Kapitel 2: Zählt das als Entführung?

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Es waren inzwischen 1 1/2 Monate vergangen, seit ich den mysteriösen Fremden in dem Kiosk kennengelernt hatte und in einer Beziehung war.  Ich hatte seitdem auch nicht mehr mit meinem Chef über ihn oder Walhalla gesprochen und hatte es fast wieder vergessen.
Heute arbeitete ich über Mittag im Kiosk, da ich wegen Entfall bereits nach der 4 Stunde frei hatte. Dementsprechend durfte ich um 3 Uhr gehen und verabschiedete mich, wie immer lächelnd, von meinem Chef.
"Bis Morgen!"sprach ich noch, ehe ich nach draußen verschwand. Gemütlich schlendernd ging ich durch die Straßen zur Bahnstation, mit der ich nach Hause fahren wollte. Dabei sah ich auf mein Handy und bemerkte, dass ich eine Nachricht von Lou hatte. Er würde heute wohl mit Freunden ein wenig abhängen und es würde spät werden. Ich schrieb ihm schnell ein 'In Ordnung, viel Spaß mein Schatz' zurück und wollte mein Handy wieder wegstecken, während ich nach vorne sah, doch da geschah es bereits. Ich knallte gegen eine Person und taumelte nach hinten. Im letzten Moment fand ich mein Gleichgewicht wieder und verhinderte so, dass ich zu Boden stürzte. Erschrocken sah ich auf. Vor mir stand ein etwas korpulenterer Junge, etwa in meinem Alter. Er hatte kurz rasierte Haare mit einem Muster über den kompletten Kopf verteilt. Zudem waren die Haare Blond gefärbt, während das Muster schwarz war. Als nächstes fielen mir seine bernsteinfarbenen, ziemlich wütend drein blickenden Augen auf, welche zu etwas am Boden sahen. Als ich seinem Blick folgte, erblickte ich am Boden eine große Pommes mit Currywurst. Hoppala.... Schnell verbeugte ich mich.
"Das tut mir furchtbar leid, ich habe nicht aufgepasst. Verzeihen Sie bitte, ich-" fing ich an mich zu entschuldigen, während ich mich wieder aufrichtete und ihn ansah. Weiter kam ich allerdings nicht, denn ich stockte, als ich die Jacke sah, die er trug. Fuck...... Diese Jacke..... Der Blick des Jungen wanderte zu mir und verfinsterte sich nur noch mehr. Als ich meinen Mund öffnete, um ihm anzubieten, ihm eine neue Currywurst zu bezahlen, wurde ich durch eine Faust unterbrochen, welche gegen meinen Kopf krachte. Der Schlag war so heftig, dass mir augenblicklich schwummrig wurde und ich kurz darauf auch schon das Bewusstsein verlor. Ich spürte nicht einmal mehr, wie ich auf dem Boden aufschlug.....

Die Wahrheit war, dass Himari den Aufprall nicht spüren konnte, weil sie nicht zu Boden fiel. Sie stieß lediglich gegen jemanden, der mit einem Arm um ihren Bauch verhinderte, dass sie zusammenklappte. So stand sie nun, nur durch die Person hinter ihr gehalten vor demjenigen, der ihr ohne Vorwarnung eine reingehauen hatte.
"Oi, oi, oi..... Du kannst doch keine wehrlose Frau auf der Straße verprügeln, Alter"sprach eben jene Person hinter ihr.
"Was willst du denn jetzt? Natürlich kann ich! Sieh nur, was sie angerichtet hat! Indem sie mich einfach angerempelt hat, habe ich mein Essen fallen lassen! Diese dumme Göre!"sprach der Angreifer wütend und deutete auf das verstreute Essen.
"Dafür muss sie bezahlen!"meinte er immer noch stinksauer und holte zu einem erneuten Schlag aus. Seine Faust wurde jedoch von der tätoowierten Hand des anderen aufgehalten, ehe sie das Mädchen treffen konnte.
"Komm wieder runter du Idiot. Sie ist schon bewusstlos durch deinen ersten Schlag, also bringt das sowieso nichts"meinte dieser ruhig. Tatsächlich senkte der kleinere seine Faust schnaubend und bedachte die junge Frau aber noch mit wütenden Blicken.
"Du bist spät Hanma" beschwerte er sich dann.
"Musste noch Kippen holen" In dem Moment regte sich die junge Frau wieder und gab einen undeutlichen Laut von sich.
"Da, sie wacht auf, dann kann ich sie ja jetzt weiter vermöbeln!"
"Lass den Scheiß, Chome. Prügel dich mit Leuten, die sich wehren können"blockte Hanma seinen Kollegen sogleich ab, während er nun ebenfalls zu dem Mädchen in seinen Armen hinab sah. Das war doch die Göre aus dem Kiosk letztes Mal.....
"Himari"sprach er sie mit ihrem Namen an.
"Hmmmm......?"gab sie benommen von sich. Hanma umgriff mit der freien Hand ihr Kinn und hob damit ihren Kopf ein wenig an, sodass er ihr ins Gesicht sehen konnte. Ihre Augen flatterten für einen kurzen Moment auf, ehe sie sich wieder schlossen.
"Na große Klasse Chome. Die ist völlig weggetreten"meinte er genervt. Sie könnten die doch jetzt nicht einfach hier liegen lassen.
"Hat sie verdient, wenn sie mein essen abmurkst"sprach dieser immer noch säuerlich. Hanma lies das Kinn von Himari wieder los und rollte mit den Augen. Nach kurzem Überlegen zog er sich dann umständlich seine Gangjacke aus. Skeptisch wurde er dabei von seinem Kollegen beobachtet. Als er es endlich geschafft hatte, lehnte er die junge Frau so gegen sich selbst, dass diese nicht umfallen konnte und band ihr die Jacke um die Hüfte.
"Was machst'n du da jetzt?"wollte Chome wissen, doch der größere antwortete nicht. Er hielt die Frau an den Armen aufrecht, ehe er sich mit dem Rücken zu ihr drehte und hinhockte. So zog er die Benommene auf seinen Rücken. Dabei fiel ihm das Handy auf, welches auf dem Boden lag und steckte dieses nach kurzem Betrachten ein. Das konnte ja nur ihr gehören. Hanma stand nun mit Hinami auf dem Rücken auf. Ihre Arme lagen locker um seinen Hals und ihr Kopf auf seiner Schulter. Seine Gangjacke verhinderte bei dieser Trageweise, dass man ihr unter den Rock gucken konnte, welchen sie durch die Schuluniform gezwungen war, zu tragen. Wäre sie in der Lage, ihre Umgebung richtig wahrzunehmen, so würde Himari wohl bei dem Gedanken, wo seine Hände oder besser gesagt Arme sie hielten, rot anlaufen. Denn er hielt sie nicht, wie man wohl erwarten würde, an den Kniekehlen, sondern hatte seine Arme unter ihrem Hintern gekreuzt.
"Gehen wir"meinte Hanma dann zu Chome und ging los. Irritiert über diese Handlung folgte Chome ihm durch die Straßen, bis zu der verlassenen Spielhalle, welche.... nicht mehr so ganz verlassen war, wie sie von außen wirkte. Denn darin befand sich das Hauptquartier der Gang Walhalla. Zu dieser Zeit war dort allerdings nicht viel los, nur vereinzelt saßen ein paar Mitglieder an den Tischen. Als Hanma die Halle betrat, sahen einige auf und grüßten ihn und Chome kurz, ehe sie sich wieder um andere Dinge kümmerten, andere wiederum beobachteten sie aus Neugier, wen sie da mitgebracht hatten. Immerhin ließen die langen silberbraunen Haare auf ein Mädchen schließen.
Hanma ging zu einer Sitzecke, welche aus zwei Sofas und zwei Sesseln bestand und legte das Mädchen auf eines der beiden Sofas. Chome ließ sich in einen der Sessel fallen und beobachtete ihn dabei. Als Hanma sie abgelegt hatte, warf er Chome eine Tüte Chips zu, welche dieser sogleich auffing und aufriss.
"Hast ja ordentlich zugeschlagen"stellte der Größere fest und setzte sich in den freien Sessel, während er das Mädchen musterte. Offenbar war sie unterwegs noch einmal gänzlich bewusstlos geworden. Ihre linke Gesichtshälfte wurde im Bereich des Wangenknochens und der Schläfe bereits leicht bläulich.
"Hab erst gedacht, es sei nen Kerl"meinte dieser schulterzuckend, während er die Chips in sich hinein schaufelte. Hanma antwortete daraufhin nichts mehr, sondern steckte sich lediglich eine Zigarette an und legte den Kopf nach hinten, ehe er für einen Moment die Augen schloss.
Es dauerte tatsächlich noch weitere 5 Minuten, ehe Himari wieder richtig zu sich kam. Gequält stöhnte sie leise auf, als der Schmerz durch ihren Kopf und ihr Gesicht fuhr. Noch leicht benommen blinzelte sie und legte dann eine Hand an ihr schmerzendes Gesicht. Fuck tat das weh....

'Cause I felt safe in your arms.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt