~ Kapitel 13 ~

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Tag für Tag verging und ich stand nur auf, um zu essen und zur Toilette zu gehen. Bestimmt sah ich auch so aus, wie ich mich fühlte. Wie ein Häufchen Elend.

So viel, wie ich geweint hatte, musste ich meine Tränenreserven für die nächsten drei Jahre ausgeheult haben. So schlimm fühlte ich mich nicht einmal, als ich erfuhr, dass Joshua meine Schwester geschwängert hatte. Das musste schon was heißen.

Jenna kam mit Ben zusammen und anscheinend wurden auch Lia und Ash ein Pärchen. Nur Finn und ich gehörten also dem Club der einsamen Herzen an. Mit meinem Schokoladeneis und meinem Computer auf dem Schoß, sah ich mir Netflix an.

Alle meine Lieblingssendungen sah ich nacheinander weg. Meine ganzen Vorlesungen ließ ich ausfallen. Ben lieh mir seine Notizen aus Literatur. Die Notizen von den anderen Kursen musste ich mir noch von jemand anderem leihen.

„Ich treffe mich mit den anderen bei Starbucks, kommst du mit?" Kopfschüttelnd vergrub ich mich tiefer in meiner Decke.

„Du liegst hier jetzt seit vier Tagen. So langsam reicht es mir, dich so zu sehen. Du musst doch mal wieder raus an die frische Luft. Also komm." Jenna zerrte so dolle an meinem Arm, dass ich dachte er reißt ab.

„Nein ich will nicht. Das ist Nötigung." Meine Freundin konnte an mir herumzerren, wie sie wollte. Ganz bestimmt würde ich nicht mitkommen. „Ich werde dich nicht in Frieden lassen, bis du mit mir mitkommst!" Wenn sie sich unbedingt die Beine in den Bauch stehen wollte. Nur zu.

„Wenn du mitkommst, lade ich dich auch ein. Du darfst dir sogar alles aussuchen, was du möchtest.", versuchte Jenna mich zu überzeugen.

„Und das ist Bestechung." Abrupt hörte Jenna auf an mir zu ziehen. „Du bist aber auch ein Sturkopf!" Genau wie sie, also durfte Jenna sich wohl kaum beschweren. „Du wirst schon sehen, was du davon hast." Mit diesen Worten verschwand sie aus dem Zimmer.

„Und das ist eine Drohung.", murmelte ich vor mich hin. Noch nie hatte ich Jenna so erlebt. Ich hatte schon Angst, was sie damit meinte. Mit meinem Eimerchen Eis schaute ich weiter meine Serien.

Nach ein paar Folgen wurde mir langweilig. Ich nahm mein Handy in die Hand und spielte mein Lieblingsspiel. Mit aller Mühe versuchte ich die farbigen Kugeln in die jeweiligen Gefäße zu lenken. Das hörte sich einfacher an, als es war.

Hup. Hup. Das Geräusch einer Autohupe zog meine Aufmerksamkeit auf sich. Vielleicht wurde ja jemand aus dem Wohnheim abgeholt. Mit leichten Schritten, schlich ich mich ans Fenster. Wenn mich jemand erwischte, würde die Person mich wahrscheinlich für eine Stalkerin halten.

Doch draußen stand nicht irgendein Auto. Es war Liam's. So schnell ich konnte kämmte ich mir die Haare, putzte Zähne, fuhr den Laptop herunter und zog einen Pulli über mein T-Shirt.

Zuletzt schlüpfte ich in meine Schuhe und rannte aus dem Flur und die Treppe runter. Als ich aus dem Wohnheim heraustrat, entdeckte ich Liam an sein Auto gelehnt.

„Was machst du hier?" Meine Stimme hörte sich an wie ein Piepsen durch das ganze Geheule in den letzten Tagen. „Jenna rief mich vorhin an. Sie meinte, du möchtest mich unbedingt sehen." Damit schaufelte meine beste Freundin sich ihr eigenes Grab. Wie konnte sie nur?

Ich dachte Jenna würde hinter mir stehen, aber wenn sie nachher zurück kommen würde, konnte ich für nichts garantieren.

„Ich denke Jenna hat dich angerufen, um mich aus dem Haus zu kriegen." Verwunderung spiegelte sich in den blauen Augen, die mich so strak an einen See erinnerten. Als ich noch ein kleines Kind war, im Grundschulalter, fuhr ich in den Sommerferien an einen See. Und an diesen See erinnerten Liam's Augen mich.

Catch me if I fallWo Geschichten leben. Entdecke jetzt