Kapitel 8

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Als ich zurück beim Rudel bin, kommt Liam mir gleich entgegen gestürmt. Inzwischen ist er wieder in Menschenform. Sein Körper trägt zahlreiche Wunden, doch sie scheinen ihn nicht wirklich zu beeinträchtigen.
"Louis!", ruft er und packt meine Schultern, als er bei mir ankommt. Seine Augen zucken umher, als er mich genauestens mustert.
"Wie geht es dir?", fragt Liam und streicht über meinen Arm. Ich zucke mit den Schultern und setze mich in Bewegung zu Liams Hütte. "Sollte ich das nicht eher dich fragen?", entgegne ich, woraufhin der Brünette stockt. Als er nicht antwortet, deute ich auf seine Verletzungen. "Ach das... das war nur eine kleine Auseinandersetzung mit Harry", sagt er und lacht kurz, doch es klingt nicht ehrlich. Er scheint zu merken, dass er mir nichts vormachen kann. Liam seufzt und betritt nach mit die Hütte. "Harry hat mitbekommen, dass du neulich draußen warst, als er mit den Jungs jagen war. Naja... ihm hat es nicht gepasst, dass ich das nicht mit ihm abgesprochen habe. Er fühlte sich hintergangen". - "Wieso das?", frage ich.
"Ach Louis... reicht es dir nicht, zu wissen, dass Harry der Alpha ist?"
Ich runzle die Stirn und sehe Liam verwirrt an. Er setzt sich nur gegenüber an den Tisch. "Harry ist... wie soll ich sagen... er ist manchmal ein wenig schwierig. Er fühlt sich sehr schnell ausgenutzt oder hintergangen. Dementsprechend fand er es nicht toll, dass alle anderen die Chance hatten, dich kennenzulernen, außer ihm. Dabei sollte er für dich die größte Rolle spielen. Normalerweise ist bei einem Omega der emotionale Rang so aufgebaut, dass der Alpha an höchster Stelle steht. Genau damit hat Harry auch bei dir gerechnet".

Liam sieht mir eindringlich in die Augen, doch ich verstehe immernoch nicht, was er mir sagen möchte. Er seufzt. "Louis... Harry dachte, ich würde dich ihm streitig machen. Du musst wissen... auch ich bin ungebunden. Aber bei einem Beta macht das nicht so viel aus wie bei einem Alpha. Ich werde zwar auch zunehmend schwächer, aber mir wird nicht das passieren, was mit Harry geschehen wird." Ich räuspere mich leise. "Er... er war eifersüchtig?", frage ich dann ungläubig. Liam lächelt und nickt. "Glaub mir, du hättest ihn in dem Moment nicht erleben wollen. Gemma hat die ganze Zeit versucht, ihn zu beruhigen."
- "Gemma?" "Ja, seine Schwester. Sie ist ein wenig älter als Harry." Ich nicke verstehend. Deshalb sah die junge Frau dem Alpha also so ähnlich...

In dem Moment knurrt mein Magen.

Ich halte mir beschämt meine Hand davor, doch Liam hat zu gute Ohren. Er lacht ein wenig und steht dann auf. "Na komm, wir gehen etwas essen". Ich sehe ihn mit großen Augen an. "Wir essen nicht hier?" Liam schüttelt den Kopf. "Es wird Zeit, dass du das Rudel kennenlernst".

~*~

"Du musst also Louis sein. Ich habe schon viel von dir gehört".
Ich lasse zu, dass Gemma ihre Arme kurz um mich schlingt. Als es mir jedoch zu viel wird, löse ich mich mit einem entschuldigenden Blick, doch sie lächelt nur beruhigend. "Sorry, sie ist manchmal etwas überschwänglich", flüstert Liam mir ins Ohr und erhält dafür einen tadelnden Klaps gegen seine Schulter. Gemma hat also auch sehr gute Ohren.
"Louis, das hier ist meine Mum. Anne". Ich lächle leicht und reiche der Frau die Hand. Sie begrüßt mich ebenso strahlend wie ihre Tochter. "Es freut mich, dich kennenzulernen, Louis. Liam hat dich viel zu lange versteckt gehalten", sagt Anne lächelnd. Liam schüttelt grinsend den Kopf und hebt entschuldigend seine Arme in die Luft. "Sorry. Aber er musste erstmal wieder fit werden", verteidigt er sich. Während Liam und Gemma ein Gespräch beginnen, schnappt Anne sich meinen Arm und geht mit mir zu einer der Bänke direkt am Lagerfeuer. "Du musst wissen, Louis, wir speisen eigentlich immer zusammen. Daher war es sehr ungewohnt für uns, dass Liam in den letzten Wochen gefehlt hat. Es war wirklich gut, dass er sich um dich gekümmert hat, aber er ist nun mal Harrys rechte Hand. Es ist wichtig, dass er sich hier mal wieder blicken lässt." Ich nicke langsam. Dass Liam so viel Zeit bei mir verbrachte, habe ich gar nicht richtig mitbekommen. Für mich war es irgendwie normal, dass er in seiner Hütte saß, schließlich wohnt er doch dort.

Secret white lies - L.S.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt