Kapitel 50

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3 Tage später war es dann soweit. Der Tag der Abtreibung war gekommen. Aufgeregt fuhr ich mit dem Auto in die Stadt und parkte mein Auto ganz in der Nähe des Krankenhauses. Aus meiner Hosentasche kramte ich das Ultraschallbild von gestern heraus und strich vorsichtig darüber. Ich war bereits in der 7. Schwangerschaftswoche und auch wenn ich es nicht gerne zugab tat es mir weh mein Baby zu töten, vorallem weil man auf dem Ultraschallbild schon erahnen konnte was mal Beine und Arme sein werden, wenn auch nur ganz winzig. 'Ihrem Baby geht es wunderbar' hatte mir meine Frauenärztin gestern noch bestätigt, als ich zum letzten Mal vor der Abtreibung eine Kontrolle hatte. Bevor ich mir weiter Gedanken darüber machen konnte warf ich das Bild in den nächsten Mülleimer und ging Richtung Krankenhaus. Nichts sollte mehr an das Kind erinnern. Auch als ich Andre heute Morgen von meinem Termin berichtet hatte merkte man wie erleichtert er plötzlich ausgesehen hatte. Immer wieder redete ich mir in Gedanken ein, dass es für alle das Beste sei. Auch für das Kind, es würde sich doch auch nicht wohl fühlen bei Menschen aufzuwachsen die kaum Zeit für ihr Kind hätten.

Taddl konnte mich heute nicht begleiten, da das YouTuber Haus heute neue Mitbewohner bekam und er somit mit allen eine kleine Willkommensparty schmiss. Aber das war in Ordnung ich war einfach nur glücklich dass Taddl mit seiner Freundin endlich Schluss gemacht hatte und wir Beide endlich zusammen einen Neuanfang starten konnten.

"Stopp Lea warte", hörte ich plötzlich eine Stimme hinter mir und ich zuckte zusammen. Jemand zog mich an der Schulter weg vom Eingang des Krankenhauses.

"Mark? Was machst du denn hier?", verwundert schaute ich ihn an. Er hatte einen wirklich ungüstigen Zeitpunkt ausgewählt.

"Du darfst das Kind nicht abtreiben", keuchte er von seinem Gerenne.

"Was? Woher weißt du das...", stotterte ich. Meine Güte es wussten doch schon genügend Leute dass ich schwanger war.

"du schwanger bist? Hier", er streckte mir das Ultraschallbild unter die Nase, das ich noch vor wenigen Minuten in den Mülleimer geworfen hatte.

"Spionierst du mir nach?", zornig wollte ich mich von ihm losreißen doch Mark hielt mich auf.

"Ich hab dich nicht auf deinem Handy erreicht, weil ich eigentlich fragen wollte ob du Lust hast auf ne Party von nem Kumpel von mir mitzukommen", erklärte er mir.

"Stimmt ich hab mein Handy bei Taddl und Ardy liegen gelassen", ich biss mir auf die Lippe. Ich bin aber auch ein Trottel, wieso musste ich gerade heute mein Handy nicht dabei haben.

"Naja aufjedenfall ist Luna dann hingegangen und hat mir erzählt dass du im Krankenhaus bist wegen dem Kind. Sie dachte ich wüsste es bereits dass du schwanger bist", erklärte mir Mark. Na super!

"Ist mir eigentlich egal ob du das willst oder nicht. Es ist meine Entscheidung und ich hab mir das lange genug überlegt", zickte ich ihn an. Wieso mussten sich auch alle immer in mein Leben einmischen und meinen mich besser zu kennen.

"Nein", er zog mich näher an sich heran und schaute mir in die Augen. Ich hasste es wenn Mark das machte. "ich weiß dass du das nicht wirklich willst". Ich wich seinem Blick aus und biss mir auf die Zähne.

"Ich kann das nicht. Taddl und ich...", versuchte ich es ihm zu erklären, doch er unterbrach mich schroff.

"Immer nur Taddl und ich. Taddl hier Taddl da. Mädchen, kannst du auch noch Entscheidungen alleine treffen ohne dass es gleich heißt: Aber Taddl hat gesagt?", zornig funkelte er mich an und ich stolperte erschrocken von seiner Grobheit zurück. So kannte ich Mark gar nicht.

"Was hast du für ein Problem?", giftete ich ihn an worauf er sich wieder etwas beruhigte.

"Es ist wegen meiner Schwester...", stammelte er und ich horchte interessiert auf. Er hatte kaum über seine Schwester gesprochen, seid wir uns kannten. Sie war älter als Mark, vielleicht 24 oder 25 und wohnte soweit ich wusste gar nicht in Köln.

"Sie war auch schwanger ungefähr im gleichen Alter wie du es bist. Sie hat es abgetrieben aus dengleichen Gründen wie du. Wie wahrscheinlich jede 18 Jährige", Mark zog scharf die Luft ein und ich runzelte die Stirn als er fortfuhr.

"Ihr ging es danach sehr schlecht und sie bereute es ihr Kind abgetrieben zu haben. Sie machte sich Vorwürfe und bildete sich ständig ein die Leute auf der Straße würden sie dumm ankucken und ihr -Mörderin- hinterher rufen. Irgendwann musste sie sogar in professionelle Behandlung und auch jetzt 6 Jahre nach der Abtreibung macht sie sich noch immer schlimme Vorwürfe ihr eigenes Kind getötet zu haben", während Mark erzählte wurde er immer leiser und schaute mich traurig an.

"Ich weiß dass es sein kann dass man danach etwas psychisch angeschlagen ist", rechtfertigte ich mich und verschränkte meine Arme worauf Mark gekünstelt auflachte.

"Ja wäre es nur psychisch wäre es zu verkraftet. Das Problem ist meine Schwester ist seit letztem Jahr glücklich verheiratet. Was noch fehlt ist eine eigene kleine Familie. Sie kann aber nicht mehr schwanger werden, das Medikament dass sie damals zur Abtreibung genommen hat war einfach zu stark sodass einiges in ihrem Körper kaputt gemacht wurde", ich schaute ihn mit offenem Mund an.

"Ich weiß welche Nebenwirkunge bei einem Abbruch auftreten können aber dennoch ich kann kein Kind erziehen", ich kämpfte mit den Tränen. Mal wieder war ich mir nicht sicher ob ich mich richtig entschieden hatte.

"Ich versteh dich da zu hundert Prozent aber kuck mal du musst es ja nicht erziehen du kannst es in eine Familie geben wo zum Beispiel die Eltern keine eigenen Kinder bekommen können. Aber bitte versprech mir kein kerngesundes Kind zu töten", flehend nahm Mark meine kalten Hände in seine warmen. Ich musste schlucken. Verdammt nochmal er hatte Recht!

"Das wollte ich dir eigentlich nur noch sagen bevor du da reingehst. Vielleicht entscheidest du dich ja doch noch anders", Mark drückte mich nocheinmal zum Abschluss und ließ mich dann stehen.

"Achja und Lea? Wenn du das Kind wegen Taddl abtreibst. Wenn er dich wirklich lieben würde dann ändert sich doch nichts an seinen Gefühlen wenn du das Kind behältst", lächelte Mark mir zu und drehte sich dann um und verschwand.

Another kind of love (Taddl)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt