"Kai?" ungläubig trete ich wieder an das Bett heran und schaue meinem Freund in die Augen. Seine vorher matten, traurigen Augen haben ihren Glanz zurück, und er sieht mich an, so wie er es schon immer getan hat. "Kai ich-" ich kann nicht in Worte fassen, was mich gerade alles bewegt. Mir schießen die Tränen in die Augen und ich sinke zu ihm auf das Bett, wo ich nach seiner Hand greife. "Du erinnerst dich wieder, du weißt wer ich bin." schluchze ich auf und drücke seine Hand ganz fest an mich. "Juli was ist denn los, warum bist du denn so aufgelöst?" Kais sanfte Stimme lässt mein Herz noch fast mehr zerbrechen, als die ganze Situation allein. "Ich-ich bin nur so froh dass ich die wieder habe, weißt du?" Ich schaue zu ihm auf und er lächelt sanft. "Ich war doch nie weg." Für ihn ist es so, als wäre nie was passiert, aber für mich waren es die wohl schlimmsten Wochen meines Lebens. "Es tut mir so leid, Kai. Ich hätte mehr aufpassen müssen, dann wäre dir das alles nie zugestoßen." murmle ich. Trotz meiner Freude darüber, dass ich kein Fremder mehr für ihn bin, holen mich meine Schuldgefühle schneller wieder ein als gedacht. Niemand hat mir je Vorwürfe gemacht, nicht seine Familie, nicht unsere Freunde. Aber ich mache mir sie selbst, weil nur ich und meine Unachtsamkeit ihn in diese Lage gebracht haben. Kai drückt leicht meine Hand. "Es ist alles gut, Juli. Das hätte mir und jedem anderen genauso passieren können." seine Stimme ist leise und brüchig, aber dennoch erkenne ich dass er es ernst meint. "Ich liebe dich." schiebt er dann noch sanft hinterher und ich lächle etwas. "Ich liebe dich auch, Kai. Mehr als alles andere auf dieser Welt."
-Fünf Monate später-
"Okay ganz langsam, wir kriegen das hin." vorsichtig helfe ich Kai auf den Beifahrersitz meines Autos. Der große Tag ist gekommen, er durfte endlich entlassen werden und kann nach mehr als einem halben Jahr wieder mit mir nach Hause. Für diesen Tag hat Kai unglaublich hart gearbeitet, hat die Therapien ohne einen Mucks über sich ergehen lassen. Nie war ich von seiner Seite gewichen, habe mich vom Verein beurlauben lassen, damit ich immer bei ihm sein kann. Zusammen haben wir alles wieder gelernt. Zähne putzen, essen, anziehen und auch laufen. Noch immer kann Kai nicht richtig und ohne Hilfe laufen, doch die Ärzte und Therapeuten sind guter Dinge, dass er Ende des Jahres vielleicht ohne Gehhilfen laufen kann. Die ganze Zeit über war er ein unglaublicher Kämpfer und hat sich nie aufgegeben. Ich wusste, dass seine Kämpfernatur das schaffen wird.
Als ich ihn bequem auf den Sitz befördert habe, verfrachte ich noch den Rollstuhl und das Gepäck in den Kofferraum und nehme dann auf dem Fahrersitz Platz. Auch ich konnte die Folgen des Unfalls nicht ohne Therapien verarbeiten. Erst seit zwei Monaten schaffe ich es, alleine wieder Auto zu fahren, zu groß war das Trauma nach dem Unfall und meine Angst mich wieder hinter das Steuer zu setzen. Ich bin oft noch unsicher, doch ich wollte ebenso dafür kämpfen, genauso wie Kai es getan hat.
"So ein Fahrservice hat schon was." grinst mein Freund, als ich uns durch die Straßen zu unserer Wohnung fahre. "Schon klar, alles was sie wünschen feiner Herr." Ich schmunzle und wenig später kommen wir dann auch zu Hause an. Nachdem Kai ins Krankenhaus eingewiesen wurde, konnte ich es in unserer ehemals gemeinsamen Wohnung nicht mehr aushalten, vor allem nicht allein. Aus diesem Grund habe ich die Wohnung verkauft und war übergangsweise zu Jannis gezogen, der mit meinen Eltern immer versucht hatte mich aufzubauen. Nachdem klar war, dass Kai nach Hause kommen wird, haben wir uns nach barrierefreien Wohnungen umgesucht und sind auch relativ schnell fündig geworden, was die Gesamtsituation erleichtert hat.
Angekommen, helfe ich meinem Freund aus dem Auto und in die Wohnung. Unsere Freunde hatten ihm extra ein schönes Willkommen bereitet, wovon ich natürlich wusste. Als wir durch die Tür kommen, staunt Kai nicht schlecht. Im Wohnzimmer sind "Welcome Home" Luftballons verteilt und auf dem Tisch liegen einige schön verpackte Pakete, auf denen Kais Name steht. "Das ist ja fast wie Geburtstag haben." grinst er dann und ich helfe ihm erstmal sich auf die Couch zu setzen. "Ich geh eben deine Sachen holen, ja? Nur nicht weglaufen." Ich schmunzle und er verdreht nur lachend die Augen.
Nachdem ich alle Sachen reingeholt, und die wichtigsten Dinge vorbereitet habe, komme ich zu ihm zurück. "Hast du dich denn schon hier umgesehen?" frage ich ihn und schlinge von hinten die Arme um seine Brust. "Also Wohnen-Essen sieht schonmal vielversprechend aus." "Wollen wir uns das Schlafzimmer ansehen?" flüstere ich in sein Ohr und drücke ihm einen Kuss auf die Wange. "Na klar, ist ja sowieso der wichtigste Raum." Wieder grinst er, was mir augenblicklich das Herz aufgehen lässt. Es gab so viele Momente, in denen er sein Lächeln verloren hat und am Rande der Verzweiflung war. Umso schöner ist es, ihn jetzt so wieder sehen zu können. Ich helfe ihm wiederum hoch, und wir machen uns unseren Weg durch die Wohnung. DIe letzten Wochen habe ich versucht, alles ein wenig wohnlich zu gestalten, damit Kai sich auch wohlfühlen kann. "So da wären wir." ich öffne die Tür zum Schlafzimmer und lasse ihn erstmal vorgehen.
"Wow Juli-" er dreht sich zu mir um, als er realisiert dass das Schlafzimmer extra für ihn schön dekoriert ist, mit aufgestellten Kerzen und vielen Fotos von uns. "Ich möchte dir ja schließlich auch einen schönen Empfang bereiten." Ich lächle ihn sanft an.
Kai hingegen sieht mich ernst an. "Juli?" "Mhm?" "Danke. Für das alles. Ohne dich wäre ich nicht hier." Ich drücke ihm einen sanften Kuss auf die Lippen. "Natürlich, das hast du auch mehr als verdient, ich bin so stolz auf dich, Kai." Ich greife nach seiner Hand und nehme all meinen Mut zusammen und schaue ihm direkt in die Augen. "Kai ich- du bist meine ganze Welt und ich hatte solche Angst dich zu verlieren. Niemals hätte ich es ertragen, wenn ich jetzt ohne dich leben müsste. Und ich war gleichzeitig am Boden zerstört als du plötzlich nicht mehr gewusst hast, wer ich überhaupt bin. Es hat mich kaputt gemacht, als du mich jedes Mal angesehen hast wie einen Fremden, obwohl wir vorher unzertrennlich waren. Kai du bist so eine unglaubliche Kämpfernatur und ich bin so so stolz auf dich, und so unglaublich froh, dass ich dich jetzt wieder bei mir haben kann. Es war nie einfach die ganze Zeit über, aber wie heißt es so schön, in guten wie in schlechten Zeiten und deshalb-" ich lasse seine Hand nicht los, als ich mich vor ihn knie und aus meiner Hoodie-Tasche eine schwarze, kleine Schachtel hole. "Kai, ich will mein ganzes Leben mit dir verbringen, egal was noch auf uns zukommt, und deswegen frage ich dir hier und heute- willst du mich heiraten?" Ich schaue zu ihm hoch und muss keinen Wimpernschlag auf seine Antwort warten. "Ja! Oh Gott Julian, ja um alles in dieser Welt!" auf meine Lippen schleicht sich ein überglückliches Lächeln und ich erhebe mich um ihm den schlichten, silbernen Ring anzustecken. Sogleich ziehe ich ihn in einen liebevollen, alles überwältigenden Kuss. "Du bist- wahnsinnig." Er strahlt über beide Ohren und ich kann es ihm nur gleich tun. "Aber eigentlich wundert es mich, dass du das so verheimlichen konntest, normalerweise zerreißt es dich ja bei Geheimnissen fast." Er grinst sein typisches Kai-Grinsen und ich verdrehe nur die Augen. "Pass bloß auf, erlaub dir nicht zu viel." "Ich liebe dich, Julian. Da wird unsere Zeit." Ich nicke zustimmend. "Jetzt müssen wir uns nur noch einig werden, wer welchen Namen annimmt, Kai Brandt hört sich auf jeden Fall wesentlich besser an als Julian Havertz." grinse ich und ziehe meinen nun Verlobten in einen wiederum mehr als liebevollen Kuss.
---
*heart aches in cuteness* Achja die beiden...
Wenn ihr Oneshot Wünsche habt, schreibt sie mir einfach in die Kommentare oder schreibt mir eine Nachricht:)
DU LIEST GERADE
Oneshots - Bundesliga
Genç KurguOne more OneShot thing... Mit allen Pairings, die man in ihren schönsten, traurigsten, feierlichsten, einsamsten Momenten antrifft. Come in and enjoy. Bei Wünschen PN oder einfach einen Kommentar da lassen!