Kapitel zwei für euch heute, habt viel Spaß beim Lesen. Ich freu mich auf eure Meinungen!
Macht euch einen schönen Sonntag!
Eure Reniawen
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Jimmy
Wow, Trisha ist wirklich sauer. Waren wir so lange weg? Okay, den ganzen Nachmittag, ich gebe es ja zu. Vielleicht hätten wir uns einfach melden sollen. Aber als ich daran dachte, war es schon längst zu spät, und Kathys Donnerwetter werden wir wohl ohnehin über uns ergehen lassen müssen.
Aber, hey, was erwarten sie? Vielleicht bleibe ich bald, ich hoffe es doch sehr, sogar wieder mal über Nacht weg. Wir sind erwachsen, zumindest wir Älteren, erwartet Kathy, dass wir bis auf ewig alle zusammen aufeinander hocken? Ohne mich, das steht jetzt schon fest. Und das muss doch auch Kathy klar sein. Schließlich wird nicht jeder von uns den Partner oder die Partnerin auf das Hausboot schleppen.
Aber es schmerzt mich dennoch, dass Patricia so abweisend ist. Sie sollte doch am besten wissen, dass Joey und ich immer zurück kommen. Immer.»Trisha«, folge ich ihr doch recht schnell, während sie versucht, unter Deck zu entwischen. Ich sehe Paddy und Angelo unter der Treppe hocken und uns beobachten, natürlich tun sie das. Joey ist irgendwo verschwunden. Kurz verdrehe ich innerlich die Augen. In dieser Familie bekommt grundsätzlich jeder immer alles mit. Vielleicht stecke ich gerade wieder in einer seltsamen Stimmung, dass mir das gerade jetzt so auf die Nerven geht. »Jetzt warte doch mal.«
»I said leave me alone«, faucht Patricia, natürlich so, dass Paddy und unser Jüngster es hören.
»Hey, sis, es tut mir leid«, versuche ich sie zu besänftigen. »Wir waren unterwegs, ich hab die Zeit vergessen, und...«»Leave it«, erwidert Patricia nur, und im Schein der Küchenlampe kann ich sehen, dass eine Träne über ihre Wange rollt. Nun erschrecke ich doch. Ach, verdammt, sie hat sich richtig Sorgen um uns gemacht. Ihr zu erklären, dass wir in den nächsten Tagen wohl auch öfter unterwegs sein werden, weil wir es auf dem Boot einfach nicht mehr aushalten, weil wir unseren Freiraum, Zeit für uns brauchen, verschiebe ich besser auf morgen. In einer raschen, sichtlich verärgerten Handbewegung wischt Patricia sich über die Wange und die Frage, ob sie mehr auf mich oder auf sich selbst sauer ist, weil sie vor lauter Sorge weinen muss, bleibt offen. »You two don't even care about anything, Jimmy, so just leave it!«
Sie ist verletzt, weil sie sich Sorgen um uns, ihre Lieblingsbrüder, gemacht hat, versuche ich mir einzureden, aber allmählich kocht auch in mir Ärger auf. »Das stimmt nicht, und das weißt du auch«, erwidere ich. »Ich hab einfach nur vergessen, anzurufen, es tut mir doch leid.« Was, zum Henker, soll ich noch sagen, außer dass es uns leidtut?»Du kapierst echt nicht, dass wir uns Sorgen gemacht haben, oder?«, schießt Patricia zurück. »Mann, Jimmy, ich wollte in den Krankenhäusern anrufen und auf den Polizeiwachen, ihr hättet einen Unfall oder sonst etwas haben können!«
»In den Krankenhäusern? Polizei? Seriously?« Ich will loslachen, das ist doch nicht ihr Ernst. »Wir waren bloß unterwegs, Trisha!«
»Ach ja? Und wo wart ihr dann bitte so lange? In der Stadt, wo nirgendwo eine Telefonzelle ist?« Ihre Augen blitzen, sie stemmt die Hände in die Hüften. Warum, zum Henker, reagiert sie denn so über? Wir waren bloß ein paar Stunden weg!
Ich seufze, verschränke die Arme vor der Brust. »Come on, Patricia. Wir müssen euch nicht jedes Mal brühwarm erzählen, wohin wir gehen. Lass uns morgen einfach nochmal reden, okay?« Ich verstehe ihre Sorge ja durchaus. Aber diese Szene, die sie mir gerade macht, ist doch ein bisschen heftig, selbst für Patricias Verhältnisse.
»Just leave it«, gibt Patricia zurück. »It would just have been one call, Jimmy. I'm off to bed now. Leave me alone.«Diesmal lasse ich meine Schwester gehen, weiß ich doch viel zu gut, dass ich heute nicht mehr an sie herankommen werde. Aber erzählen, wo ich den ganzen Abend war, kann ich nicht. Werde ich auch nicht. Meine Geschwister müssen nicht in alles ihre neugierigen Nasen stecken. Auch nicht meine Lieblingsschwester. Ich habe verdammt noch mal auch ein eigenes Leben, selbst als einer der Kellys sollte man das haben dürfen. Und dass ich dafür kämpfe, wissen meine Geschwister nicht erst seit gestern.
Ich höre Angelo in der Nische unter den Treppenstufen leise kichern und verdrehe die Augen. »Gehört ihr nicht schon längst ins Bett, ihr neugierigen kleinen Kröten?«
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Jimmys Geheimnis
RomanceKöln, Juni 1993. Seit einiger Zeit verhält Jimmy sich sehr seltsam. Er blockiert ständig das Telefon, verbringt viel Zeit in der Stadt, und das verdächtigste: er ist zuvorkommend und freundlich! Ein Fall für Paddy und Angelo, die unbedingt herausfi...