Mit dem Laptop auf dem Arm kramte ich meinen Zimmerschlüssel aus meiner Tasche. Das stellte sich als schwieriger als Gedacht heraus. Als ich es dann endlich schaffte aufzuschließen, fiel mir fast der kleine elektronische Kasten aus der Hand. Mit dem Fuß trat ich die Tür hinter mir zu, die leider etwas schwungvoller als erwartet in das Schloss glitt. Was sollte ich denn aber auch machen? Die ach so netten Studenten liefen ja einfach an mir vorbei, anstatt mir zu helfen.
Nachdem der Laptop auf dem Tisch seinen Platz fand, warf ich das Schlüsselbund auf mein Bett. Von mir aus konnte dieser Tag direkt auf Knopfdruck zu Ende gehen. So müde wie ich war, hätte ich mich ganz einfach in das Land der Träume verabschieden können.
Die Tür öffnete sich in dem Moment, als meine Schuhe in irgendeiner Ecke des Raumes landeten. „Hey." Jenna stellte ihre Schuhe im Vergleich zu mir ordentlich auf der Garderobe ab. „Hey, Jenna. Dachte schon du hättest dich Verlaufen." Die blaue Jacke meiner Freundin baumelte jetzt am Haken. „Ja, ich war spontan mit Lia bei Starbucks. Ich hatte dir eine Nachricht geschrieben, ob du dazu kommen möchtest."
Erst jetzt bemerkte ich, dass mein Handy noch auf meinem Nachttisch lag und lud. Auf dem Display wurden mir sechs Nachrichte und ein verpasster Anruf angezeigt. Zwei der Nachrichten waren von Jenna. 1.Nachricht von Jenna: >Hey, bin mit meiner Freundin Lia bei Starbucks. Lust auch zu kommen? XOXO<
2. Nachricht von Jenna:> Falls Du noch kommen willst, wir gehen jetzt zu H&M.<
Die anderen Nachrichten waren alle von meiner Mutter. Schon alleine der Gedanke daran, was in den WhatsApp Nachrichten stehen könnte ließ mich erschaudern. Fest entschlossen meine Mutter zu ignorieren, schritt ich zum Schreibtisch meiner besten Freundin.
„Jenna versuch doch nochmal ihn zu starten. Vielleicht sind die Dateien ja wieder vorhanden." Doch anstatt meiner Forderung nachzugehen schüttelte Jenna nur den Kopf.
„Lieber nicht, von alleine hat der sich sowieso nicht repariert und die Enttäuschung ist jetzt schon groß genug." Beim sprechen zogen sich die Mundwinkel meiner Mitbewohnerin nach unten. Wenn nicht sie, dann eben ich. Der Knopf zum starten des Gerätes war schnell gedrückt. Ein Rauschen ertönte und der Bildschirm leuchtete auf.
„Lass es einfach gut sein, Rose. Vielleicht bekomme ich ja nächstes Jahr noch einmal die Chance in die Ausstellung zu gelangen." Langsam erschienen sämtliche Dateien. Es hatte tatsächlich funktioniert. Liam hatte Recht. Sein Freund kannte sich echt gut mit Technik aus.
„Jenna, schau mal." Plötzlich ertönte ein Kreischen direkt hinter mir.
„Oh mein Gott, oh mein Gott, oh mein Gott. Was hast du..? Wie hast du...? Wann hast du..?"
Mein armes Ohr. Hoffentlich hatte mein Trommelfell keine Schäden davon getragen. „Beendest du auch mal einen deiner Sätze?" Stürmisch umarmte Jenna mich.
„Wie hast du das gemacht?" Ich erwiderte die Umarmung. „Magic." Meine perplexe Freundin löste sich aus der Umarmung und sah mich nach wie vor überrascht an. „Bist du eine Zauberin?" Der Gedanke an mich mit einem Hut auf dem Kopf und einen Zauberstab in der Hand brachte mich zum lächeln.
„So ähnlich. Sagen wir es mal so, ein Vögelchen hat mir gezwitschert, dass es einen Vogelfreund hat, der sich mit Elektrogeräten auskennt." Wirklich schlauer wurde meine Freundin aus dieser "Erklärung" nicht. Das verriet mir ihr Gesichtsausdruck.
„Heißt einer dieser Vögel vielleicht Liam?" Ich schmunzelte. „Das werden wie wohl nie erfahren. Meine Kenntnisse der Vogelsprache sind sehr gering." Kurzzeitig machte Jenna ein Gesicht, als hätte ich einen an der Waffel, aber dann brachen wir beide in Gelächter aus.
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Catch me if I fall
RomansaDie Studentin Rose Hunter kommt an die Universität nach Freiburg um Medizin zu studieren. Voller Erwartungen und auf der Suche nach Freiheit, möchte sie diesen neuen Abschnitt ihres Lebens beginnen. Dabei hat Rose jedoch noch mit ihrer Vergangenheit...