Verwurzelt

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Am Küchentisch sitzend, die Uhr fest im Blick. Meinen Kaffee trinke ich auf die Minute pünktlich aus, um meine Frühstücksutensilien noch abwaschen zu können, bevor ich mich auf den Weg zur Arbeit mache.

Alles ist gespült, nacheinander abgetrocknet und in die Schränke sowie Schubladen verräumt worden.

Mein Blick geht durch meine Wohnung und ich vergewissere mich, ob sich jedes Teil an seinem ihm zugehörigen Ort befindet oder ob ich etwas nach richten muss.

Dann gleiten meine Füße wieder aus ihren Schuhen, ich gehe nochmals in die Küche und kontrolliere, ob wirklich alle elektronischen abschaltbaren Geräte aus sind. Da meine Schuhe ausgezogen sind, kann ich es wagen, eine erneute Sicherheitsrunde durch die Wohnung zu gehen, zu überprüfen, ob alle Fenster geschlossen sind, ob die Decke richtig liegt und schlussendlich das dritte Mal die Elektronik nachzuschauen.

Noch einen kurzen Blick zurück in die Wohnung, dann zur Uhr. Daraufhin muss ich schneller, als es mir lieb ist, in meine Schuhe hinein schlüpfen, greife meinen Mantel sowie meine gut vorbereitete und sortierte Arbeitstasche, ziehe meinen Schlüssel von der Innenseite meiner Wohnungstür heraus und trete den Schritt hindurch. Dort bleibe ich stehen, wende mich der geschlossenen Tür von der anderen Seite zu, drehe den Schlüssel im Schloss so weit, bis es nicht mehr geht, ziehe an der Tür. Sie scheint abgeschlossen zu sein. Ich schließe wieder auf, öffne die Tür, ziehe sie wieder zu, drehe den Schlüssel im Schloss und das wiederhole ich dreimal.

Hinter mir ein Geräusch. Schock. Starre. Verdammt. So etwas mag ich gar nicht. Aber dafür habe ich keine Zeit. An meinen Plan muss ich mich halten, sonst verliere ich noch den Boden unter meinen Füßen.

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Liegend blicke ich zur Wand mir gegenüber, fasse den Entschluss heute Mal richtig aufzustehen, ein paar Sekunden später ziehe ich mir jedoch die Decke wieder über den Kopf.

Nach einer gefühlten Ewigkeit strecke ich meinen Kopf hervor, betrachte erneut die Uhr, welche mir verrät, dass gerade mal eine halbe Stunde vergangen ist.

Meinen Bedürfnissen nachgehend, krieche ich aus meinem Bett, was ich sofort bereue, doch das Badezimmer ist nicht weit. Auf der Toilette sitzend sage ich mir wieder, dass ich nun aufgestanden bin und den Tag für irgendetwas nutzen kann. Wenigstens zum Briefkasten!

Kurze Zeit später befinde ich mich wieder unter meiner warmen Decke. Gut fühle ich mich nicht. Aber besser. Die Decke schützt mich vor dem Leben, meinem Leben, in welchem ich keinen Sinn mehr sehe, welches nicht mehr ganz ist, in welchem ich mich nicht wohlfühle. Immer, wenn ich es versuche, kommt irgendetwas Neues und ich kann nichts dagegen tun. Es ist mir nicht vergönnt, fröhlich zu sein.

Wieso bin ich nicht wenigstens zum Briefkasten gegangen? Wahrscheinlich eh nur Rechnungen und Vergleichbares. Heute wieder nichts geschafft. Einfach schlafen, sonst verliere ich noch den Boden unter meinen Füßen. 

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