Kapitel 30

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- Isalie -

Meine Atmung ging schnell. Ich war am Ende meiner Kräfte. Müde und erschöpft versuchte ich, meine Hände zu heben und zu einem erneuten Schlag anzusetzen, doch es misslang mir.

„Okay, machen wir eine Pause." Ich dankte Gott... Schnaufend fiel ich zu Boden. Ich trainierte heute mit Lucian. Unfassbar, dass Accalia etwas Besseres zu tun hatte. Sie hatte mir nicht einmal gesagt was... Geduldig wartete ich am Morgen auf dem Übungsplatz. Neugierig darauf, etwas Neues zu lernen. Ich freute mich, da ich nach jedem Training Verbesserungen sah. Auch wenn sie klein waren. Ich machte Fortschritte. Und das war alles, was ich sah.

Doch heute kam nicht Accalia. Statt ihr kam Lucian. Auf meinen überraschten Blick hin antwortete er mir nur, dass er auch nichts Genaueres wusste. Accalia hätte ihm lediglich gesagt, dass sie heute anderweitig beschäftigt wäre.

„Danke. Warum quälst du mich so?" Atemlos streckte ich alle meine Glieder von mir. Ich sog die Kälte des Bodens in mir auf. Sie kühlte mich und ich atmete erleichtert auf.

„Du musst fit werden, Isalie." Er holte unsere Wasserflaschen und setzte sich neben mich, als er mir die meine überreichte. Ich dankte ihm. Ich wusste ja schon, dass Accalias Training hart war, aber es war nichts im Vergleich zu seinem Training.

„Du vergisst, dass ich nicht so bin wie du."

„Oh entschuldige. Habe ich gar nicht bemerkt." Sein Blick war überhaupt nicht von Mitleid getränkt. Er schaute wohl eher ziemlich vergnügt.

„Hey..." Ich trat ihm scherzhaft in die Seite. Er wich mir nicht aus, obwohl er genug Zeit dazu gehabt hätte.

Es herrschte ein Moment der Stille, in dem wir uns einfach nur in die Augen schauten. Wie sehr ich doch diese Augen vermisst hatte. Ich konnte mich in diesen fallen lassen. Sie erinnerten mich an das Meer. An Wasser, mein liebstes Element. Mal ehrlich ich liebte das Schwimmen. Ich vermisste es.

„Du hast dich echt verbessert."

„Danke."

„Wirklich. Unglaublich. Ich bin stolz auf dich." Ich schaute ihm verlegen in die Augen. Wir hatten uns darauf geeinigt, nicht persönlich zu werden, doch er machte es mir um Gottes willen nicht einfach.

Sein Blick war zum Verlieben. Ich verlor mich. Ich verlor mich in seinen Geruch. Ich verlor mich in seinen Augen. Kurz gesagt, ich verlor mich in ihm. Himmel. Warum sah er auch so verführerisch aus?

Ein Klingeln befreite mich endlich aus meinen Gedanken. Wir lösten unsere langanhaltenden Blicke voneinander und schauten uns um. Es war das Klingeln eines Handys. Meines Handys, um genauer zu sein. Ich nahm es vorsichtig aus meiner Hosentasche, um einen Blick darauf zu werfen. Meine Mom. Es war nur meine Mom...

„Es ist nur meine Mom. Ich werde sie wegdrücken. Sie weiß ja, dass wir gerade trainieren. Ich werde nachher zurückrufen. Wird schon nicht so wichtig sein." Mit diesen Sätzen klärte ich Lucians unausgesprochene Frage und sein neugieriger Gesichtsausdruck verflog im Wind.

„Wollen wir weiter machen oder brauchst du noch ein paar Minuten?", fragte er mich.

„Bitte, noch zwei Minuten. Es ist gerade so schön. Komm! Leg dich zu mir!" Ich wusste, was ich tat, doch ich dachte, dass ich mich unter Kontrolle hatte.

„Okay, wenn du es sagst." Ohne zu zögern, legte er sich neben mich auf den kalten, erdigen Boden. Uns trennten lediglich wenige Zentimeter. Obwohl... Unsere Schultern berührten sich bereits. Ich legte meinen Kopf zur Seite, sodass ich ihn anblicken konnte. Sein Gesicht war stark und wirkte doch so glatt und verletzlich.

Wolfsmädchen - Im Schatten des WaldesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt