Teil 9: Theo und die neuen Gefährten

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»Ich kann noch immer nicht glauben, was uns heute passiert ist.« Hektor stocherte in den gebratenen Nudeln vor ihm umher.

»Wem sagst du das«, antwortete Wei.

Nach unserem ereignisreichen Tag hatten wir uns im Lotustempel niedergelassen, um uns etwas zu stärken. Hektor hatte sich gebratene Nudeln mit Gemüse bestellt, Wei verputzte genüsslich eine Hähnchenpfanne und ich löffelte meine Misosuppe.

»Habt ihr die Brüste von Aurela und Runa gesehen?«, fragte ich leise und unterbrach das genussvolle Schlemmen. »Was für unglaubliche Körper.« Ich kam aus dem Schwärmen nicht mehr heraus. Ich hatte die Hand eines Steingolems geschüttelt aber mir schwirrten lediglich die Nymphen im Kopf umher.

»Sie hatten ebenso schöne Gesichter. Hast du die auch gesehen?«, fragte Hektor und grinste.

»Jetzt lass mich doch etwas fantasieren«, kicherte ich.

»Wir haben einen verdammten Golem gesehen. Ist euch das bewusst?« Wei schaute sich im Restaurant um. Es durfte natürlich niemand von unseren Abenteuern erfahren.

»Ich bin froh, dass Alma wieder mit ihren Freunden vereint ist«, warf Hektor in den Raum. »Sie scheinen sich gut zu verstehen. Ich hoffe, sie erzählen uns morgen mehr über ihre Freundschaft.«

»Willst du nicht wissen, was mit Agnes... also... deiner Mutter passiert ist?«, fragte ich leicht besorgt.

»Du bist so ein Arschloch Theo«, zischte Hektor. »Wir haben uns gerade noch über Hobor und die anderen unterhalten und du musst die Stimmung kaputt machen.«

»Es tut mir leid, wenn ich dich damit verletzt habe. Ich wollte doch nur wissen, wie es dir geht.«

»Du willst wissen wie es mir geht?«, Hektor erhob seine Stimme. »Mir geht es verdammt beschissen! Mein Vater ist ein Psychopath und meine Mutter ist vermutlich tot. Und es gibt nichts was ich dagegen tun kann!«

Die anderen Gäste im Restaurant und Weis Vater, der gerade Getränke zu einem Tisch brachte, starrten uns an.

Mit aufgerissenen Augen und zusammengepressten Lippen sprang Hektor auf. Durch den Schwung kippte der Stuhl um und Hektor trat dagegen. Dann rannte er schnaufend aus dem Restaurant. Zögerlich lächelten Wei und ich den anderen Leuten zu, bis einer nach dem anderen sich wieder seinen Tätigkeiten zuwandte.

Weis Vater kam zu uns an den Tisch gelaufen. »Jungs, ist alles in Ordnung?« Er schaute erst zu uns und dann nach draußen. Durch die Fensterscheiben konnte man Hektor sehen. Er kniete auf dem Boden und hatte sein Gesicht in die Hände gestützt.

»Mach dir keine Sorgen, Ba. Hektor geht es zurzeit nicht so gut.« Wei machte eine kurze Pause. »Pubertät eben«, er lächelte kurz.

Sein Vater schien nicht zufrieden mit der Antwort. Er hatte aber keine andere Wahl, als sie erst mal zu glauben. Er musste schließlich zurück in die Küche und Gäste bewirten.

»Du hättest ihn nicht nach seiner Mutter fragen sollen.« Wei schaute mir in die Augen. Er wirkte enttäuscht. Dabei wollte ich doch nur wissen, wie es meinem besten Freund geht.

»Ich... also... was habe ich denn falsch gemacht?«

»Was uns heute widerfahren ist ist unglaublich. Es scheint als würden wir in einem Traum gefangen sein. Wir haben mit einem Steingolem geredet und Nymphen kennengelernt. Das war die perfekte Ablenkung für Hektor. Er wollte nur etwas in den schönen Erinnerungen schwelgen. Der Ernst des Lebens kommt früh genug zurück.« Damit sollte Wei recht haben, jedoch war uns das zu diesem Zeitpunkt nicht bewusst.

Ein paar Minuten später kam Hektor zurück. »Ich wollte abhauen, aber es hat angefangen zu regnen und ich habe meine Sachen bei dir.«

»Hektor, hör zu.« Ich seufzte. »Es tut mir leid. Ich wollte dich nicht an die schlimmen Ereignisse erinnern. Ich-.«

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