. Er sah auf. "Du hast alle Aufgaben abgeschrieben, aber keine gelöst" stellte er fest. Ich sah zu Boden. Es war mir unangenehm. "Du weißt, dass ich erwarte, dass ihr das nachholt ,was ihr verpasst!" ergänzte er. Ich nickte. "Zeig mal das andere." forderte er und ich kramte mein Sprachen- und mein Geschichtsheft heraus. Diese Aufgaben hatte ich ohne Probleme gelöst. Er las sich alles durch. "Warum hast du hier alles gemacht und da gar nichts?" fragte er verwirrt. Ich schluchzte auf und wischte mir die Tränen weg. Er hob eine Augenbraue. "Ich hätte gerne eine Erklärung" sagte er und versuchte ruhig zu bleiben, weil ich schon weinte. "Ich... Ich..." stotterte ich. Er sah zu Ana, wahrscheinlich in der Hoffnung dort eine Antwort zu erhalten. Doch Ana war vom Bett geklettert und umarmte mich. "Nicht weinen Jannchen" sagte sie leise. Ich war so frustriert und von mir selbst enttäuscht, doch gleichzeitig gedemütigt. Der Teufel stand immer noch vor uns und war dezent überfordert. "Verrät mir jetzt mal einer was los ist?" fragte er genervt. "Sir, keiner von uns kann Mathe, naja außer Thomas und Jana kann es eben am Wenigsten. Ihr ist das unangenehm. Sie hat sich wirklich bemüht, Sir. Sie saß zwei Stunden daran. Aber sie hat es nicht hinbekommen." erklärte Ana. Ich schluchzte nur. Ich erwartete, dass es gleich Ärger gab, weil ich so dumm war. Wie bei meinem Onkel damals. Bei diesem Gedanken erschauderte ich. "Und warum weinst du da? Jeder hat nun mal Stärken und Schwächen. Du kannst dafür eben Weltsprachen gut, wie ich gesehen habe." sagte er. Ich wischte mir die Tränen weg. "Also seid Ihr nicht sauer" fragte ich vorsichtshalber. Er schüttelte den Kopf. Ich lächelte leicht. "Aber wir müssen uns darum kümmern, dass das besser wird. Du kriegst Nachhilfe!" sagte er. Ich nickte nur. "Gut, Anastasia du fängst morgen mit dem Nachholen an. Und du Jana gehst erst zur Schule, dann arbeiten und dann gibt es Nachhilfe. Am Abend habt ihr Flug- und Gabentraining mit den Jungs. Verstanden?" fragte er. "Ja, Sir" antworteten wir im Chor. Er nickte zufrieden und verließ das Zimmer. "Was war das denn. Der war ja fast nett" sagte Ana erstaunt. Ich nickte nur. Eine halbe Stunde später kamen die Jungs zurück. Sie waren voller Dreck und Staub und versauten mit ihren Potten unser Zimmer. Dafür hielt ich ihnen eine Standpauke, denn ich war diejenige, die das sauber machen durfte. Die Jungs gingen duschen und solange wischte ich durch. Ich war dezent genervt. Danach kam das Essen. Aber nur vier Teller, denn ich bekam ja eine Strafe. Während die anderen aßen, ging ich ins Bad. Ich stellte mich unter die Dusche. Ich entspannte etwas und begann dann zu singen. Ich weiß nicht wieso. Es sprudelte aus mir heraus. Ich bemerkte es selbst kaum. Als es plötzlich ruckartig klopfte, stoppte ich.

Böse Engel müssen bestraft werdenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt