Kapitel 14

6.3K 276 37
                                    

Etwas schüchtern drehte ich mich um und erblickte Taddl, der lässig am Geschäft lehnte.

"Dass ich das auch noch erleben darf, dass du dich ohne Ardy heraus traust", neckte ich ihn und ließ meine Hände unbemerkt vom Longboard in meine Hosentasche gleiten.

"Ihm geht's nicht so gut. Ich brauche eigentlich auch nur kurz neue Räder für mein Longboard", er deutete in den Laden während ich nur mit den Achseln zuckte.

"Ich will dich nicht aufhalten".

"Du könntest das bestimmt gut", meinte Taddl plötzlich, als ich eigentlich schon weiter gehen wollte.

"Was?", stellte ich ihm die Frage.

"longboarden", sagte Taddl ruhig, "Wenn du möchtest kann ich es dir beibringen oder du könntest es zumindest mal ausprobieren". Ich überlegte hin und her und um ehrlich zu sein würde ich echt gerne longboarden können. Das Problem war eben, Taddl und ich verstanden uns nicht sonderlich gut, wir waren einfach zu unterschiedlich.

"Mhm, ich weiß nicht."

"Prima, dann kommst du einfach in nächster Zeit mal vorbei, dann kann ich dir zeigen wie man zum Profilongboarder wird", entschied er.

"Was machst du eigentlich hier so alleine in der Stadt?", fragte Taddl mich, nachdem er seine Ersatzteile für sein Longboard gekauft hatte.

"Ich brauche ein Geschenk für Mark, er hat bald Geburtstag", erklärte ich ihm. Seit wann war Taddl denn so gesprächig und interessierte sich dafür, was ich in meiner Freizeit machte.

"Da gibts so ein richtig gutes neues Parfüm. Das könntest du schenken. Wenn du möchtest, kann ich es dir zeigen. Obwohl mir fällt ein, du willst dich ja nicht mit bekannten YouTubern zusammen in der Öffentlichkeit zeigen", wieder dieses provokante Grinsen. Aber tatsächlich, obwohl ich es nicht gerne zugeben wollte, kam mir Taddl ganz gut in den Sinn, da ich wirklich nicht richtig wusste was ich Mark schenken konnte und männliche Unterstützung konnte man da ja echt gut gebrauchen.

"Such dir mal etwas Neues aus womit du mich provozieren kannst aber wenn du schon einmal da bist, kannst du mir auch gerne helfen", lachte ich und deutete ihm mir zu folgen.

"Das riecht richtig gut, das nehme ich", entschied ich als Taddl mir bereits das 2. Parfüm vorschlug und ich daran gerochen hatte.

"Wird deinem Freund sicher gefallen", meinte Taddl und stellte den Tester zurück um mir ein verpacktes Parfüm zu überreichen.

"Mark ist nicht mein Freund", erklärte ich fast etwas angepisst.

"Aber du hast ihn richtig gern. Der perfekte Mann von neben an eben", spottete Taddl. Ich musste mich beherrschen nicht loszulachen. Lächerlich einfach wie jeder immer versuchte mir einen perfekten Freund zuzuordnen. Bald konnte ich anfangen Strichlisten zu führen. Jan, Taddl und Mark. Gab es noch weitere Vorschläge?

"Mark hat eine Freundin. Ich versteh mich nur ganz gut mit ihm, das hat nichts damit zu tun, dass ich etwas von ihm will", ich überreichte der Kassiererin an der Kasse den Betrag für Marks Geschenk und wir verließen den Laden.

"Beste Freunde zwischen Jungs und Mädchen funktionieren nicht! Entweder man verstritt sich oder der eine verliebt sich in den anderen. Es sei denn man ist schwul oder lesbisch", so langsam nervten mich seine Moralpredigen echt.

"Weiß ich nicht, ich war eigentlich noch nie mit einem Jungen befreundet", gab ich kleinlaut von mir. Außer Caro hatte ich eigentlich keine weiteren Freunde. Klar, mit allen anderen aus meiner Stufe verstand ich mich ganz gut, aber so einen richtig großen engen Freundeskreis hatte ich eben nicht.

Taddl wollte anscheinend gerade etwas dazufügen als ihn eine Gruppe von Mädchen erkannte und kreischend auf ihn zu gerannt kamen.

"Oh mein Gott Taddl"

"Bekommen wir eine Unterschrift und ein Bild?", fragte eine Blondhaarige. Sie musste zwischen 11 und 12 sein genauso wie ihre 3 anderen Freundinnen auch.

Aufgeregt sprangen die Girls um Taddl herum, der alle geduldig umarmte und ihnen Unterschriften gab.

"Wer ist das?", angewiedert schaute mich die Blondhaarige von oben bis unten an.

"Doch nicht deine Freundin oder?", fragte sie Taddl und kniff die Augen zusammen.

"Nein. Das ist nur eine Bekannte", erklärte er den Mädchen, die scheinbar alle gleichzeitig erleichtert ausatmeten. Pff, als ob ein 19 jähriger etwas mit einer 12 jährigen anfangen würde. Fangirl hin oder her. Das musste man den Mädchen echt mal erklären, sonst machen sie sich ja die ganze Zeit Hoffnungen.

Gerade überlegte ich mir was wäre wenn Taddl eine Freundin hätte, die Arme sie dürfte sich nicht mehr in der Öffentlichkeit zeigen sonst würde sie wahrscheinlich schnell tot sein, als mit eines der Mädchen ihr Handy in die Hand drückte, damit ich ein Foto machen konnte.

Als sich Taddl dann von den Girls verabschiedet hatte, rief ihm eine der vieren noch ein "Ich liebe dich" hinterher, worauf Taddl nur grinste und ich die Augen verdrehte.

"Eifersüchtig oder was ist los?", grinste er.

"Auf was denn bitteschön?", schnaupte ich auf, "auf kleine pupertierende Mädchen die glauben sie hätten bei einem YouTuber eine Chance, der quasi jede haben könnte?", kaum hatte ich ausgesprochen was ich dachte schon schlug ich mir in Gedanken an die Stirn. Ich hatte Taddl gerade ein indirektes Kompliment gemacht.

Auch Taddl schien das gemerkt zu haben und grinste mich von der Seite aus an: "Naja sagen wirs mal so du bist auch noch in der Nachpupertätsphase"

"Sagt ja der Richtige", sagte ich beleidigt und boxte ihm in die Seite.

"Du bist schon ne kleine Zicke. Erinnern wir uns kurz an den Tag am Badesee. Das Beste war noch immer als du dachtest alle wären deswegen sauer auf dich. Du hättest mir alles damals an den Kopf werfen können es hätte mich nicht gejuggt weil wir uns kaum kennen". Peinlich berührt schaute ich weg.

"Das muss ich mir jetzt wahrscheinlich mein ganzes Leben lang anhören", seufzte ich genervt und warf mein Kaugummi in den nächsten Mülleimer.

"Nur so lange du bei den Apes wohnst", entschied er. Toll das waren ja auch schließlich nur noch 11 Monate.

Wir fuhren mit dem nächsten Bus nach Hause. Ich stieg als erstes aus und verabschiedete mich von Taddl.

Gut gelaunt schloss ich die Wohnungstüre auf und hüpfte ins Wohnzimmer wo sich Regina und Andre einen Film zusammen ansahen.

"Kaum ist die Lea mal einen Tag mit Taddl unterwegs schon ist sie wieder super drauf", grinste sie und setzte sich aufrecht hin.

"Gar nicht war", grinste ich und streckte Regina die Zunge heraus.

Another kind of love (Taddl)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt