Kapitel 19

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POV Valeria

Am darauffolgenden Abend sassen wir zu dritt bei uns im Bungalow auf der Couch. Wir hatten nahezu den ganzen Tag draussen im See verbracht. Die Energie, um nach vorne zu gehen und zusammen mit den anderen den Tag ausklingen zu lassen, war nicht mehr vorhanden.
Rico und ich sassen nebeneinander, Pascal vor uns auf dem Fussboden. In der Mitte stand eine Schüssel Popcorn, daneben ein paar Boxen, aus denen düstere Bässe dröhnten.

Wir blickten auf, als die Tür aufging. Brian betrat den Raum, schnappte sich einen Stuhl und setzte sich uns gegenüber. Leise hörte ich Ricos verachtendes Grinsen.

Brian schaute mir erst so lange in die Augen, bis ich seinen Blick erwiderte, dann wandte er sich zu Wort.
"Ich hab da was für dich."
Dann streckte er mir eine Flasche Rum hin. Ich schmunzelte, nahm sie entgegen und musterte sie. Es war kein Guter, eher einer dieser Sorte, die man sich in der Jugend kauft, um sich auf irgendeinem Pausenplatz möglichst billig zu besaufen. Dann schaute ich ihn wieder an.

"Mittel zum Zweck, aber echt kein Genuss. Danke trotzdem."
Ich zwinkerte ihm zu. Zum ersten Mal fühlte es sich so an, als wäre ich ihm überlegen.

"Schade. Aber vielleicht entspricht der hier ja eher deinem Geschmack."
Erneut griff er in die Innentasche seiner Jacke und zog eine weitere Flasche raus, die ich auf Anhieb wieder erkannte. Er hatte es tatsächlich geschafft, meinen Lieblingsrum aufzutreiben. Mir fiel fast die Kinnlade runter.

"Das ist nicht dein Ernst!" sagte ich, als ich die Sprache wieder gefunden hatte.
"Wo zur Hölle hast du den aufgetrieben?!"
"Da gibt's einen Spirituosenhändler im Nachbarsort."
"Tja, für jemanden, der keine Ahnung von Rum hat, hast du aber einen echten Glücksgriff gemacht!"
Er schmunzelte.
"Ich muss gestehen, ich hab mich beraten lassen. Schön, dass er deinem Geschmack entspricht."
Vorsichtig öffnete ich den Verschluss, schloss die Augen und schnüffelte daran. Dann legte ich den Kopf in den Nacken, atmete genüsslich durch und schaute dann zu Rico rüber, der Brian kopfschüttelnd musterte. Entgegen meiner Erwartung  blieb er still. Eigentlich hätte ich damit gerechnet, dass er ihm irgendeinen giftigen Kommentar entgegnet.

Brian beobachtete mich, wie ich die Öffnung der Flasche gerade an meine Lippen führen wollte. Kurz davor hielt ich inne.

"Weisst du, eigentlich ist es echt zu schade diesen guten Tropfen hier aus der Flasche zu trinken."
Wieder fühlte ich mich ein klein wenig überlegen. Zumindest so lange, bis Brian wortlos ein Glas aus seiner Jacke zog und mir hin hielt. Ich schüttelte den Kopf und nahm es lächelnd entgegen.

"Okay, Touché! Du hast echt an alles gedacht!"
Ich schenkte ein, stellte die Flasche in die Mitte, sodass auch die anderen davon nehmen konnten, führte das Glas an die Lippen, schloss die Augen und genoss den ersten Schluck in vollen Zügen.
"Hmm..."
Dann öffnete ich die Augen wieder und merkte, dass Brians Blick nach wie vor an mir hing, mich dabei beobachtete, wie ich in den Genuss dieses wunderbaren Getränkes kam und dann erneut tief durchatmete.

"Und... Worin unterscheidet sich der hier von dem anderen? Ist der wirklich so viel besser?"
Ohne weiter darüber nach zu denken streckte ich ihm das Glas hin.
"Überzeug dich selbst davon."
Sein laszives Lächeln wurde etwas dominanter. Dann beugte er sich zu mir vor und nahm das Glas entgegen, ohne dabei den Blickkontakt zu unterbrechen. Auch als er sich das Glas auf die Unterlippe legte und einen kleinen Schluck daraus nahm, unterbrach er den Blickkontakt nicht.

"Du hast auf jeden Fall einen guten Geschmack."
Ich lachte.
"Ja klar, jetzt hör aber auf!"
"Weisst du, was dazu passen würde?"
Fragend schaute ich auf. Langsam zog er eine durchsichtige Tüte mit dunkler Schokolade aus der Tasche. Er lehnte sich wieder etwas zu mir vor und legte sie in meinen Schoss. Ich schmunzelte und verdrehte meine Augen.
Nach wie vor schaute er mir in die Augen, während er das Glas zurück zu meinen Lippen führte. Auch als ich danach griff, es an meine Lippen setzte und daraus trank, liess er nicht davon ab. Den Blickkontakt unterbrach er nicht, sodass ich die Augen einfach schloss. Und ich wusste nicht, ob es nur am Rum lag, dass mir so verdammt heiss war. Ich atmete tief durch, lehnte mich zurück und öffnete wieder die Augen. Ricos Blick haftete auf Brian. Ohne jegliche Miene zu verziehen beobachtete er die Situation.

Discipline and Desire - An der Seite des MentorsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt