Er erwachte zu einem rhythmischen Ein-und Ausatmen, in welches sich ab und zu leise Geräusche, die ihn an ein Vogel zwitschern erinnerten, einmischten. Er brauchte einen Moment um zu realisieren, dass diese Laute nicht von im selbst stammten und ließ seinen Blick ziellos durch den Raum wandern. Erst Allmählich erwachten seine Sinne wieder aus dem Schlafmodus und ließen ihn ein fremdes Gewicht an seinem Rücken spüren. Normalerweise wäre er mit diesem Gedanken sicher in Panik ausgebrochen. Hätte erwartet, dass man ihn erneut ausgeraubt oder missbraucht hatte, doch anders als auf der Straße trat dies hier nicht ein. Bei der Liga fühlte er sich sicher. Er wusste, dass es noch andere Menschen hier gab, die alles daran setzen würden, ihre Freunde zu beschützen. Außerdem wusste er genau, wer dort hinter ihm lag. Er gähnte einmal und wischte sich die verrutschen Strähnen aus dem müden Gesicht, bevor er die Mühe dazu aufbrauchte sich umzudrehen. Es stellte sich als schwer heraus, denn als er an sich herunter blickte, konnte er einen schlanken Arm erkennen, welcher eng um seine Hüfte geschlungen war. Er schmunzelte bei dem Anblick und ließ seine Fingerspitzen erst neckisch über die vom Schlaf aufgeheitzte Haut streifen, bevor er den Arm schließlich mit sanfter Gewalt ein Stück nach oben drückte. Gerade genug, um sich umdrehen zu können. Bei dieser Aktion ertönte ein unzufriedenenes Murren neben ihm und er konnte sich ein schiefes Grinsen nicht verkneifen. Seinen Ellenbogen stützte er auf der weichen Matratze ab und lehnte dann seinen Kopf auf seine freie Handfläche, um den schlafenden Mann neben ihm besser ansehen zu können. Ein blonder Haarschopf lugte unter der Decke hervor und die goldenen Locken glänzten im hereinscheinenden Sonnenlicht geradzu majestätisch auf. Am liebsten hätte er sich herunter gebeugt, seine Nase in den weichen Haaren vergraben und ganz tief eingeatmet. Den Duft des Anderen inhaliert, bis dieser durch seinen gesamten Körper strömte und alle anderen Eindrücke überdeckte. Jedoch hielt er sich zurück, um seinen Freund nicht unnötig aufzuwecken.
'Sein Freund...' Bereits als er dieses Wort dachte, stahl sich eine verdächtige Röte auf seine Wangen. Er hätte am liebsten vor Freude laut losgeschrien. Er hatte einen Freund! Einen festen Partner fürs Leben, der ihn, wie sagte man doch gleich, in guten wie auch in schlechten Zeiten unterstützte. Er konnte das ganze gar nicht recht begreifen. Erst vor kurzem hatte er noch allein und verwahrlost auf Tokios Straßen gelebt. Hatte in jeder Person einen Feind sehen müssen, um sein eigenes Überleben zu sichern, hatte gehungert und gefroren. Jetzt...jetzt lebte er in einem richtigen Haus, hatte Freunde, die ihn unterstützten, einen Beruf, wenn man das so nennen konnte und einen Partner! Hätte jemand ihm vor Wochen erzählt, was in seiner Zukunft passieren würde, dann hätte er diese Person als verrückt abgestempelt. Er konnte einfach nicht glauben, dass es Menschen gab, die ihn akzeptierten, seine Gesellschaft genossen und ihn mochten...manche ein wenig mehr als andere. Er wusste nicht, ob es diese Erkenntnis oder einfach sein vom Schlaf benebeltes Hirn war, doch diese Gedanken machten ihn ganz hippelig. Seine Füßen trommelten einen unregelmäßigen Takt auf der Matratze und seine Finger brannten mit dem Verlangen sich in etwas festzukrallen. Es war ein seltsames Gefühl. Schon lange war er nicht mehr so glücklich gewesen und hatte manchmal sogar bezweifelt, dass er eine Emotion wie Freude überhaupt noch empfinden konnte. Jetzt jedoch fuhren seine Glückshormone Achterbahn und ließen ihn vermutlich, wie ein kleines Kind mit einer Tüte voller Süßigkeiten aussehen. Das hippelige Klopfen seiner Füße auf der Matratze stoppte erst, als er ein müdes Murren neben sich wahrnahm und kurz darauf das Rascheln der Bettdecke. Der Mann neben ihm rutschte erst im Halbschlaf auf der Matratze herum und versuchte anscheinend eine angenehme Position zu finden, bevor sich seine Augenlider langsam öffneten.
Schon so oft hatte Dabi sich in diesen goldenen Seelenspiegeln verloren, doch auch jetzt noch versank er automatisch in dieser strahlenden Farbe, die ihm so sanft und warm entgegen glänzte. Man konnte sagen, was man wollte, doch für ihn war Hawks einfach eine typische Naturschönheit. Der Mann brauchte keine umständliche Morgenroutine, keine überteuerten Haarsprays oder Cremen, um für ihn wie der schönste Mensch der Welt auszusehen. Die Art, wie die blonden Locken sein Gesicht umrahmten, wie seine helle Haut in der Sonne zu strahlen schien und wie sich diese goldenen Augen bei jedem Gespräch genau in die Seele der anderen Person bohrten, ließen sein Herz aufgeregte Sprünge machen. Seltsam, er war nie der Typ für große Emotionen gewesen, doch Hawks schien irgendeinen Schalter in seinem Gehirn umgelegt zu haben. "Guten Morgen.", hörte er die verschlafene Stimme murmeln und beobachtete, wie sich ihr Besitzer träge aufrichtete, sodass sie beide nun auf gleicher Augenhöhe waren. Bei der ungewöhnlich rauen Morgenstimme lief ihm ein Schauer über den Rücken und er musste wirklich kämpfen, um nicht erneut zu Erröten. "Morgen.", grüßte er zurück und streckte eine Hand aus, um durch die goldenen Locken zu wuscheln. Das Verlangen dazu hatte er schon gehabt, seit er diesen wirren Haarschopf zum ersten Mal erblickt hatte und nun bot sich endlich die geeignete Gelegenheit dazu an.
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Your Power (Dabihawks)
FanfictionJapan in der Krisensituation. Eine gespaltene Gesellschaft, Aufstände, Rebellionen und eine Gruppe Verrückter, die alles verändern will. Natürlich gehört Dabi nicht zu diesen Spinnern. Er würde doch niemals bei sowas wahnsinnigem mitmachen...oder?