Ja, wenn sich etwas aufstaut... Irgendwann bricht es heraus. Wie die beiden das jetzt wohl meistern?
Natürlich weiß ich, dass das Video zu Nanana eigentlich erst viel später gedreht wurde, aber es passte so gut in den Kontext, dass ich mir diese Freiheit herausgenommen habe.
Ich freu mich sehr auf eure Meinungen!
Eure Reniawen
Foto: meine Fotosammlung
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Jimmy
Für einen kurzen Moment ist es still in der Leitung, dann raschelt es. »Ist das dein Ernst, Jimmy?«, höre ich Tina und meine Brust zieht sich zusammen. Gerade nach dem Weihnachtsspecial, das ich so genossen habe, weil sie da war, vermisse ich sie jetzt richtig krass. Leider dröhnt mein Kopf gerade, als würde mich jemand mit einem Presslufthammer bearbeiten, mein Magen hat sich schon ein-, zweimal umgedreht, aber ich musste Tinas Stimme hören.
Doch sie scheint gar nicht begeistert zu sein. »Du rufst mich mitten in der Nacht an, um mir das vorzuwerfen? Du bist doch total dicht, geh schlafen und sei froh, wenn du dich morgen auch nur an einen Bruchteil dessen erinnern kannst, was du gerade gesagt hast.«Ich runzle die Stirn, kapiere nicht so ganz, was sie sagt, und stöhne, weil sich mein Magen wieder umdreht. Dann ist einer von meinen Brüdern bei mir und reißt mir das Telefon aus der Hand. Ich muss blinzeln, um zu erkennen, dass es Johnny ist – alles ist verschwommen vor meinen Augen.
»Tina, es tut uns leid, er hat sich nicht abbringen lassen, dich noch anzurufen«, höre ich Johnny. »Ja, wir… wir sorgen dafür, dass er schlafen geht. Wir melden uns morgen. Schlaf gut. What the hell, Jimmy?«, fährt er mich dann an. »Sie kann am allerwenigsten dafür!«
»Er ist dicht, bro«, höre ich Joey. »Ich bin dafür, dass wir ihn einfach hier pennen lassen.«
»Just miss her«, brumme ich, lasse mir aber widerstandslos die Schuhe ausziehen und einer der beiden hebt meine Füße auf die Couch. Da wir eh bei Uschi sind, ist mir auch egal, wo ich schlafe.
»So does she, Jimmy«, meint Johnny. »Let’s sleep a few hours. We have a concert to play tonight.«
»Fuck the damn concert«, maule ich und ziehe die Beine an den Körper, weil liegen doch besser ist als sitzen.Ein paar Stunden später werde ich von Geplapper in der Küche nebenan wach und habe das Gefühl, dass mein Kopf gleich platzt. Als ich mich aufsetze, dreht sich erneut alles. Ich stütze die Ellbogen auf die Knie, lege die Stirn in die Handflächen und gebe mir zwei, drei Minuten. Aber ich habe keinen blassen Schimmer mehr, was gestern nach der Party passiert ist. »Oh, fuck«, stöhne ich und zucke zusammen, als die Tür auffliegt und mir jemand eine Hand auf die Schulter legt.
»You okay, bro?«, flötet Patricia neben mir und ich stöhne erneut. »C’mon, we leave in two hours.«
»Trish, let me, I’m not playing anywhere today«, brumme ich. Am liebsten würde ich überhaupt nicht aufstehen, will einfach weiter schlafen.
»Ach was, Dusche wartet auf dich, ich mach dir nen Kaffee.«
Schwerfällig, als hätte ich gar keine Kraft mehr in den Gliedern, richte ich mich auf, und schleppe mich nur mit Trishas Hilfe ins Bad. Übelkeit steigt erneut in mir auf, immer noch dreht sich alles und ich muss mich übergeben.
»My God, Jimmy«, seufzt Patricia irgendwann und irgendwie registriere ich, dass sie mitgekommen sein muss. »Was machst du nur immer?«
Ich antworte ihr nicht, kämpfe mich unter die Dusche, und dann in die Küche. Joey und Johnny werfen mir strenge Blicke zu, aber ich kann mich immer noch nicht erinnern. Ich weiß nur noch, dass Patricia und ich getanzt haben – alles danach ist ein schwarzes Loch.Leider hält das aber nicht lange an und irgendwann auf der Fahrt nach Basel kehrt die Erinnerung zurück. Die quälenden Gedanken, dass Tina schon wieder nicht mit zu einer Verleihung kommen konnte, konnte ich nur mit Rauchen, Alk und einer Pille herunter spülen. Ich wollte auf der Toilette rauchen, wusste aber irgendwie, dass mir das Gras heute nicht genügen würde. Irgendjemand hat mir die Ecstasy-Pille angeboten, mit einem Augenzwinkern und den Worten »Wenn du richtig Spaß haben willst, Kumpel«. Denn dass wir den Bambi bekommen haben, musste gefeiert werden, alle erwarteten, dass ich da blieb, und darauf, zu Uschi zurück zu fahren, hatte ich auch keinen Bock. Leider erinnere ich mich dann auch wieder daran, dass ich danach die Nacht zum Tag gemacht habe. Wie Patricia und ich getanzt haben – und den Anruf bei Tina. Zumindest, dass ich angerufen habe – was ich gesagt habe, ist noch im Nebel verschwunden.
Ich versuche auf der Fahrt zu schlafen, was mir zwei Stunden gelingt, dann begegne ich auf dem Weg durch den oberen Teil des Busses Joey. Offenbar hat sich Johnny hinters Steuer gesetzt.
»Na, Erinnerungen zurück?«, fragt er, ohne Mitleid in der Stimme. Habe ich auch nicht verdient, das ist mir klar.
»Leider«, seufze ich. »Listen, I’m sorry. Mir war so gar nicht nach feiern, ich musste…«
»Musst dich nicht bei mir entschuldigen«, erwidert Joey. »Tina vor den Latz knallen, dass sie einfach alles hinwerfen soll? Dein scheiß Ernst, bro?«
»Das hab ich gesagt, really?«, frage ich, ein bisschen erschüttert. »Oh, man. I really need to… call her again. Thanks for backing me up… again.«
Joey nickt nur, sein Blick sagt alles: Hör auf mit dem Scheiß. Aber ich weiß, dass ich das nicht mehr kann. Es hilft mir, dieses irre Pensum jeden Tag abzuspulen, auf den Punkt da zu sein. Zumindest dann, wenn Veranstaltungen dazu kommen, wo wir auch noch da sein müssen.
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Jimmys Geheimnis
Любовные романыKöln, Juni 1993. Seit einiger Zeit verhält Jimmy sich sehr seltsam. Er blockiert ständig das Telefon, verbringt viel Zeit in der Stadt, und das verdächtigste: er ist zuvorkommend und freundlich! Ein Fall für Paddy und Angelo, die unbedingt herausfi...