KAPITEL 13

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Habt einen schönen, sonnigen Sonntag! Heute nachmittag wird ab 15 Uhr das Sound of Peace-Konzert mit vielen bekannten Künstlern, unter anderem mit Michael Patrick, aus Berlin bei Pro7 und Sat1 übertragen.

Eure Reniawen

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Paddy

Das ist unsere Chance, wieder an Jimmy dranzubleiben. Wir haben immer noch keinen Plan, mit wem er sich ständig trifft und telefoniert. Uns war nur allen klar, dass Jimmy wieder abhauen wird, wenn wir zuhause sind, und ich will jetzt echt wissen, was er die ganze Zeit treibt und wieso er so ein Geheimnis daraus macht.
»Na klar, kein Thema«, meint Jimmy, obwohl ich schon damit gerechnet habe, dass er keinen Bock darauf hat, dass ich mitwill. Aber ich bin eben auch kein Kind mehr, das jederzeit von seinen großen Brüdern bemuttert werden muss. Ich hab nur keinen Bock, allein in die Stadt zu gehen, und neugierig bin ich ja sowieso.
»Ich komme auch mit!«, ruft Angelo da.
»Dann beeilt euch«, sagt Jimmy, während Joey breiter grinst, und wir springen auf. Mir ist natürlich klar, dass Joey wahrscheinlich weiß, was Jimmy treibt, aber ihn auszufragen bringt überhaupt nichts. So gut kenne ich meine Brüder. »Ich warte zehn Minuten.«

Wir sind fünf Minuten später fertig und folgen Jimmy in die Stadt. »Suchst du eigentlich etwas Besonderes in dem Laden?«, frage ich mit breitem Grinsen irgendwann, als wir durch die Fußgängerzone eilen. »So oft wie du da hingehst?«
»Die haben eine krass gute Vinylabteilung, die habt ihr noch gar nicht gesehen«, erzählt Jimmy, ohne mit der Wimper zu zucken. »Really, die sind wirklich gut. Und schaut euch die Rockabteilung mal an, richtig gute Auswahl. Und… Barby hat ja bald Geburtstag, ihr könnt ja mal schauen, ob ihr etwas Schönes für sie findet. Ich zahle auch.«
»Oh shit, sie wird ja 18«, fällt es mir jäh wieder ein. Es sind zwar noch drei Monate bis dahin, aber da wir ständig unterwegs sind, kann man das schnell vergessen.
»Eben«, nickt Jimmy. Wir haben den Laden erreicht und er hält uns die Tür auf. »Also, äh… guckt euch ruhig gut um. Ich liebe diesen Laden, jedes Regal lohnt sich irgendwie.«

Ich bemerke, wie sein Blick sofort zum Kassenbereich geht, doch da steht ein Typ, der gerade kassiert. Es ist nachmittags und echt was los. Der Laden ist mega cool, beim ersten Mal ist mir gar nicht aufgefallen, wie cool. Richtig groß, es gibt zwei Stockwerke und überall Bereiche, wo man Hörproben bekommen kann. Jimmy drängt sich durch eine kleine Gruppe Leute und redet kurz mit dem Typen an der Kasse. Ich versuche mich näher an die beiden zu schleichen, aber da packt Angelo meinen Arm und deutet nach links.
»Lass mal da vorne gucken, Bro, da ist Folk und so was, glaub ich«, sagt Angelo, da steht Jimmy schon wieder neben uns.
»Ich… äh, gehe mal nach oben in die Vinylabteilung. Kommt ihr hier kurz alleine klar?«
»Logisch«, erwidere ich, schaue Jimmy aber doch nach, wie er rasch die Rundtreppe in den zweiten Stock hochläuft. Er scheint wirklich dringend etwas in der Vinylabteilung zu suchen.

»Guck mal, hier ist das Greatest Hits-Album von ABBA, das wär doch was für Barby«, schlägt Angelo vor.
»Mhm«, nicke ich nur geistesabwesend, und während Angelo die CD aus dem Regal holt, greife ich nach seinem Arm und ziehe ihn ein Stück hinter mir her. »Come on, ich will wissen, was Jimmy oben treibt«, zische ich, aber dann pralle ich beinahe mit drei Mädchen in unserem Alter zusammen, die hinter uns gestanden haben müssen. Als ich mich zur Treppe gedreht hab, um Jimmy nachzugucken, hab ich die Mädels schon gesehen, wie sie uns angestarrt, gekichert und die Köpfe zusammen gesteckt hatten, aber eigentlich hätten die doch längst weitergehen…
»Oh, sorry«, kichert eines der Mädchen. Sie ist so groß wie ich, hat lange, dunkle Haare und hübsche Augen. »Ähm… du bist doch Paddy, stimmt‘s? Von der Kelly Family? Wir waren auf eurem Konzert in Düsseldorf vor drei Wochen und letztes Jahr auch schon. Und du bist Angelo, oder?«

Krass, die haben uns erkannt? Ohne Scheiß? Uns, also Angelo und mich? »Ähm, ja, sind wir, wie geht’s euch?«, frage ich. Wie cool ist das denn bitte, dass wir erkannt werden! Okay, die Leute jubeln uns auf den Konzerten zu, folgen uns dann auch manchmal, aber in der Stadt kam das noch nie vor.
»Voll cool, bekommen wir ein Autogramm? Wir haben auch Stifte… ey, Steffi, du hast doch einen dabei, oder?«, fragt das Mädchen und Angelo und ich werfen uns Blicke zu.
Natürlich denke ich sofort an Dads Order. Keine Autogramme und Fotos, bis ihr 18 seid. »Also, eigentlich…«, beginne ich.
»Ey, die wollen Autogramme von uns!«, raunt Angelo mir begeistert zu, und ich muss zugeben, dass ich’s ja auch mega finde.
Und was soll’s – sie kommen auch zu unseren Konzerten und kaufen unsere CDs. »Klar, machen wir«, antworte ich.
»Oh, das ist super, können wir auch Fotos machen? Ich habe einen Fotoapparat dabei«, freut sich Steffi, und ich nicke.
»Klar doch. Wir geben übrigens bald ein Konzert in Dortmund«, rühre ich die Werbetrommel, während wir auf CDs und Fotos unterschreiben. »Richtig groß, in der Westfalenhalle. Im Mai.«
»Oh wow, echt?«, fragt Steffis Freundin, deren Namen ich immer noch nicht weiß. »Da müssen wir hin. Wir wohnen in Dortmund. Kannst du mir hier auf dem Block unterschreiben?«
»Klar, wie heißt du eigentlich?«, frage ich.
»Annika«, lächelt sie und ich schreibe gern mein Für Annika, Paddy. Dann machen wir Fotos, und ich bemerke, dass sich mittlerweile eine kleine Traube um uns gebildet hat. Plötzlich stehen bestimmt zehn Leute um uns herum, und wir werden um immer mehr Autogramme und Fotos gebeten. Langsam wird es mir unangenehm, heiß, weil wir im Laden sind, und echt eng. Ich puste eine lange Haarsträhne zurück, die sich aus meinem Zopf gelöst hat. »Bro, wir sollten echt bald…«, beginne ich irgendwann, da ist es schon zu spät.

Jimmys GeheimnisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt