Kapitel 38

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Isalie

Die Sonne war schon tief, als ich zur Hütte der Heilerin ging. Vorsichtig klopfte ich an ihre Tür. Nur wenige Sekunden später wurde diese von einer kleinen rundlichen Frau geöffnet. Bevor ich etwas sagen konnte, erwiderte sie meine unausgesprochene Frage.

„Deine Mom ist wach und ja, ihr geht es gut. Sie ist aber noch ziemlich schwach und braucht noch viel Ruhe, also bleibe bitte nicht allzu lange."

„Ich danke Ihnen." Sie öffnete die Tür etwas weiter, sodass ich mich durch den Spalt schieben konnte. Die Stammesälteste nickte und schloss diese, nachdem ich vollkommen eingetreten war.

„Hey, Mom." Schnellen Schrittes ging ich auf meine Mutter zu. „Endlich bist du wach." Ich setzte mich vorsichtig zu ihr ans Bett und griff sanft nach ihrer Hand.

„Hey meine Kleine." Trotz dessen dass sie sehr lange bewusstlos war, zierten tiefe Augenringe ihre müden Augen.

„Wie geht es dir? Du siehst gut aus." Ich schaute zu ihr hinunter. Nur mühsam gelang es ihr, sich aufzusetzen.

„Mach dir doch nichts vor... Ich sehe schrecklich aus und das weiß ich auch, aber ich glaube, dafür, dass ich lange weggetreten war, mach ich mich ziemlich gut." Sie drückte fest meine Hand und schaute mir liebend in die Augen.

Mein Handy vibrierte und ich schaute hinunter.

„Eine Nachricht?", wollte meine Mom wissen. Ich entsperrte mein Handy und klickte auf die Mitteilung.

„Ja... Lucian will wissen, wo ich bin. Er will mir irgendwas Wichtiges sagen.", antwortete ich ihr leise.

„Na dann geh. Lass den Jungen nicht warten.", befahl sie mir.

„Aber Mom... Du bist gerade wach geworden und ich muss dir noch so viel erzählen."

„Das kannst du mir später immer noch. Außerdem bin ich müde. Ich würde jetzt ohnehin viel lieber schlafen.", entgegnete sie mir lächelnd.

„Na schön, ich geh ja schon." Ich gab ihr eine leichte Umarmung.

„Pass auf dich auf, meine Kleine. Ich hab dich lieb.", nuschelte sie in mein Haar.

„Hab dich auch lieb, Mom." Ich schaute ihr nochmals tief in die Augen, bevor ich mich von ihr verabschiedete und die Hütte wieder verließ.

Warmer Herbstwind wehte mir ins Gesicht. Ich genoss ihn und schloss für einige Zeit meine Augen. Ich atmete tief durch und machte mich auf den Weg zu Lucian.

Ich konnte ihn schon von weitem erkennen. Er lehnte lässig am Geländer der Veranda. Als er mich sah, winkte er mich zu sich.

„Hey Isi, wie war dein Training?" Er setzte sich auf die Stufen und ich tat es ihm gleich.

„Ganz gut, ich werde echt besser. Vielleicht könnten wir ja mal wieder trainieren..."

„Wieso? Reicht dir Accalia etwa nicht aus?", fragte er mich mit einem verschmitzten Grinsen. Er wusste ganz genau, was ich mit meiner Aussage gemeint hatte.

„Nein, Accalia ist wirklich super, aber ich vermisse dich. Du bist den ganzen Tag beschäftigt und ich muss trainieren, um fit zu werden und zu lernen, wie ich meine Kräfte einsetzen kann, ohne dass jemand verletzt wird... Aber du fehlst mir.", gab ich leise zu und sein Lächeln wurde noch breiter.

Er umarmte mich und ich legte meinen Kopf an seine Brust.

„Ich weiß, die letzten Wochen waren verdammt hart für uns beide. Ich denke wir haben uns eine Belohnung verdient. Meinst du nicht auch?"

Wolfsmädchen - Im Schatten des WaldesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt