Als er die Tür öffnete kam ihm sofort der unverwechselbare Geruch eines alten Gebäudes entgegen. Staub und eine Menge altes Holz. Anders als die meisten Menschen empfand er dies jedoch nicht als störend oder ekelhaft. Ganz und gar nicht. Stattdessen hieß er es geradezu willkommen. Dieser Duft, die Wärme und die gesamte Atmosphäre symbolisieren etwas für ihn, was er zuvor nie gehabt hatte. Ein Zuhause. Es zauberte ihm ein warmes Gefühl in seine Magengegend und ein kleines Lächeln auf die Lippen. "Dabi!" Hawks! Ihr seid zurück!" Selbst die quietschige Mädchenstimme konnte ihm seine gute Laune, die nicht nur durch die Präsenz seiner Heimat, sondern auch durch die Versöhnung mit Hawks, entstanden war, versauen. Stattdessen beobachtete er nur grinsend, wie ein blonder Haarschopf aus, wer weiß welcher Ecke, in einer Gepardenartigen Schnelligkeit auf ihn zustürmte. Die Wucht mit der sich die dünnen Ärmchen, die man allerdings auf keinen Fall unterschätzen sollte, um seine Hüfte schlangen, presste ihm die Luft in einem Stoß aus seinen Lungen und er musste sich in dem Griff ein wenig zurecht winden, um erneut ordentlich Atmen zu können. Diese ganze Situation ließ vermuten, dass sie sich seit Ewigkeiten nicht gesehen hatten, wo sie doch gestern erst abgereist waren. Naja, vermutlich war dies in Togas Augen schon eine Ewigkeit. Er konnte nicht leugnen, dass es sich gut anfühlte, nach Hause zu kommen und von jemandem vermisst zu werden. Allerdings war dieser Griff auch verdammt fest...
"Sieht aus, als hätte dich jemand vermisst.", hörte er eine neckische Stimme hinter ihm, so als ob ihr Besitzer seine Gedanken gelesen hätte. Mit ein wenig Mühe schaffte er es, sich in dem engen Griff ein Stück umzudrehen. Sofort wurde er mit zwei amüsierten goldenen Augen und einem schiefen Grinsen konfrontiert. Mit gespieltem Mitgefühl, klopfte Hawks ihm einmal brüderlich auf die Schulter und zuckte mit den Schultern, so als würde er sagen wollen: 'Gewöhn dich schonmal dran. Entkommen ist zwecklos.' Es war offensichtlich, dass der geflügelte äußerst belustigt von seiner Lage war. Er verdrehte nur einmal die Augen und versuchte sich aus dem Klammergriff herauszuwinden, doch wie sein Begleiter bereits sagte, war Entkommen zwecklos. Der blonde Vampir vor ihm murrte bei seinem Befreeiungsversuch nur unzufrieden und presste sich trotzig noch enger an seinen Bauch. Er mochte Toga, doch er musste zugeben, dass sie manchmal echt anstrengend sein konnte. Glücklicherweise hatte er schon immer ein Talent dafür gehabt, sich dämmliche Ausreden einfallen zu lassen. "Hey, Toga!" Mit so einer Schnelligkeit, dass er schon befürchtete, sie würde sich das Genick brechen, legte sich ihr Kopf in den Nacken, sodass sie mit glänzenden Iriden zu ihm hoch schauen konnte. Ihre Augen waren dabei parallel zu dem beängstigendem Grinsen auf ihren Lippen, welches ihre spitzen Fangzähne nochmal mehr zur Geltung brachte, verzogen. "Was denn?" Der Honigsüße, beinahe kindliche Ton, in dem sie sprach, ähnelte kein bisschen dem verzerrten und furchterregendem Ausdruck auf ihrem Gesicht, doch er lebte schon zu lange mit diesen Menschen zusammen, als das er sich jetzt noch vor ihnen fürchtete. Zumindest nicht in so einer Situation. "Könntest du vielleicht Shigaraki über unsere Ankunft informieren, sodass wir alles wichtige mit ihm besprechen können. Du wärst uns dadurch eine große Hilfe." Gut, der letzte Satz war womöglich etwas übertrieben, aber er wollte dem Mädchen nicht den Eindruck verschaffen, dass er sie loswerden wollte. Sie legte kurz den Kopf schief und schien zu überlegen, bevor sie grinsend nickte. Man konnte über sie alles mögliche sagen, aber nicht, dass sie nicht hilfsbereit war. Sie war einer der Menschen, die alles für ihre Freunde tun würden. "Geht klar!" Mit diesen Worten löste sie sich von ihm und er konnte sich nicht verkneifen, einmal erleichtert aufzuatmen. Die Blondine hatte es zum Glück nicht bemerkt und begab sich stattdessen mit kleinen Hüpfern und tanzenden Schritten auf die Tür zu, bevor man ihre Schritte zuerst auf der alten Holztreppe und danach in dem langen Flur über ihnen hören konnte.Er selbst Schritt gemächlich auf einen der runden Bar Hocker zu und ließ sich dann träge auf der Sitzfläche nieder, die unter seinem Gewicht kurz protestierend knackte. Sein Begleiter folgte ihm und setzte sich auf einen der benachbarten Hocker. Dessen Blick lag die gesamte Zeit über stets auf ihm und er zog fragend eine Augenbraue hoch. "Was ist los?" Er konnte sich schon selbst denken, was los war, aber er fragte dennoch nach. Der Angesprochene seufzte einmal auf und fuhr sich mit der glatten Handfläche einmal durch die blonden Locken, sodass die einzelnen Strähnen noch wirrer abstanden, als zuvor. "Naja, ich frag mich nur, wie du Shigaraki das ganze erklären willst. Oder sagst du ihm einfach das selbe, wie Overhaul?" Oh, richtig. Da war ja noch was. Er zog nachdenklich die Stirn kraus, während er über den Vorschlag nachdachte. Es stimmte schon, er könnte ihrem Anführer einfach das gleiche, wie dem Yakuza Boss, erzählen. Allerdings fiel ihm auch noch eine leichtere Variante ein. "Shigaraki war nicht mit uns vor Ort. Er kann nicht bezeugen, was wirklich passiert ist. Er weiß nur, dass wir dort waren, um uns einen Kontakt zu holen." Bei dem Worten konnte er sich ein schiefes Grinsen nicht verkneifen. Heute war vermutlich sein Ausreden-erfinden und Andere-anlügen Tag, aber er hatte eben schon immer die schlechte Eigenschaft gehabt vor seinen Problemen wegzulaufen, anstatt sie bei der Wurzel zu packen und sie ein für alle Mal aus dem Boden zu ziehen. Sein Gegenüber verstand die Andeutung. Glücklicherweise schien auch er nicht sonderlich erpicht darauf zu sein, die Sache mit Shoto und dessen Freunden zu erklären. Sie hatten sich immerhin darauf geeinigt erstmal nur zu zweit miteinander darüber zu sprechen und es der Liga ein anderes Mal zu erklären, wenn auch Dabi selbst bereit dazu war. Der geflügelte nickte ihm zustimmend zu, bevor sein Gesicht eine ernste Nuance bekam. "Du weißt aber, dass ich noch Fragen an dich habe, vor denen du dich nicht so leicht verstecken kannst, nicht wahr?" Natürlich wusste er das. Wie könnte er es denn schon vergessen? Trotz, dass er wusste, dass er dem Anderen ein paar Antworten mehr als schuldig war, spürte er einen Schauer seinen Rücken entlang kriechen. Er konnte sich selbst so viel wie möglich sagen, dass diese Unterhaltung nichts schlimmes oder gar gefährliches darstellte und trotzdem war da diese Angst in ihm. Die Angst, erneut auf Ablehnung und Verachtung zu stoßen. Er wollte nicht den einzigsten Menschen, welcher jemals etwas für ihn empfunden hatte, aufgrund von banalen Dingen, wie seiner Herkunft und Abstammung, verlieren. Er wusste nicht, ob er es verkraften würde, wenn Hawks sich dazu entschied ihn zu hassen. "Ja, ich weiß. Irgendwann werde ich es auch allen erzählen. Es ist nur...ich-"
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Your Power (Dabihawks)
FanfictionJapan in der Krisensituation. Eine gespaltene Gesellschaft, Aufstände, Rebellionen und eine Gruppe Verrückter, die alles verändern will. Natürlich gehört Dabi nicht zu diesen Spinnern. Er würde doch niemals bei sowas wahnsinnigem mitmachen...oder?