Kapitel 10

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Lucian

Meine Mate war kein Mensch. Sie war ein Werwolf, jedoch ohne davon zu wissen...

Ich konnte nicht aufhören, an das Thema zu denken. Ich konnte nicht aufhören, an sie zu denken. Isalie wurde ihr komplettes Leben lang belogen. Wer tut seiner Tochter denn so etwas an?

Ich hatte mit allem gerechnet. Aber zu erfahren, dass sie ein Werwolf ist, dass sie genauso ist wie ich, hat mich schockiert. Ich meine, einerseits ist es gut, wenn Seelenverwandte einer Spezies angehören. Jedoch zu wissen, dass sie nichts davon wusste, ist hart. Und es wird noch härter, wenn sie irgendwann davon erfährt.

„Bist du sicher, dass sie davon nichts gewusst hat?" Accalia war bei mir und half bei ein paar letzten Vorbereitungen bezüglich der Party heute Abend bevor es Zeit wäre, zur Abschlusszeremonie zu fahren.

Ich dachte nach. Als ich Isalie das erste Mal gesehen habe, verspürte ich so ein komisches Gefühl. So, als würde sie zu irgendetwas gezwungen werden. Irgendetwas in ihr wehrte sich... Doch vielleicht habe ich es einfach nur falsch verstanden. Doch eigentlich war ich, was das betrifft, ziemlich sicher. Es muss so sein...

„Du meinst, sie weiß es und belügt mich?" Ich weiß nicht, was besser wäre: wenn sie es weiß oder wenn sie es nicht weiß...

„Würdest du einem Fremden sagen, was du bist?" Sie wusste meine Antwort. Ich antwortete trotzdem...

„Nein natürlich nicht, aber..."

„Siehst du. Wenn sie es weiß, dann wird sie ihre Gründe haben. Aber du solltest vorsichtshalber lieber herausfinden, was sie weiß. Ansonsten kann es zu Missverständnissen kommen." Sie hatte Recht.

„Das kann nicht sein. Sie kann es nicht wissen. Ich fühle doch Tag für Tag, was für eine Last sie mit sich herumschleppt. Ich kann fühlen, dass irgendetwas in ihrem Inneren ist, was herauswill. Dieses Gefühl macht mich verrückt. Ich fühle, was der Wolf in ihr fühlt."

Seelenverwandte fühlen das, was ihr Partner fühlt. Manchmal stärker, als derjenige selbst. Und eine geheime Identität, wie die bei Isalie, kann schlimme Gefühle hervorrufen.

„Du weißt nicht, wie sich das anfühlt, Lia. Es ist schrecklich."

„Das kann ich mir vorstellen, Luc. Aber andererseits könnte es auch mal ziemlich nützlich sein... Ich werde mal mit ihr reden und schauen, was ich so herausfinden kann. Du weißt, ich kann sehen, wenn mich jemand anlügt."

„Ok, einverstanden. Wir brauchen dringend Informationen. Aber rede mit ihr bitte so, dass sie nichts ahnt. Übertreibe es bitte nicht."

„Das werde ich schon nicht tun. Ich werde auf sie aufpassen. Versprochen. Bist du schon bereit für morgen?"


Morgen. Morgen würde ich mich, einem sehr wichtigen Teil in meinem Leben zuwenden: Dem Rudel.

Mein Dad hat mir versichert, dass ich nach meinem Schulabschluss in den Kreis seiner engsten Berater aufgenommen werde. Ich würde zu einem Beta werden. Zu seinem Beta. Mein Dad wollte mich auf meine bevorstehende Alpharolle vorbereiten. Er wollte mich mit all den wichtigen Sachen vertraut machen.

Meine Mom tritt deswegen sogar als derzeitiger Beta zurück. Sie verzichtet wegen mir auf ihre hart erkämpfte Rolle.

Frauen werden nicht gern im Rat des Alphas gesehen, da sie auch hier als das »schwächere Glied« bezeichnet werden. Zum Glück unterstützt mein Dad diese Ansichten nicht und ich werde dies auch nicht tun...

Wolfsmädchen - Im Schatten des WaldesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt