Kapitel 33

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Isalie

Mitten in der Nacht wurde ich von dem Gefühl einer vollen Blase geweckt. Ich versuchte, mich umzuschauen, soweit ich konnte. Lucian hatte immer noch seine Arme eng um mich geschlungen, doch er war genau wie ich eingeschlafen. Bei seinem Anblick musste ich schmunzeln.

Er sah so friedlich aus, wenn er schlief. Ich strich ihm sanft über die Wange. Sein Gesicht war rau, übersät von Stoppeln. Er hatte sich wohl längere Zeit nicht mehr rasiert. Nicht, dass es mir wichtig wäre. Mit einem 3-Tage-Bart sah er echt verdammt gut aus.

Ich bemühte mich, vorsichtig zu sein und ihn nicht zu wecken, als ich mich aus seinem Griff befreien wollte. Langsam stieg ich vom Bett und schaute dabei immer mal wieder in seine Richtung, um mich zu vergewissern, dass er noch schlief. Ich nahm mein Handy vom Beistelltisch und verließ leise sein Zimmer. Ich ging geradewegs Richtung Badezimmer.


Ich strich mir eine Strähne hinter mein Ohr und betrachtete mich im Badezimmerspiegel. Ich sah ziemlich fertig aus. Es war nicht so, dass ich Sorgenfalten hatte, doch in meinen müden Augen konnte ich Furcht und Angst erkennen. Ich hatte Angst, um meine Mom.

Mein Handydisplay leuchtete auf. Eine Nachricht von Kyra. Ich öffnete sie mit einem Klick.

Halt mich auf dem Laufenden, was deine Mom betrifft und sei bitte vorsichtig.

Mach ich, keine Sorge.

Schnell sendete ich ihr meine Antwort. Mich wunderte es nicht, dass sie noch nicht schlief. Sie war eine Nachteule genau wie ich. Nur zurzeit war ich so ausgepowert, dass ich es kaum bis zum Abendessen aushielt. Meistens kam ich vom Training, nur um mich in mein Bett zu legen und keine zwei Minuten später einzuschlafen.

Nachdenklich schaute ich in meine Telefonliste. Unglaublich, dass meine Mom mich kurz vorher noch angerufen hatte. Das war doch kein Zufall. Sie muss irgendetwas geahnt haben...

Ohne Vorahnung klickte ich auf eine noch ungelesene Nachricht. Mit Bedauern stellte sich heraus, dass dies eine Nachricht von meiner Mom war. Sie hatte mir tatsächlich auf meine Mailbox gesprochen. In der Aufregung musste ich sie wohl überlesen haben.

Ohne großartig darüber nachzudenken, wählte ich die Nummer.

„Guten Tag, Sie sind verbunden mit der Mailbox von 0162 64...", begrüßte mich die freundliche Stimme, für die ich meistens nicht viel übrighatte.

„Sie haben eine neue Sprachnachricht. Erste neue Sprachnachricht empfangen am 27. September um 14:38 Uhr. Piep. Hey, Isalie." Als ich die Stimme meiner Mom hörte, begann ich zu schluchzen. „Hör mir jetzt gut zu: Jemand verfolgt mich. Jemand, den ich gut kenne. Er wird Ärger bringen. Ich möchte, dass du dich in Sicherheit bringst. Verständige das Rudel. Warne sie! Bleibe bei Lucian und verlasse das Haus auf keinen Fall allein. Hörst du? Ich weiß nicht, was er will, aber es bedeutet nichts Gutes... Ich weiß nicht, ob ich es schaffe ihn zu überwinden. Obwohl... Als ob ich eine Chance hätte... Bitte finde mich. Denke daran. Ich kenne die Person von früher. Wir waren gute Freunde. Wir waren Vertraute. Ende der Nachricht. Zum Speichern drücken sie bitte..."

Ich legte auf. Langsam ließ ich mein Handy von meinem Ohr gleiten. Meine Mom wusste, was passieren würde. Sie hatte mich angerufen. Sie wollte mich nur warnen und ich hatte sie einfach so weggedrückt. Weinend sank ich auf dem Badezimmerboden zusammen. Was sollte ich bloß tun?

Sie hatte gesagt, dass ich sie finden soll. Aber wie sollte ich das anstellen? Ich wusste doch fast gar nichts aus ihrer Vergangenheit. Alles hielt sie versteckt in Kisten auf dem Dachboden. Sie hielt ihre Vergangenheit verschlossen, um zu verhindern, dass ich die Wahrheit herausfinden würde.

Wolfsmädchen - Im Schatten des WaldesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt