Mehr als Worte

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Alles, was uns bleibt. Deine Worte, die ich nicht begriff. Deine Worte, die du mir nahebringen wolltest. Doch ich ... Ich hörte nicht richtig hin, erfasste deine Worte nicht in ihrem vollen Umfang. 

Zu sehr war ich in meiner Trauer gefangen. Viel zu früh im Meer der Melancholie abgetaucht, anstatt jede Sekunde mit dir zu genießen, die mir blieb. 

Alles, was uns bleibt. Deine Worte, die ich damals nicht verstanden habe. Vielleicht wollte oder konnte mein Hirn ihre Bedeutung nicht wahrnehmen, sie nicht als diese erkennen, wofür sie stehen sollen. 

Ob du mich nun für verrückt halten oder mich umso mehr begehren würdest, frage ich mich. 

Es hat mich innerlich zerrissen. Das Meer riss immer weiter sowie fester an mir und zerrte mich hinab in die dunklen, wirren Gefilde. Anschließend umgab es mich fast voll umfänglich und ich fand mich in einem undurchdringlichen Wirbel wider. 

Doch es kam der Moment, an dem ich diesem einsamen Strudel entkommen wollte. Ich begann zu strampeln, lief, bis ich nicht mehr konnte und kam schlussendlich auf einer Wiese zum Stehen. Es war Nacht. Die Sterne über mir. Jedoch so funkelnd und magisch wie nie zuvor. Ob ich sie vorher auf diese Weise noch nie beachtete oder sie sich mir schlicht nie derart präsentierten? So oder so, sie zogen mich in ihren Bann. Alles brach aus mir heraus. Ich konnte dem kein Riegel vorschieben. Es gab keinen Stopp mehr. Ich habe den Sternen von dir erzählt. Alles Mögliche von dir, von mir, von uns ... 

Aber ... Und ... Na ja ... Ebenso befreite ich mich von meinen Schuldgefühlen, die ich seit Langem empfand. Vor allem geprägt und gewachsen durch unseren Abschied. 

Als wir wussten, dass die Zeit gekommen war ... Als wir wussten, dass es jetzt ein Abschied sein würde ... Da musste ich dich gehen lassen. Du gingst mit dieser Unsicherheit, ich sah es dir an und ich blieb mit diesen Fragen zurück. Für mich ein grausames, erdrückendes Gefühl, welches sich immer mehr ausgeweitet hatte. Wie Wellen, die sich aufbauen, überschlug es mich und wollten mich mit sich ziehen. Wie ein Tsunami davon reißen. 

Manchmal wünschte ich mir, dass er mich einfach erfasste und davon trug, mal wehrte ich mich standhaft, weil mir deine Worte nach wie vor im Kopf herumschwirrten, weil ich wünschte, da wäre ein tiefgehender Sinn hinter der mir wieder Halt geben könnte. 

Wenn diese einbrechenden Wellen vorüber schwappten, ich wieder Luft zum Atmen bekam, zog es mich an diesen Ort, wo ich dich spüre. Jedes Mal huscht mir ein Grinsen auf mein Gesicht, weil du es als Nostalgie abstempeln würdest. Allein das tut gut. Genauso die Tatsache, hier zu sein bei dir. 

Obgleich du bereits lange fort warst, ungewiss, ob ich die Lösung ohne dich überhaupt jemals herausfinden konnte, wollte ich mich auf die Suche nach deren Sinn machen. 

Zu sehr drängte sich der Gedanke immer wieder auf, was du mit diesen deinen Worten »Alles, was uns bleibt«, obwohl du wusstest, bald fort zu sein, gemeint haben könntest. 

So stand ich da. In dieser einen Nacht unter den Sternen auf dieser Wiese, blickte hinauf zu ihnen und wartete ab. Nach meinem Schwall an Worten starrte ich schlicht hinauf, wartend auf eine Antwort, auf ein Zeichen oder irgendetwas. Auf was ich genau wartete, wusste ich nicht. Aber meine Hoffnung, dass etwas kommen würde, war da. Ein Gefühl, dass ich bis dahin schon gar nicht mehr wagte zuzulassen, ein Gefühl, dass mir Mut machte. Ein Gefühl, dass ich seit unserem Abschied nicht mehr an mich heranließ. 

In der Nacht der Sterne habe ich es begriffen. Endlich. Wahrscheinlich hattest du recht und die Magie kommt in Stücken. Und nun würdest du mich mit deinem frechen Grinsen anschauen und fragen »Warum sollte sie auch in einem Stück zum Vorschein kommen?«. Ja na klar, warum?! 

Ich weiß es nun. Was du mir mit deinen Worten begreiflich machen wolltest. Deine Worte, die viel mehr sind als nur Worte. 

Die Erinnerungen, sie bleiben uns. Egal wo du bist, egal wo ich bin. Ob getrennt oder zusammen. An unterschiedlichen Orten oder in unterschiedlichen Welten. Sie sind unsere und vereinen uns. Auf ewig. 

Jetzt kann auch ich sie wieder wertschätzen und werde sie für immer hüten und wahren. Die Wellen mögen noch kommen, aber sie werden auch wieder gehen. Unsere Erinnerungen bleiben. Ich danke dir. 

Zart und bedacht streife ich wie auch sonst über deinen Stein, der vor mir steht und sage dir wie auch früher »Jeden Tag liebe ich dich mehr, heute mehr als gestern und weniger als morgen« und ich weiß, dass du mir, wo auch immer du sein magst, dasselbe antwortest. 

 »Bis bald.« 


2. Platz & Honourable Mention 
beim "Take Your Pick! - Contest" von WattpadRomantikDERomance 

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