Kapitel 14

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Als ich aufwachte, zuckte ich zusammen. Wo zur Hölle war ich?

Ich schaute mich um. Ich lag in einem großen weichen Bett. Außerdem im Raum befand sich ein großer Kleiderschrank und an der Wand am Fußende des Bettes hing ein Fernseher. Vor dem Schrank entdeckte ich meine Tasche, die ich perplex musterte. Kurzerhand stand ich auf und schaute an mir herunter. Wer hatte mich umgezogen?

Aus meiner Tasche suchte ich mir ein Top sowie meine liebste Jogginghose, die ich mit frischer Unterwäsche anzog, bevor ich das Schlafzimmer verließ. Ich landete im Wohnzimmer, wo mir plötzlich Ezra entgegen kam, und das halbnackt. Auf seiner Haut schimmerten Wassertropfen, um seine Hüfte war ein Handtuch gewickelt und seine braunen Haare fielen in nassen Strähnen auf seine Stirn. Mir lief beim Anblick seiner definierten Muskeln das Wasser im Mund zusammen. Unbewusst leckte ich mir über die Lippen, was er zum Glück entweder nicht bemerkte oder einfach nicht drauf einging. Ich nutzte die Gelegenheit, seinen Körper zu begutachten. Seine Arme, seine Brust und zum Teil sein Bauch waren über und über mit Tattoos bedeckt. Trotzdem erkannte man einzelne Narben auf seinem Körper. Die auffälligste befand sich auf seinem Bauch von mir aus rechts von seinem Bauchnabel. Mir schoss seine Reaktion in den Kopf, als mein Vater ihn an eine Lektion über Gehorsam erinnert hatte. Ezra hatte sich instinktiv genau an die Stelle gefasst. Ich schluckte

"Bist also auch endlich wach", stellte er fest und riss mich somit aus meinen Gedanken. Er verkniff sich ein Lachen. "Wo warst du gestern? Ich habe über zwei stunden auf dich gewartet", warf ich ihm vor, weshalb er beschämt zu Boden sah. "Ich habe verschlafen", gestand er kleinlaut, weshalb ich lachte.

Er ging in das Schlafzimmer, weshalb er mir den Rücken zuwandte, der ebenfalls tätowiert war, jedoch zierten seinen Rücken diverse Narben, die von Langen bis kleinen kreisrunden variierten. Ich ließ mich auf das große Sofa fallen und schaute durch die Glastür auf seinen Balkon, bevor ich mich im Raum umsah. Links vom Sofa befand sich scheinbar das Bad, während rechts davon eine Kücheninsel stand. Allgemein war es hier sehr modern und minimalistisch eingerichtet, genauso hätte ich mich aber auch Ezras Zuhause vorgestellt, auch wenn ich neidisch war, dass allein das Wohnzimmer so groß war wie die gesamte Wohnung von Mom und mir. 

Im Anbetracht der Zeit, die ich bereits hier saß, ging ich davon aus, dass er sich mittlerweile angezogen haben musste, weshalb ich ins Schlafzimmer ging, um aus meiner Tasche etwas zu holen. Als ich hineinging, schluckte ich. Er stand nur in enger Boxershorts vor seinem Kleiderschrank, wobei ich perfekte Aussicht auf seinen Körper hatte. Leider merkte ich zu spät, dass er sich umdrehte und nun mich ansah. "Gefällt dir, was du siehst?", fragte er arrogant und grinste. "Also beeindruckt bin ich nicht", erwiderte ich und ging zu meiner Tasche. 

"Was machen wir heute?", fragte ich, als wir nebeneinander auf dem Sofa saßen. "Ich weiß ja nicht, was du machst, aber ich genieße mein Wochenende", erwiderte er und nahm demonstrativ einen Controller zur Hand. Da er sich selbst beschäftigte, lernte ich für meine Klausuren und machte Hausaufgaben, jedoch war ich damit sehr schnell fertig, sodass ich mich wieder langweilte, während er einen Spieler nach dem anderen erschoss. Ich verzog mich also auf seinen Balkon und zündete mir eine Zigarette an. Während ich rauchte,  beobachtete ich ihn, wie er konzentriert auf den Fernseher starrte. 

"Hast du Alkohol da? Mir ist langweilig", fragte ich, als ich wieder reinging. "Es ist Nachmittag", erwiderte er trocken, weshalb ich die Augen verdrehte. "Und das ist ein Problem weil?", meinte ich genervt. "Außerdem darfst du noch gar nicht trinken", erinnerte er mich und starrte weiterhin auf den Fernseher. "Das hat dich vorher auch nicht interessiert", schnaubte ich, bevor ich seinen Kühlschrank öffnete und mir einen Überblick über den Inhalt verschaffte. "Uhh", schwärmte ich und nahm mir zwei Flaschen heraus, deren Inhalt ich in einem Glas mischte, das ich in einem der Schränke gefunden hatte. Freudestrahlend setzte ich mich neben Ezra und trank von dem Glas. Die Flaschen hatte ich auf dem Couchtisch abgestellt. 

Wie konnte man nur stundenlang das gleiche Spiel spielen und dabei keine Langeweile empfinden? Ich langweilte mich hier so dermaßen zu Tode, dass ich mich betrank und mit Kopfhörern meine Serie weiterschaute. Irgendwann knurrte mein Magen, weshalb ich eine Hand auf meinen Hauch legte. "Ich hab Hunger", meinte ich zu Ezra, der aufschaute. 

Ich hatte ihn gar nicht mehr beachtet und war so vertieft gewesen, dass ich erst jetzt feststellte, dass ich eigentlich umsonst zum Rauchen auf den Balkon gegangen war, da er offensichtlich in der Wohnung rauchte. Er dachte kurz nach, bevor er sein Handy in die Hand nahm. "Willst du was bestellen?", fragte er, worauf ich nickte. Er drückte mir irgendwann sein Handy in die Hand, worauf ich durch eine Liste von Gerichten scrollte, wovon mindestens die Hälfte gut klang. Demnach brauchte ich einige Minuten, bis ich mich für eine Pizza mit Meeresfrüchten entschied. Er tippte noch etwas herum, während ich ihn in aller Ruhe ansehen konnte. Je mehr ich trank, desto schärfer wurde ich auf ihn. 

Schnell wandte ich den Blick wieder ab und nippte an meinem Glas. Er stand auf und ging zu seiner Küche, wo er sich eine Flasche aus dem Kühlschrank nahm und sich an die Kücheninsel lehnte, um daraus zu trinken. Ich stand ebenfalls auf und stellte mich vor ihn. "Soll ich jetzt ernsthaft bis morgen Abend hier hocken und dir beim Zocken zuschauen?", fragte ich schlecht gelaunt, worauf er schnaubte. "Ich habe mir das nicht ausgesucht, dass du hier bist", erwiderte er. "Na dann sollte ich vielleicht besser gehen", beschloss ich und wollte losgehen, um meine Sachen zu packen, jedoch hielt Ezra mich am Handgelenk fest und zog mich zu sich. 

"Was soll das?", meckerte ich und wollte mich losreißen, sein Griff war jedoch ziemlich fest. Er schaute mich emotionslos an. "Lory", murmelte er, worauf ich ihn perplex ansah. "Wie hast du mich gerade genannt?", fragte ich nach, er senkte seinen Blick. Er zog mich noch näher an sich und näherte sich meinem Ohr. "Lory", hauchte er in mein Ohr, was mir eine Gänsehaut bereitete. Er legte eine Hand an meinen Hals, bevor er seine Stirn gegen meine lehnte. 

Und dann lagen plötzlich seine Lippen auf meinen.

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