~ Kapitel 19 ~

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Als ich mich von Jenna verabschiedet hatte, lief ich zum Leisure. Pünktlich zum Schichtbeginn kam ich an. Wie jedes mal umhüllte mich der Duft von Vanille, was mittlerweile schon dem Alltag angehörte. Leise Musik lief und die Gäste unterhielten sich angeregt.

Jeden Tag den ich im Leisure arbeiten durfte, sah ich als ein Geschenk. Mein Weg in den Personalraum setzte sich fort und ich zog mich um. Wo Liam sich herum trieb wusste ich nicht, aber ich vermutete mal, dass er sich im Vorratsraum befand. Merkwürdigerweise war der Personalraum aufgeräumt. Das passte irgendwie nicht zusammen. Also Liam und aufräumen meine ich.

Etwas perplex verließ ich den Personalraum. Am Tresen traf ich überraschenderweise Colin an. Was war hier eigentlich los? Irgendetwas stimmte nicht.

„Hallo Colin. Wieso bist du hier und wo zum Teufel ist Liam?" Die Gäste schienen gut bedient, weshalb ich mir darum keine Sorgen machte.
„Liam ist im Krankenhaus bei seinem Bruder. Er hat einen Anruf von seiner Mutter bekommen. Sie wollte wohl mit ihm reden. Was da jetzt genau los ist, weiß ich aber auch nicht." Wenn Liam bei seiner Mutter war, konnte er sicher Unterstützung gebrauchen.

„Colin du hast das hier ja alles super im Griff. Denkst du, du bekommst das weiterhin alleine auf die Reihe? Wenn ja würde ich auf direkten Wege zum Krankenhaus fahren." Wie wusste ich noch nicht, aber irgendwie würde ich schon zum Krankenhaus kommen.

„Na klar. Ich bekomme das hier schon hin." Das wäre dann ja geklärt, aber die Frage wie ich zum Krankenhaus kommen würde noch nicht. Immerhin hatte ich ja kein Auto. Eventuell hatte ich Glück und ein Bus kam, aber die Wahrscheinlichkeit, dass genau jetzt einer kam war dann doch ganz gering.

„Na los, worauf wartest du noch?" Schnell zog ich mein Handy aus der Tasche und antwortete Colin, während ich im Internet nach Busverbindungen suchte.
„Ich muss gucken, wann der Bus fährt." Den einen Bus hatte ich leider um sieben Minuten verpasst. Das durfte doch echt nicht wahr sein.

„Hier, fang!" Als ich nach oben sah, flog ein Schlüsselbund auf direktem Wege zu mir.
„Du kannst doch fahren oder?" Nickend fing ich die Schlüssel.

„Danke Colin, du hast was gut bei mir." Mit den Autoschlüsseln in der Hand rannte ich schnell in den Personalraum und zog mir die Schürze wieder aus. Liam litt schon so stark unter dem Streit mit seiner Mutter. Einen weiteren Rückschlag konnte er alleine nicht ertragen.

Auf dem Parkplatz standen nur vier Autos. Der Autoschlüssel gehörte zu dem blauen Opel. So viel wie in den letzten Tagen war ich schon seit langem nicht mehr Auto gefahren. Zügig schnallte ich mich an und machte mich mit dem Auto vertraut. Der Opel war komplett anders, als das Auto von Liam. Wieso mussten die Autos auch alle unterschiedlich aufgebaut sein?

Vorsichtig fuhr ich los. Leider begann es auf der Hälfte der Strecke zu regnen. Es musste aber auch wirklich alles schief gehen oder? Erleichtert parkte ich zehn Minuten später auf dem Krankenhausparkplatz. Auch wenn alles schief ging, kam ich wenigstens sicher an. Das Auto von Liam konnte ich nirgends entdecken, allerdings war dieser Parkplatz auch riesig.

Beim betreten des Krankenhauses fühlte ich mich unwohl. Ich konnte Krankenhäuser noch nie leiden. Schon klar ich studierte Medizin, aber in den letzten Tagen wusste ich nicht so genau, ob ich wirklich in einem Krankenhaus arbeiten wollte. Vielleicht doch eher in einer kleinen Praxis. Menschen helfen war mein Wunsch, aber Krankenhäuser mochte ich von Zeit zu Zeit immer weniger. Noch standen mir viele Türen offen.

Mein erstes Jahr war ja noch nicht einmal vorbei. Als ich vor der Tür zu John's Zimmer stand hörte ich schon eine lautstarke Diskussion. Am liebsten wäre ich sofort in das Zimmer gestürmt, aber möglicherweise mussten die Beiden das jetzt unter sich klären. Nach kurzem überlegen entschied ich mich dazu, mich auf einen Stuhl zusetzen und mir einen Kaffee zu besorgen. Wer weiß, wie lange das noch dauern würde. Bei dem Temperament, dass die Beiden besaßen, konnte sich die Aussprache noch eine Weile hinziehen.  Das nahm ich allerdings in Kauf, wenn Liam danach glücklich war.

Catch me if I fallWo Geschichten leben. Entdecke jetzt