"Alles okay bei Ihnen?", fragte eine ältere Frau, die gerade zur Türe hereingekommen ist und mir behutsam eine Hand auf den Rücken legte, nachdem ich meinen gefühlten ganzen Mageninhalt geleert hatte.
"Alles gut", sagte ich leise und die Frau verschwand schließlich in einer Toilettenkabine während ich mit zitternden Knien aufstand und zum Waschbecken lief.
Ich sah schrecklich aus. Meine Maskara war leicht verschmiert und ich war wahrscheinlich genauso bleich wie die weißen Wände hier auf der Toilette. Schnell wusch ich mein Gesicht mit kaltem Wasser ab um meinen Kreislauf wieder in Schwung zu bringen ehe die Frau wieder aus der Toilette kam.
"Du bist ziemlich blass", meinte Taddl kritisch als ich zu unserem Platz zurückkehrte.
"Mir gehts auch nicht so gut", sagte ich und war den Jungs dankbar dass sie den Rest von meinem Menü gegessen hatten, wer weiß ob ich dann vielleicht mich gleich wieder übergeben hätte.
"Dann lass uns nach Hause gehn und ruh dich aus dann gehts dir bestimmt besser", schlug Ardy vor und ich war natürlich sofort dabei. Ich war mir sicher dann wäre wieder alles in Ordnung, vorausgesetzt ich hatte mir nicht irgendeinen Infekt eingefangen.
Tatsächlich gings mir schon um einiges besser als ich mein Auto vor der Wohnung der Apes parkte und in meinem Zimmer ankam. Von meinen Mitbewohnern fehlte noch immer jede Spur, deshalb beschloss ich mich ein wenig schlafen zu legen.
Naja das nächste Mal als ich dann eben aufwachte, war als mein Wecker klingelte. Ich erschrak als ich sah dass ich fast 16 Stunden geschlafen hatte. Als ich aufstand bemerkte ich sofort wieder die altbekannte Übelkeit und stellte mich als erstes unter die kalte Dusche. Danach ging es mir jedoch kein Stückchen besser und ich sah immernoch genauso bleich aus wie gestern. Ich schminkte mich und trug auch etwas Rouge auf in der Hoffnung dass man es mir nicht anmerkte wie dreckig es mir ging.
Wie üblich schliefen noch alle und ich schnappte mir ein Toastbrot und fuhr dann ganz gemütlich Richtung Schule mit meinem Auto.
Schlechtgelaunt warf ich meinen Rucksack auf meinen Platz und richtete alles für die erste Stunde hin. Überraschend musste ich feststellen dass tatsächlich keine blöden Kommentare mehr von Caro und den Anderen kamen. Bis auf Blicke die manchmal auf mir ruhten. Jedoch ignorierte ich diese und konzentrierte mich auf den Unterricht.
Gegen Ende der ersten Stunde ging es mir zunehmend schlechter sodass ich es schließlich nicht mehr aushielt und mich meldete.
"Dürfte ich kurz aufs Klo bitte?", fragte ich Frau Schmidt, meine Englischlehrerin. Sie nickte erst als ich bereits schon aufgestanden bin. Normalerweise durfte keiner während des Unterrichts auf die Toilette, dafür waren ja schließlich die Pausen da. Aber weil ich in letzter Zeit gut im Unterricht aufgepasst habe und mich sehr oft meldete schien ich eine Art Bonuspunkt bei Frau Schmidt zu haben.
Ich rannte durch die Gänge und kam gerade wieder rechtzeitig auf der Toilette an bevor ich meinen ganzen Mageninhalt auf dem Schulweg verteilte. Ich setzte mich nach der Kotzerei schluchzend auf den Klodeckel. Was ist nur mit mir los?
Jedoch konnte ich nicht länger darüber nachdenken und wusch meine Hände und mein Gesicht ab, da ich wieder ins Klassenzimmer musste.
"Lea? Bist dus?", eine helle Stimme lies mich erschrecken und ich drehte mich um.
"Jasmin", lächelte ich und umarmte das zierliche Mädchen, das gerade aus einer Toilettenkabine kam. Ich hatte sie seit unserem Aufenthalt im Krankenhaus nicht mehr gesehen und freute mich umso mehr.
"Wie geht es dir?", fragte ich lächelnd. Sie sah gut aus. Deutlich besser als vor ein paar Monaten.
"Um ehrlich zu sein richtig gut. Ich bin in einer Pflegefamilie und seit neuesten habe ich auch eine Therapeutin. Ich bin auch seit mehreren Wochen wieder clean und habe mit dem ganzen Scheiß aufgehört. Außerdem habe ich die Schule gewechselt und wiederhole hier jetzt die 8. Klasse", erzählte sie mir begeistert. Ihr ging es echt gut, das merkte man. Anscheinend wurde sie in eine nette Familie zugeteilt, die sie unterstützten.
"Das freut mich für dich", meinte ich ehrlich, jedoch bemerkte ich ihren sorgvollen Blick, den sie auf mich gerichtet hatte.
"Dir scheint es nicht sehr gut zu gehen. Wird ziemlich viel über dich geredet in der Schule mhm?", sagte sie und deutete auf meine Narben auf der linken Seite. Vor mehreren Monaten hatte ich ihr noch einen Vortrag über das Ritzen gehalten und jetzt war ich auch nicht besser, obwohl es ja auch nur ein einziges Mal war.
"Achwas... ist schon in Ordnung. Ich komm damit klar", lächelte ich und hörte wie es zur Pause klingelte.
"Mhm... vielleicht sieht man sich in nächster Zeit öfter. Würde mich aufjedenfall freuen", verabschiedete sich Jasmin von mir und sprang glücklich die Schulflurgänge entlang.
Nachdem ich die Schule einigermaßen gut überstanden hatte fuhr ich wieder nach Hause. Auf das Mittagessen verzichtete ich obwohl ich echt Hunger hatte, aber ich hatte einfach zu sehr Angst dass ich mich wieder übergeben musste.
Da es mir die nächsten Tage vorallem morgens immer schlecht ging und ich mich einige Stunden nach dem Aufstehen jedesmal übergeben musste, befahl mir Andre im Bett zu bleiben und entschuldigte mich in der Schule.
Am folgenden Sonntag musste ich mich wie schon sooft nach der täglichen Übelkeit wieder übergeben.
"So kann das jetzt echt nicht weitergehen. Ich fahr dich jetzt zum Arzt", entschied Andre nachdem er mich gesehen hatte.
"Wer weiß vielleicht wurde ja irgendetwas verletzt in der Magengegend bei dieser Schlägerei", sagte Andre kritisch während Sarah mir nur einen kritischen Blick zuwarf, den ich jedoch nicht deuten konnte. Ich hatte Andre natürlich von dem ganzen Vorfall zwischen Caro, den zwei Mädchen und mir erzählt worauf er sich wie immer tierisch aufgeregt hatte.
"Ey, der Arzt hat doch Sonntags gar nicht offen", fiel Taddl ein, der sich die letzten Tage um mich gekümmert hatte, was ich echt süß von ihm fand.
"Na dann fahrn wir eben ins Krankenhaus", fuhr Andre Taddl an. Er schien ziemlich überfordert zu sein.
"Lea... Kann ich kurz mit dir reden?", fragte Sarah schüchtern in die Runde und überreichte mir einen Tee den ich ihr dankend abnahm.
"Nein, nicht jetzt Sarah", zickte Andre sie an und zog mich hoch und stützte mich mithilfe von Taddl.
Gemeinsam fuhr mich Andre ins Krankenhaus und setzten davor Taddl am YouTuber Haus ab.
Relativ schnell kam ich dann dran und ging ohne Andre in das Behandlungszimmer, weil er meinte ich würde es sicher auch ohne ihn schaffen.
"So Frau Hoffmann dann schildern sie doch bitte ihre Sorgen", lächelte mich der Arzt an. Ich klagte über die morgendliche Übelkeit und dass ich mich seit knapp einer Woche jeden Tag übergeben musste.
"Mhm... Sind sie mit ihrer Periode überfällig?", fragte er mich worauf ich gekünstelt auflachte.
"Ja... aber nur eine Woche. Ich hatte in letzter Zeit viel Schulstress da verschiebt sich das bei mir öfters", gab ich ihm als Antwort. Na klar dachte der Arzt ich seie schwanger. Aber das konnte doch nicht sein... ich meine Taddl und ich hatten doch verhütet oder nicht?
"Na gut... es kann durchaus auch etwas anderes sein. Trotzdem würde ich gerne einen Ultraschall bei ihnen durchführen wenn das in Ordnung wäre", schlug der Arzt stirnrunzelnd vor und ich bejahte natürlich. Bitte lieber Gott, ich durfte nicht schwanger sein.
Während der Arzt ein glibbriges Zeug auf meinen Bauch schmierte und anschließend mit dem Ultraschallgerät auf und ab fuhr hatte ich die ganze Zeit meine Augen geschlossen.
"Und?", fragte ich mit zusammengekniffenen Augen. Wirklich alles, ein Infekt oder Verletzung in der Magengegend oder dass ich irgendetwas falsches gegessen hatte. Wirklich alles nur wollte ich nicht schwanger sein.
"Herzlichen Glückwunsch Frau Hoffmann sie sind in der 4. Woche schwanger", hörte ich den Arzt sagen und in diesem Moment brach alles in mir zusammen.
DU LIEST GERADE
Another kind of love (Taddl)
FanfictionGibt es diese perfekte Liebe? Gibt es diesen Menschen, den du zum ersten Mal siehst und sofort Herzklopfen bekommst? Lea, ist 17. Ihre Eltern gehen für ein Jahr auf Weltreise und Lea muss bei ihrem Großcousin Andre Schiebler und seinen chaotischen...