Kapitel 18

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POV Valeria

Wir verbrachten den nächsten Abend wieder vorne im Restaurant, assen zusammen und tranken danach noch was. Inzwischen hatte der Wirt Wärmestrahler draussen aufgestellt, sodass sich die ganze Gruppe bald draussen auf der Terrasse befand.

*Beinahe wie bei einer Strandparty!* dachte ich mir und musterte das Geschehen. Alle amüsierten sich bestens. Dennoch war ich frustriert wegen dem Kältetraining. Ich wusste genau, dass morgen derselbe Schwachsinn wieder auf mich zukommen würde. Und übermorgen wieder. Und dann wieder. Also distanzierte ich mich mit meinem Getränk von der Gruppe und ging runter ans Ufer.

Ich setzte mich auf eine Bank und nahm einen kräftigen Schluck. Als wäre er mein Erzfeind schaute ich den See an, der leichte Wellen schlug und im Mondlicht glitzerte.

"Wieso so distanziert?"
Brian gesellte sich zu mir und setzte sich links neben mich auf die Bank. Ich würdigte ihn keines Blickes.

"Was willst du?!"
"Nichts weiter als deine Gesellschaft, Valeria."
Ich blickte zu ihm auf. Mit leicht zusammengekniffenen Augen schaute er mich an. Das dominanter werdende Lächeln zog meine Aufmerksamkeit kurz auf seine Lippen. Einmal mehr fiel mir auf, wie voluminös sie waren, bevor ich mich in der nächsten Sekunde davon abhielt sie noch länger zu mustern.

"Du bist in jeder gottverdammten Disziplin besser als ich, Brian. Such dir Gesellschaft, die dir ebenbürtig ist."

Ich schaute ihm wieder in die Augen. Er hatte den Blickkontakt durchgehend aufrecht gehalten, beinahe regungslos musterte er mich. Da war kein Schulterzucken, kein Kopfschütteln, nicht die kleinste Veränderung seiner Mimik.

"Was lässt dich darauf schliessen, dass ich mir meine Gesellschaft aufgrund der sportlichen Leistungsfähigkeit aussuche?"
Hämisch lachte ich und schüttelte den Kopf.
"Hör mir zu, Brian. Ich bin hier ans Ufer gekommen um allein zu sein. Und das Letzte, was ich jetzt brauchen kann, ist ein eingebildeter Mitschüler, der..."
Er wartete kurz auf die Vervollständigung meiner Antwort.
"Der was?" fragte er schliesslich.
"Der... Der mir vor Augen führt, was für eine Versagerin ich bin!"
"Wie zur Hölle kommst du auf die Idee, dass ich dich für eine Versagerin halte?"

Seine Stimme war nach wie vor ruhig, auch seine Mimik schien unverändert. Seine hellblauen Augen funkelten mit einer Intensität zu mir rüber, die mich nervös machte, während seine Mundwinkel ein kleines Stück nach oben gezogen waren. Es war, als würde er jede noch so kleine Bewegung absolut bewusst durchführen.

"Ich meine... Was habe ich dir denn angetan, dass du so schlecht von mir denkst?"
Ich dachte kurz nach. Als mir kein Argument in den Sinn kam, schüttelte ich den Kopf und stand auf.
"Weisst du was? Ich leg mich schlafen."

Dann drehte ich ihm den Rücken zu.

POV Rico

Instinktiv ging ich ihm hinterher, während er auf dem Weg zu Valeria war. Dieser widerwärtige Bastard, ich konnte hundert Meter gegen den Wind riechen, was er für Absichten hatte. Ich griff nach seiner Schulter und zog ihn zurück.

"Lass sie lieber in Ruhe. Sie kommt schon wieder zurück, wenn ihr nach Gesellschaft ist."

Er legte seinen Kopf etwas schief und peilte mich mit seinen hellblauen, fast schon weissen Augen an.

"Ich glaube, sie kann mir selbst am besten sagen, ob ihr nach Gesellschaft ist, nicht wahr?"
Ich begann zu lachen.
"Komm schon, man. Lass das Spiel."
Kurz nickte ich ihm zu.
„Erzähl mal: Was willst du WIRKLICH von ihr?"
"Ist es nicht irgendwie normal, dass man die Gesellschaft einer hübschen Dame geniessen möchte? Oder stört dich etwas daran?"
"Es stört mich erst dann, wenn du ihr auf die Pelle rückst und sie nervst."
"Glaubst du ernsthaft, ich würde sie mit meiner Gesellschaft nerven? Oder gar etwas gegen ihren Willen tun? Oder... Siehst du mich vielleicht als Konkurrenten?"
"Pff... Träum weiter. Wir spielen nicht in derselben Liga, glaub mir."
"Tja, dann hast du ja nichts zu befürchten."

Discipline and Desire - An der Seite des MentorsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt