Kapitel 24

1.5K 148 16
                                    

"Und? Tut sich schon etwas?" Niall mustert Harry fragend und tippt Louis scherzhaft gegen die Schulter. "Aufwachen", kichert er. Harry stößt seine Hand weg und schüttelt warnend mit dem Kopf. "Hör auf, Niall. Du weißt genau, dass Louis nicht einfach so aufwachen kann", erklärt er genervt. Der Blondschopf sitzt nun schon seit über einer Stunde bei ihm und macht entweder dumme Witze oder stellt idiotische Fragen.

"Sorry... Aber Liam meinte, du brauchst Beschäftigung. Du liegst nun schon seit vier Tagen hier bei Louis im Bett, also musst du seit vorgestern, als du aufwacht bist, ziemlich gelangweilt sein. Ich glaube nicht, dass Louis dich wirklich unterhält, oder?" Seufzend verdreht Harry die Augen und zieht den Omega schützend an sich. "Ich brauche keine Beschäftigung. Aber Louis braucht mich. Die Sitation lässt es gerade einfach nicht zu, dass ich mich ablenken lasse. Jede kleinste Regung von Louis könnte wichtig sein", erklärt er. Niall seufzt und nickt langsam. "Du hast ja Recht, aber meinst du nicht, dass er sich vielleicht auch eingeengt fühlen könnte?", fragt er plötzlich.

Harry runzelt verwirrt die Stirn. "Was meinst du?"

"Naja... Louis wollte die Bindung doch ursprünglich gar nicht. Er wollte die Nähe und Zuneigung nicht. Und das soll sich plötzlich geändert haben? Was ist, wenn ihm das alles zu viel ist? Harry, ich meine es wirklich nicht böse, aber vielleicht solltest du Louis ein wenig Freiraum lassen. Komm mit raus an die frische Luft, spiel ein wenig mit den Kleinen. Aber lass Louis mal durchschnaufen." Nachdenklich betrachtet Harry den Wuschelkopf im seinem Arm. Hat Niall recht? Engt er Louis ein? In gewissem Maße möglicherweise schon. Immerhin hat Louis oft genug deutlich gemacht, was er von all dem hält. Doch dann waren da eben auch diese paar Momente, in denen er ganz anders war. Nachts vor allem, wenn er sich unbewusst an Harry kuschelte, wenn ihm kalt war.
"Aber ich möchte ihm doch nur zeigen, dass er nicht allein ist. Was ist, wenn sich sein Zustand plötzlich verschlechtert und niemand bei ihm ist?", fragt Harry leise. Niall tätschelt beruhigend seine Hand und lächelt sanft. "Ich kann bei ihm bleiben. Wäre das ein Deal? Ich könnte..." Er runzelt die Stirn und sieht sich um, dann entdeckt er ein Fotoalbum im Regal und holt es sich. "Ich erzähle ihm einfach Dinge von früher, immerhin sind wir beide mit Liam und Zayn zusammen aufgewachsen, da gibt es Einiges zu berichten", sagt er grinsend. Unschlüssig sieht Harry zwischen ihm und Louis hin und her. "Na gut... Aber sollte sich auch nur irgendetwas ändern, sagst du mir sofort Bescheid, ja?" Niall nickt geduldig. "Versprochen."

Harry seufzt, haucht Louis noch kurz einen Kuss auf die Stirn und streicht über seine Wange. "Bis später."

Behutsam legt er ein Kissen unter Louis' Kopf und zieht die Bettdecke über seinen schmalen Körper.
"Liam müsste jeden Augenblick hier sein, um dich mitzunehmen", erklärt Niall. Kurz darauf klopft es auch schon an der Tür und der Braunhaarige kommt zu ihnen. "Hey Harry. Wie geht es dir?", fragt er und reicht ihm eine Jacke und Schuhe. "Ganz okay, schätze ich." Nachdem Harry an die Bettkante gerutscht und beides angezogen hat stützt Liam ihn an der Hüfte, sodass er mit wackeligen Beinen aufstehen kann. Für einen kurzen Moment dreht sich alles vor seinen Augen, doch dann sieht er wieder klar und schlurft langsam zur Tür. Ein letzter Blick zu Louis, dann tritt er hinaus und bleibt erst einmal stehen. Harry legt den Kopf in den Nacken und atmet mit geschlossenen Augen die frische Luft ein. Das Vögelzwitschern ist wie Gesang in seinen Ohren.

"Da ist ja mein Bruderherz!"

Harry lächelt und erblickt seine Schwester, die auf ihn zukommt. "Hallo Gemma", murmelt er, als sie kurz ihre Arme um ihn schließt. "Wie geht es dir? Und Louis?" Seufzend blickt Harry kurz zum Fenster hinein. Louis liegt unverändert im Bett, während Niall auf ihn einquasselt und immer wieder herzlich lacht.

"Mir geht es ganz gut. Aber ich mache mir solche Sorgen um Louis", erklärt der Alpha knapp, woraufhin sie mitfühlend nickt. "Kannst du dich immernoch nicht wandeln?", fragt sie. Betrübt schüttelt er mit dem Kopf. "Ich habe es so oft probiert aber meine Kraft scheint einfach noch nicht auszureichen. Dabei läuft uns doch die Zeit davon!"

Secret white lies - L.S.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt