Nebel der Stille

21 5 5
                                    

Es ist so still. 

Diese Stille, die angenehm scheint, die mich umhüllt und mir das Gefühl verleiht, dass alles gut sei. Dass es vorbei ist. Aber ich bin und bleibe auf der Lauer, denn dem kann und darf ich nicht trauen. Denn was wäre, wenn nicht und ich passe nicht auf?! 

Dann würde sie aus ihrem Hinterhalt aufblitzen und mich in sich hineinsaugen. In eine Welt, in der meine Sicht verschwommen ist, aus der ich vielleicht nicht mehr hinauskommen könnte. 

Diese Situation nimmt immer mehr einen bedrohlichen Charakter an, als würden sich unsichtbare Fäden eines Nebels, der mir die Luft zum Atmen nimmt, langsam, aber gezielt durch den Raum spinnen. Sie verdichten sich, schnüren sich enger zusammen. Bald ist kein Platz mehr. 

Um mich herum schweben sie. Ich weiß es. Auch wenn ich sie nicht sehen kann. Nicht greifbar und doch so nah. Der Bereich wird stetig kleiner. Bald ist es vorbei. Die Luft, sie wird dünner. 

Dieser Moment ist mehr als gefährlich. Wohin wird es dieses Mal führen? Kein Zucken geht mehr von mir aus. Die Sorge um eine falsche Bewegung in diesen Schwaden des Dunstes ist zu groß. Doch wie lange kann ich innehalten? Bloß nichts Falsches berühren. 

Die nächsten Augenblicke sind entscheidend. Nicht regen, schlicht verharren. Der Kreis wird verdichtet, ich werde umzingelt. Mein Körper spannt sich zunehmend an. Bleibe einfach so.

Diese Starre so ungemütlich sie auch ist, ist besser als die Alternative. Die andere Variante schonungsloser, gewaltiger, auf mich eindrückender. Beherrschung und Kontrolle. Wenigstens über meinen – in diesem Zustand – Körper und Geist.

Geräuschlos und mit geschlossenen Augen versuche ich alles auszublenden. Zu warten, bis es vorüber ist. Aushalten. Innehalten. Irgendwann wird es ein Ende finden. 
Halte inne, halte aus. Halte inne, halte aus. Halte inne, halte aus. 

Veränderung. Ich spüre, wie sich das Netz entflechten, sich die einzelnen sich umschlingenden Fäden zurückziehen werden. Ich fühle wie eine frische Brise den noch vorhandenen Schleier des Nebels durchdringen möchte, bis sie ihn durchschwingt. 

Diese Schwingungen sind mein Zeichen. Meine Lider zu heben, meinen Blick zu öffnen. Tief einzuatmen. Meine Starre zu lösen. Mich freier zu fühlen. 

Es ist wieder ruhig. 

KNALLeffekteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt