Kapitel 18

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"Ey Schlampe", begrüßte mich Lance, als ich die Klasse betrat. Ich war ein wenig spät dran, sodass schon alle in der Klasse saßen und mich dumm anschauten. Unser Lehrer war leider noch nicht da. "Ach, deine Mom ist hier? Ich habe sie gar nicht gesehen", erwiderte ich und schaute gespielt hinter mich. 

Ich war heute nicht so auf der Höhe seit der Erzählung von Will gestern. Mir ging's nicht gut und ich war überhaupt nicht auf dem emotionalen Stand, dass ich mich gegen Lance behaupten könnte. Sein Grinsen wurde diabolisch, als ich an ihm vorbei zu meinem Platz ging. Kräftig schlug er auf meinen Hintern und packte zu, weshalb ich zusammenzuckte und herumfuhr. "Fass mich nicht an", fuhr ich ihn an. 

Zum Glück kam in dem Moment der Lehrer rein und ich setzte mich kleinlaut auf meinen Platz. Die ganze Zeit starrte ich auf meinen Tisch und sprach nicht. 

Das war leider nicht das erste Mal, dass mich irgendjemand anfasste, das passierte beinahe täglich, jedoch hatte ich in seinem Blick etwas gesehen, was mir Angst machte. Auch Beleidigungen waren bei mir an der Tagesordnung, jedoch musste ich mich eigentlich bemühen,  nicht wieder von der Schule zu fliegen, denn keine andere Schule im Umkreis würde mich vermutlich aufnehmen, also musste ich die Füße still halten, bis ich meinen Schulabschluss in der Tasche hatte und bis dahin war es noch fast ein Jahr, denn das Schuljahr hatte erst begonnen. 

In den Pausen blieb ich drinnen, da ich Angst hatte, dass mir draußen jemand auflauerte. Ein bisschen wehren konnte ich mich vielleicht, jedoch nur gegen eine Person. Vielleicht sollte ich mal ein einen Selbstverteidigungskurs gehen oder anfangen, ein Messer mit zur Schule zu nehmen, um mich im Zweifelsfall zur Wehr setzen zu können. 

Immer wieder zog ich meinen Rock runter, den ich neben dem T-Shirt meiner Lieblingsband trug. Ich fühlte mich total nackt gerade und war jedes Mal dankbar, dass die Pause endete. 

Als ich den Raum betrat, erkannte ich wieder Lance. Ich wollte so viel Anstand von ihm halten wie möglich. "Ist dir etwa unangenehm, wie sehr du darauf stehst, wenn ich dich anfasse?", fing er wieder an. Ich schluckte und senkte wieder meinen Blick. "Irgendwann wirst du stöhnend unter mir liegen und darum betteln, dass ich dich durchnehme", ergänzte er und machte dabei mit seiner Hüfte eindeutige Bewegungen. 

Ich setzte mich an meinen Platz und starrte auf meine Hände, während Lance weiter auf mich einredete. Ich war zwischendurch den Tränen nahe, diese Genugtuung wollte ich ihm jedoch nicht geben, denn dann hätte er gewonnen und mich in der Hand. 

Das Klingeln zum Schulschluss versetzte mich in Panik. Will hatte mir geschrieben, dass er sich etwas verspäten würde. Ich rauche noch eine, während ich wartete, bis die meisten das Schulgelände verlassen hatten und mir niemand nach Hause folgen würde, sollte ich doch laufen, jedoch setzte ich weiterhin darauf, dass Will bald hier auftauchen würde. Mit meinem Handy lenkte ich mich ab, bis auf einmal jemand durch mein Blickfeld lief. Ich schaute auf und erkannte Lance und seine Freunde, die direkt auf mich zukamen. "Fuck", hauchte ich und wollte losrennen, jedoch schnappte mich einer von ihnen am Arm und zog mich mit sich. Schreiend wehrte ich mich gegen ihn, bis er mir den Mund zuhielt und hinter der Sporthalle an die Wand drückte. Zwei Personen drückten mich an die Wand, während Lance vor mich trat und mit der Hand unter mein Oberteil fuhr. Ich sträubte mich und versuchte, mich aus den Griffen von den anderen beiden zu befreien. Immer mehr Tränen liefen über meine Wangen, während ich gegen die Hand anschrie. 

Lance zog den Rock runter und zerriss die Netzstrumpfhose, die ich trug, bevor er mit seiner Hand über meinen Slip strich. Ich biss in die Hand vor meinem Mund, sodass derjenige seine Hand fluchend wegzog. "Bitte hör auf", flehte ich, was Lance nur lachen ließ. "Wieso sollte ich? Ich weiß doch, dass du es willst. Sonst würdest du ja nicht so rumlaufen", erwiderte er und fuhr mit seiner Hand nun in meinen Slip. Ich wollte schreien, jedoch verpasste er mir eine Ohrfeige, weshalb ich nur noch schluchzte. Er griff mein Shirt und riss vorne auf.

Lauthals schrie ich nach Hilfe, weshalb die drei dann doch plötzlich die Flucht ergriffen. Weinend glitt ich die Wand hinunter und zog den Rock wieder hoch, bevor ich mein Handy aus der Tasche meines Rockes nahm. Ich zitterte am ganzen Körper, während ich Will anrief, jedoch ging direkt seine Mailbox dran, scheinbar war sein Handy ausgeschaltet. In meinen Benachrichtigungen sah ich, dass er mir sogar geschrieben hatte, dass er mich doch nicht abholen könnte. 

Verzweifelt starrte ich auf mein Handy und überlegte, wen ich anrufen sollte. Wie von allein landete ich auf dem Kontakt von Ezra, da er mir am Wochenende seine Nummer gegeben hatte. Zitternd tippte ich auf den Hörer und hielt mit mein Handy ans Ohr. 

Es dauerte einen Moment, bis er abnahm. "Was gibts?", fragte er distanziert, während ich weiterhin vor mich hin schluchzte. "Ich brauche deine Hilfe", wimmerte ich. Es raschelte kurz bei ihm. "Lorelei?", fragte er besorgt. "Ich bin bei der Schule, bitte komm her", murmelte ich. "Bis gleich", erwiderte er, bevor er auflegte. 

Ich legte meinen Kopf auf meine Knie und weinte weiterhin. Mein zerrissenes Shirt hatte ich vorne zusammengeknotet, damit man meine Unterwäsche nicht sah.. Ich wusste gar nicht, dass ich so viele Tränen weinen konnte, denn ich war nun bestimmt schon seit 10 Minuten non stop am Weinen. 

Durch die Berührungen von Lance fühlte ich mich unglaublich dreckig. Am liebsten würde ich mich stundenlang duschen und mir die ersten Hautschichten abschrubben. Ich wusste nicht, was ich tun sollte, damit er damit aufhörte, mich so anzugehen. Ein Schulwechsel war ausgeschlossen und jemandem von den Geschehnissen erzählen, war unmöglich. Mir würde doch eh niemand glauben und außerdem hatte er noch seine Freunde, die es vermutlich auch leugnen würden, also hätte ich ohnehin schlechte Karten. 

Vollkommen aufgelöst wartete ich auf Ezra. Ich wollte ihn nach dem, was Will mir erzählt hatte, eigentlich nie wieder sehen, aber er war gerade die einzige Person, die für mich greifbar war, auch wenn er meinen Gemütszustand vermutlich nicht verstehen würde. Vermutlich war seine Hilfe besser als gar keine Unterstützung. Eigentlich wollte ich mich niemals jemandem so zerbrechlich zeigen, wie ich es jetzt tat. 

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