~ Kapitel 8 ~

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Liam hatte die Wahrheit gesagt. Wenn man reinkam erstreckte sich ein Flur vor einem. Die Wände in einem angenehmen cremefarbenen Orange. Die erste Tür rechts führte zur Küche. Die erste links ins Badezimmer. Die zweite rechts in das Wohnzimmer. Ich hatte nicht die leiseste Ahnung was sich hinter der zweiten Tür links verbarg. Geradeaus befand sich Liam's Schlafzimmer.

Es machte wirklich alles einen sehr schönen Eindruck. „Wein? Du kannst dich ruhig schon mal auf das Sofa setzen." Die Frage ob ich Wein trinken wollte bejahte ich. Das Sofa war braun und aus Leder. Ich nahm Platz, verschränkte die Beine übereinander und sah mich ein wenig im Raum um.

Ein kleiner Couchtisch stand direkt vor dem Sofa. Links vom Sofa stand ein Sessel, ebenfalls braun und aus Leder. Die Gardinen in einem schönen rot hingen rechts und links vom Fenster herunter. An den Wänden hingen Bilder und ein Fernseher.

Bei genauerem hinsehen konnte ich auf einem der Bilder Liam, zwei etwas jüngere Jungen und ein Mädchen erkennen. Das Bild musste in etwa vor zwei Jahren gemacht worden sein. Alle vier waren elegant gekleidet. Liam und die anderen Jungen trugen einen Anzug.

Das Mädchen hingegen ein hübsches Kleid. Alle hatten hellblaue Augen. „Das sind meine Geschwister." Vor Schreck bekam ich fast einen Herzinfarkt. Mittlerweile fand ich mich direkt vor dem Bild wieder. Ich hatte nicht bemerkt, dass ich während ich nachdachte aufstand.

„Das ist mein Bruder John", sagte Liam und zeigte auf den Jungen der auf dem Bild neben ihm stand. Mit der anderen Hand reichte er mir mein Weinglas.

„John ist der drittälteste. Links von mir steht mein Bruder Lionel. Er ist der zweitälteste. Und die kleine bezaubernde Prinzessin, die ich auf dem Arm habe ist Lilly." Nach und nach, tippte Liam auf seine Geschwister, um mir deutlich zu machen, wer wer war.

„Lionel ist jetzt siebzehn, John zwölf und die kleine Lilly wird acht, aber das weißt du ja." Vorsichtig nippte ich an dem Wein und er erwies sich als unglaublich köstlich.

„Sie sehen nett aus." Das die vier Geschwister waren, konnte selbst ein Brillenträger ohne seine Brille nicht übersehen. „Das sind die Quälgeister auch. Nur manchmal gehen sie einem echt auf die Nerven. Sicherlich würden meine Geschwister dich mögen."

Es war schön zuzuhören, wie Liam über seine Geschwister sprach. Früher hatten meine Schwester Marissa und ich auch ein gutes Verhältnis, aber das war mal. Wahrscheinlich würde es zwischen uns nie wieder so wie früher werden, denn zur Zeit verspürte ich nur reinen Hass gegenüber ihr.

„Vielleicht lerne ich deine Geschwister ja mal kennen." Plötzlich leuchteten Liam's Augen auf. „Du kannst mich ja zu Lilly's Geburtstag begleiten. Sie würde sich bestimmt riesig freuen. Hast du Samstag Zeit?"

Eigentlich glaubte ich nicht wirklich die Familie mal zu treffen. Das war eher so daher gesagt.

Wiederrum hatte ich Samstag Zeit, also wieso nicht. „Wenn du das gerade ernst meintest, dann gerne. Hab sowieso nichts vor." Da war dieses unverschämt süße Lächeln wieder, welches verboten gehören müsste.

Ding. „Das muss Colin sein. Setz dich doch ruhig wieder hin. Ich mache auf." Ich tat wie mir gesagt wurde. Die Couch war echt gemütlich. Der Anfang einer legendären Freundschaft. Obwohl, vielleicht sogar eine Lovestory fürs Leben. Couchilein und ich bis ans Ende der Welt.

Die Tür knallte und zwei männliche Stimmen waren zu hören. Einmal die von Liam und ich nahm an, dass die zweite Stimme zu Colin gehörte. Zusammen betraten die beiden Männer den Raum.

„Die junge Dame, die auf meinem Sofa sitzt ist Rose. Den Laptop hast du für ihre Mitbewohnerin Jenna repariert." Die schwarzen schulterlangen Haare hingen Colin ins Gesicht. Große etwas breitere Statue und graue Augen. Zwar nicht mein Typ, dennoch Sexy.

„Hallo, ich bin Colin freut mich." Zur Begrüßung schüttelte ich seine Hand. „Rose, freut mich auch. Vielen, vielen Dank, dass du den Laptop so schnell repariert hast." Liam setzte sich rechts von mir hin und Colin ließ sich auf dem Sessel nieder.

„Kein Ding. Ist nicht der Rede wert." Colin mochte ja Sympathisch sein, doch schon nach fünf Minuten hatte ich keinen Plan mehr, wovon die zwei Männer sprachen. Das Einzige das ich verstand war Bahnhof. So ging das dann ganze geschlagene zwei Stunden, bis Colin sich verabschiedete und ging. Ich trank in der Zeit einfach ein Glas Wein nach dem anderen.

„Warum bist du so still Rose?" Vorsichtig stellte ich das Weinglas auf den Tisch. „Ganz ehrlich, ich habe eben Null verstanden von dem worüber ihr gesprochen habt." Liam setzte sich wieder zu mir. Er hatte seinen Kumpel zur Tür gebracht.

„Colin hat über IT gesprochen. Wenn ich ganz ehrlich bin, ich habe auch nicht wirklich viel verstanden. Das ist wie ein Spiel. Einfach raten. Entweder ja oder nein sagen. Die Chance das Richtige zu sagen liegt bei 50% Und wenn du dann doch mal nein sagst, obwohl du hättest ja sagen sollen, kriegt Colin das nicht mal mit, da er so in seine Gedanken vertieft ist."

Wissend zwinkerte mein Chef mir zu. So lief das also, wenn Männer sich unterhielten. Sie sagten einfach ja oder nein in der Hoffnung das Richtige gewählt zu haben.

„Also wegen Samstag. Bis zu dem Haus meiner Eltern fahren wir zwei Stunden. Um sieben ist Abfahrt. Ich hole dich mit dem Auto ab. Wir kommen gegen neun Uhr an. Voraussichtlich bleiben wir bis Sonntag. Pack dir also noch Wechselklamotten ein. Ein Geschenk für Lilly habe ich schon gekauft. Das geben wir ihr im Namen von uns beiden."

Wow. Planung war wohl voll sein Ding. „Genial. Das ist ein Plan." Fragend blickte Liam drein. „Hörst du eigentlich irgendeine bestimmte Musikrichtung? Wegen der Autofahrt. Wenn du magst bring einfach deine Lieblings CD mit. Die Fahrt ist schließlich nicht allzu kurz." Aufmerksam war mein Kumpel allemal.

„Willst du noch einen Film sehen?" Die Uhr zeigte schon 20:15 Uhr. „An sich gerne, allerdings  habe ich morgen recht früh eine Vorlesung und erst heute habe ich meinen Kurs ausfallen lassen."

Ungläubig sah Liam mich an. „Du, die ehrgeizige Studenten hat heute eine Vorlesung ausfallen lassen. Du willst mich doch für Dumm verkaufen." Mein Kopfschütteln bestätigte meine Aussage.

„Welchen Kurs hast du denn ausfallen lassen?" Beschämt sah ich zu Boden. „Nun ja...Literatur von 1830 bis 1914.." Jetzt lachte Liam mich aus.

„Gott, du studierst Literatur? Was bist du denn für ein Streben. Ist ja abartig. Was hat das jetzt aber eigentlich mit Medizin zutun?" Konnte man sich denn nicht einfach für Literatur interessieren und es studieren, ohne das es einen Vorteil für die künftige Berufung hatte?

„So gut wie nichts, ich finde es einfach interessant und möchte mich weiter in diesem Thema belehren lassen. Herr Gott nochmal, wieso versteht mich denn niemand? Bald geschehen noch Morde." Jetzt war Liam's Gesichtsausdruck ängstlich.

„Ähm also...wie wäre es mit Dirty Dancing?" Ein seufzen entwich mir. „Sorry but, niemand auf diesem Planeten scheint mich zu verstehen." Denglisch sprach ich fließend. Als der noch etwas über meine Wortwahl perplexe Liam nichts sagte, sondern den Mund nur öffnete und direkt wieder schloss, fügte ich noch hinzu „Dirty Dancing ist super."

Catch me if I fallWo Geschichten leben. Entdecke jetzt