Köln, Juni 1993. Seit einiger Zeit verhält Jimmy sich sehr seltsam. Er blockiert ständig das Telefon, verbringt viel Zeit in der Stadt, und das verdächtigste: er ist zuvorkommend und freundlich! Ein Fall für Paddy und Angelo, die unbedingt herausfi...
Vielleicht mein absolutes Lieblingskapitel, genießt es! Und habt morgen einen schönen Feiertag.
Und dann ist es raus... Wie weit wäre Jimmy wohl tatsächlich bereit, für Tina zu gehen?
Eure Reniawen
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Jimmy
Doch noch ziemlich mürrisch ziehe ich den Soundcheck durch. Die kurze Joggingrunde war knallhart, weil Joey krass Tempo gemacht hat, aber sie hat ihren Zweck erfüllt – ich hab mich einigermaßen abreagiert. Dennoch darf so etwas wie mit Tina nicht nochmal passieren, darüber müssen wir reden. Auch mit den Bodyguards.
Zum Konzert ist die Location in Neumünster wie alle anderen Stadien auch bis auf den letzten Platz gefüllt, die Fans drängen auch hier gegen die Absperrgitter in der ersten Reihe. Aber dank Tinas Anwesenheit kann ich mich wie sonst auch in den Songs verlieren, packe alle Gefühle, die mich durchströmen, in Cover the Road und Thrills. Schließlich soll es auch für sie unvergesslich werden. Ich sehe sie mit Kira backstage direkt am Bühnenaufgang stehen. Sie plaudern und klatschen mit, und ich ertappe Tina sogar dabei, wie sie mitsingt, und das beruhigt mich auf seltsame Art. Aber obwohl sie da ist, überkam mich kurz vor dem Soundcheck der Gedanke, wieder etwas rauchen zu müssen, und im ersten Moment war der Gedanke viel zu beherrschend. Wenigstens wäre ich dann besser drauf gewesen, allerdings wäre das mit Tina hier schwierig geworden. Es muss nicht sein, dass sie davon etwas mitbekommt. Aber es ist dennoch gut, dass sie hier ist. Sie hat nach dem Soundcheck backstage gewartet, die dunklen Gedanken vertrieben und meinen Fokus auf die Musik gelenkt, und das tat unendlich gut. Ich denke daran, dass Tina auch morgen noch da sein wird und genieße es sehr mit ihr hier zu sein, meine größte Leidenschaft mit ihr zu teilen. Natürlich ist mir klar, dass ich mir für die Zeit, wenn Tina nicht da ist, etwas einfallen lassen muss, um mich abzureagieren. Vielleicht sollte ich öfter mit meinem Bruder joggen gehen, aber ich ahne, dass mir das nicht so helfen wird wie Joey. Aber ich frage mich auch, was der Grund ist diese seltsame Unruhe, diese Gereiztheit. Vielleicht brauche ich einfach nur Urlaub. Aber das wird nicht möglich sein.
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Da die nächste Location nur 30 Minuten entfernt ist, fahren wir nach dem Konzert noch nach Kiel. Normalerweise sitzen Joey und ich nach den Konzerten noch oft an der Hotelbar um abzuschalten, runterzukommen nach den Konzerten. Meist ist Johnny dabei, inzwischen auch Paddy. Aber heute ist anscheinend niemandem danach, ich sehe allen an, dass sie platt sind. Und das schon vor unseren Trips nach Irland und Schottland. Als ich nach einer Dusche in Tinas und mein Hotelzimmer komme, steht sie am hohen Fenster, das beinahe die gesamte Front des Zimmers ausfüllt. Das Hotel liegt direkt an der Kieler Förde und es fühlt sich beinahe an wie auf dem Hausboot, mit dem im Dunkeln liegenden Hafen vor dem Fenster. Tina hat die Lichter im Zimmer gedämmt, sodass ich sehen kann, wie draußen der Schein der Straßenlaternen den Kai und das schaukelnde Wasser milchig grau erhellt. Ich trete zu ihr und lege meine Arme um sie. Sanft küsse ich ihren Nacken und denke dabei, wie sehr ich sie brauche. Hier bei mir.
