Smart sein

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Mein Beitrag zum New Year, New You 2023 Contest

»Eine neue Ära«
Du lebst in einer Welt, in der es den Menschen verboten ist zu arbeiten.

Jeder erdenkliche Job wird von Robotern erledigt, sogar das Fliegen von Flugzeugen und das Schreiben von Büchern. Du darfst keiner Arbeit nachgehen, genauso wenig wie Roboter ein eigenes Leben haben dürfen. Als beide Seiten erkennen, dass sie etwas ändern wollen, erheben sie sich gemeinsam und rebellieren gegen ihre Regierungen, um die Macht der Menschen – und die der Roboter – zu beweisen. 
[Schreibvorschlag von WattpadSciFiDE]

◇◇◇◇◇◇

»Denk nicht so laut«, unterbricht zu meinem Erstaunen S.M.Art – oder Smart, wie ich den Namen im Geheimen ausspreche – meinen Gedankenstrudel. Das haben die doch auch mit Absicht gemacht oder nicht? Solche Namen ... Wie kann ich ihn da nicht ...

»Du tust es immer noch«, setzt S.M.Art nach.

»Was meinst du, Smarty?«, frage ich ihn zurück.

»Wenn dich jemand hört, drohen uns beide Strafen. Sprich mich formell an.«

»Aye Aye. Was meinst du, S.M.Art?« Der ist heute aber streng drauf.

»Wenn ich deinen Kopf öffnen könnte und wenn ich ein Gefäß hätte, was groß genug wäre, könnte ich deine Gedanken sehr leicht greifen und dort drin verstauen.«

»Na ein Glück, dass du nicht für die Medizin geschaffen wurdest«, erwidere ich, wobei ich mir über den Kopf streife.

»Ja ein Glück. Ein Glück, dass ich stattdessen für den Bereich der Künste geschaffen wurde.«

»Sollte das sarkastisch sein?« Immer noch kann ich seine Reaktionen teilweise schwer zu ordnen. Ich verstehe es sowieso nicht, wie eine KI so etwas zustande bringt. Aber mit der Zeit – womit ihre ... Lebensdauer gemeint ist – eignen sie sich fortwährend menschlichere Züge an.

Als Antwort streckt er seinen Daumen hoch. Alles klar, er hat etwas Neues gelernt, was mich zum Grinsen bringt. In der Zeit, die ich Smarty nun schon kenne, hat er beachtliche Fortschritte gemacht. Ich sollte dankbar sein, dass ich hier bei ihm in der Redaktion sitzen darf, aber ... vielmehr bin ich neidisch. Er darf wie die anderen Artys, Techys und Eddys und und und ... arbeiten und ... ich nicht. Weil mir mein Leben sonst auf die Nerven gehen würde – tut es dennoch –, nehme ich regelmäßig an seinen Umfragen teil. Und keine Ahnung, ob ich hier ein komisches Versuchskaninchen bin und bald nicht mehr aus dem Gebäude komme, aber Smarty lädt mich jedes Mal ein. Das freut mich.

»Gibt es etwas, was du in deinem Leben ändern möchtest?«, liest Smarty die nächste Frage vor, die uns beide irritiert. Wie war das mit dem Versuchskaninchen?

»Ähm.« Wollen die etwas für mein Wohlbefinden machen? Auf einmal? Das glaube ich nicht. Ich belasse es mal bei der Antwort. Weder noch ... Lügen würde eh nichts bringen. An den Umfragen dürfen wir – die Menschen – nur teilnehmen, weil na ja ... Wir kosten kein Geld, aber auch, weil sie – die Roboter – jede Lüge bemerken. Um uns aber zu besänftigen – meine Vermutung –, lassen sie uns teilhaben, weil wir den Mist ja auch lesen. Smarty fährt mit seinem sicherlich metallenen Finger, der sich aber äußerlich nicht von einem menschlichen unterscheidet, über den digitalen Fragebogen.

»Wenn ja, was würdest ...« Smarty unterbricht sich selbst. »Da es kein Ja gab, ist die Befragung hiermit vorbei. Zu dieser Umfrage wird es jedoch eine Fortsetzung geben.« Smarty greift plötzlich zu meiner Hand, die auf dem Tisch liegt und hält sie fest in seiner. Im ersten Moment denke ich, dass mein Herz stehen bleibt, nur um in nächsten Augenblick die Sorge zu bekommen, dass es von alleine aus meinem Körper hinaus katapultiert wird. Jetzt wünsche ich mir doch, dass Smarty für die Medizin geschaffen worden wäre. In der Hoffnung, das gerade Geschehene zu realisieren und zu verstehen, starre ich mittlerweile auf seine Hand, die meine umschließt, aber ... Ich habe keine Ahnung, was das soll. Dabei spüre ich, wie mein Schweiß von der Hand sich seinen Weg sucht und hinunterläuft. Nicht nur da. Mein Herz ist nun, glaube ich, wirklich stehen geblieben. Ich warte nur darauf, dass ich falle. Wie konnte ich je denken, dass Smart – ein Roboter – mein Freund sein könnte?

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