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WEI
»Tanja«, rief Wolfgang Theos Mutter hinterher, »könntet ihr Hektor vielleicht heute Abend bei euch schlafen lassen? Ich denke, das dauert hier noch eine Weile.«
»Ja«, antwortete sie, streckte ihre Hand nach Hektor aus. Zusammen mit ihm und Theo verließen sie die Polizeistation.
Meine Mutter schaute mit finsterer Miene auf mich herab. Ich senkte meinen Kopf zu Boden, um ihrem Blick auszuweichen.
Wolfgang griff sich eine Regenjacke vom Garderobenhaken neben der Eingangstür.
»Hannes«, rief er, während er sich einen Polizeigürtel umlegte.
»Ich stehe hinter Ihnen.« Hannes schnappte sich ebenfalls einem Gürtel. Etwas unbeholfen probierte er sich diesen um die Taille zu schnallen. «Mist«, flüsterte er, als ihm der Gürtel zu Boden fiel.
Wolfgang verdrehte die Augen und beobachtete gespannt, wie Hannes den Gürtel vom Boden aufhob und sich umschnallte.
»Bist du jetzt so weit?«, fragte Wolfgang. Hannes lächelte beschämt und nickte.
»Frau Wang, wollen sie in der Station bleiben, bis der Regen aufgehört hat?«, wandte sich Wolfgang zu meiner Mutter.
»Das ist aber sehr freundlich von ihnen«, antwortete sie und setzte ein falsches Lächeln auf, »wir begeben uns jetzt aber auch auf den Nachhauseweg.«
Sie griff nach meinem Oberarm und zog mich aus der Polizeistation hinaus. Beim Verlassen drehte sie sich noch mal zu Wolfgang um.
»Rufen sie mich an, wenn sie was Neues erfahren haben«, sie machte eine kurze Pause, »aber bitte erst morgen früh.«
Sie nickte Wolfgang und Hannes zum Abschied zu und ließ die Tür hinter uns ins Schloss fallen.
Direkt davor stand unser Auto. Das war so typisch, wir wohnten vielleicht fünf Minuten zu Fuß von der Polizeistation entfernt, aber der Regen könnte ja die teuren, frisch importierten Kosmetikprodukte aus den Haaren meiner Mutter und von ihrer Visage spülen.
Wir hatten einen VW Touran. Meine Eltern kauften sich vor ein paar Jahren extra ein größeres Gefährt. Sie planten noch ein Kind zu bekommen. Bis jetzt war ich allerdings Einzelkind.
Meine Mutter öffnete die hintere Tür des Autos und ich setzte mich hinein. Sie begab sich auf den Fahrersitz und drehte sich zu mir um.
»Auf was für bescheuerte Ideen kommst du eigentlich?«, fragte sie wütend.
Ich war still.
»Du suchst jetzt lieber nach Leichen, als Hausaufgaben zu machen?«
Ich sagte weiterhin nichts. Ich musste das jetzt ertragen.
»Sieh dich nur an! Schmutzig von Kopf bis Fuß! Jetzt darf ich deinetwegen morgen das Auto putzen. Wie kannst du dich nur in so eine Situation bringen?«
Ich senkte den Kopf.
»Deine Probleme sind auch meine, verstehst du das?«
Plötzlich klopfte es an der vorderen Autoscheibe. Es war Wolfgang, der geduckt meiner Mutter noch mal zum Abschied winkte. Sie setzte erneut ihr falsches Lächeln auf und ließ die Scheibe runter.
»Sehen sie zu, dass sie nach Hause kommen. Der Sturm ist nicht ganz ungefährlich«, informierte er Sie.
»Danke, Herr Wolfgang«, sagte meine Mutter und nickte. Sie fuhr die Scheibe hoch und startete den Motor.
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VANITAS
FantasiaTheo, 14 Jahre alt, und seine Freunde suchen nach dem perfekten Abenteuer. Tagtäglich bekämpfen sie imaginäre Monster in den Wäldern rund um das kleine Dorf Aalwald. Als sie eines Tages einen schrecklichen Fund machen, ändert sich ihr Leben schlagar...