Kapitel 4

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POV Valeria

Einmal mehr liess ich die Langhantel nach der letzten Wiederholung der Deadlifts laut zu Boden fallen und setzte mich danach schwer atmend hin. Ich stütze die Ellbögen auf den Knien ab. In dieser kurzen Zeit, seit Quinn mir ihre magischen Pillen gegeben hatte, ist meine Leistung, besonders auf das Krafttraining bezogen, massiv gestiegen. Ich konnte die Gewichte etwa um einen Drittel erhöhen bei gleichem Trainingsvolumen. Das machte mich stolz.

Immer wieder huschte mein Blick rüber zu Sturm, der etwas weiter vorne am Bankdrücken war. Normalerweise trainierte er zu anderen Zeiten und war dann meistens in Begleitung von Tschopp unterwegs. Doch in den letzten Tagen trainierte er öfters zur selben Zeit wie seine Schützlinge.

Gerade legte er sich wieder rückwärts auf die Bank, griff nach der Langhantel über sich und drückte diese empor. Fasziniert beobachtete ich, wie er die Bewegung in völliger Perfektion ausführte, wie er die Stange weit runterführte, bis sie schon fast auf seiner Brust lag und sie dann kräftig nach oben drückte. Ich sah, wie seine Brustmuskulatur unter der schweren Belastung arbeitete, der Stoff an den Ärmeln über seine Oberarme spannte und sein fester Griff die Stange entschlossen umschloss. Ich stellte mir seine rauen Hände vor, wie sie sich um meinen Hals legten, während ich beobachtete, wie er all seine Kraftressourcen mobilisierte, um die letzten drei Wiederholungen durch zu führen. Sein Atem war schwer.

*Fast so schwer, wie wenn er mit harten Stössen in dich eindringt, nicht wahr?*

Dann legte er die Stange wieder hin und blickte auf. Im selben Moment wendete ich meinen Blick ab, um bei meinem Starren nicht ertappt zu werden. Das Kopfkino lief aber weiter. Es war nun beinahe drei Wochen her, seit ich seine Lippen das letzte mal auf meinen gespürt hatte, seit ich mich an ihn gekuschelt hatte und an seiner Seite eingeschlafen war. Es wurde Tag für Tag schwieriger die Hitze in mir zu unterdrücken, besonders wenn ich ihn beim Training beobachtete, seinen stolzen Körper, seine atemberaubende Gesamterscheinung... Schon alleine die Vorstellung seiner Berührung liess mich erschaudern.

Dann stand ich auf und erhöhte das Gewicht meiner Langhantel um 40kg, stellte mich dahinter, umklammerte sie fest und atmete tief ein. Ich stabilisierte meinen Oberkörper und hob das Gewicht mit aller Kraft hoch, als ich einen plötzlichen, stechenden Schmerz im Rücken spürte und die Hantel sofort fallen liess. Ich zischte kurz auf, fiel nach vorne auf den Boden, konnte mich im letzten Moment mit den Händen abstützen und kniff die Augen fest zusammen. Innert Sekunden wurde der Schmerz intensiver, doch ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen, da ich schon befürchtete ein Trainingsverbot aufgebunden zu bekommen aufgrund einer Verletzung. Zittrig setzte ich mich auf die Knie und versuchte mich aufzurichten. Vergebens. Jede noch so kleine Bewegung löste unerträgliche Schmerzen aus.

*Verdammt!*

Ich fürchtete mich viel mehr vor einer erzwungenen Trainingspause als davor mich ernsthaft verletzt zu haben.

„Legen Sie sich hin, Sarasin!"
Sascha stand urplötzlich neben mir, kniete sich im selben Moment zu mir runter, legte seinen Unterarm in meinen Nacken und half mir vorsichtig dabei mich auf den schwarzen Gummiboden zu legen. Er musterte erst mich, dann schweifte sein kritischer Blick auf die Langhantel und die Gewichte.

Es kam, wie es kommen musste. Mir wurde ein Trainingsverbot erteilt und ich lag am selben Tag mit einem Wärmepflaster im Bett. Ich wurde einigen ärztlichen Untersuchungen unterzogen doch viel mehr als ein Hexenschuss war es schlussendlich zum Glück nicht. Dennoch meinte Sturm, ich solle mindestens vier Wochen keine schweren Gewichte bewegen.

*Ja klar, träum weiter!* dachte ich und war fest entschlossen mein Training nach wenigen Tagen wieder aufzunehmen.

Ein paar Tage später lag ich Abends frustriert im Bett. Dieses wärmende Pflaster war zwar angenehm zu tragen, dennoch hasste ich es. Ich hasste mich dafür, dass ich so dumm war mich beim Sport zu verletzen. Ich hätte meinen Körper langsamer an die höheren Gewichte gewöhnen und mehr Konzentration aufbringen müssen.

Discipline and Desire - An der Seite des MentorsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt