Kapitel 15

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POV Valeria

Mit einem brummenden Kopf startete ich den nächsten Tag. Erstaunlicherweise weckte uns Sturm heute erst kurz vor neun, damit wir unseren Rausch einigermassen ausschlafen konnten. So viel Grosszügigkeit war ich mir nicht gewohnt von den ZEUSS.

Die ersten Stunden des Tages fühlte ich mich elend. Auch neben meinem Kater. Ich schämte mich für mein gestriges Verhalten, für meine überschwänglichem Emotionen, nervte mich ab mir selbst und war fest entschlossen erst mal eine Alkoholpause einzulegen.

Nach der Mittagspause zitierte Sturm mich in sein Büro. Kerzengerade verharrte ich unmittelbar vor seinem Schreibtisch, bis er mir gestattete mich zu setzen.

„Sie haben den gestrigen Abend gut überstanden, Sarasin?"
„Ja, Sir. Dennoch hat es mir heute gut getan etwas länger zu schlafen."

Er nickte dezent.
„Zweifellos"

Ich lächelte schüchtern.
„Und wie steht es um dein allgemeines Wohlbefinden, Valeria?"
„Ich... kann mich nicht beklagen, Sir. Mir geht es gut, danke der Nachfrage."
Er antwortete nicht, sondern blickte mich nur an.

„Und... Wie geht es Ihnen?"
Er schmunzelte.
„Mir geht es bestens. Ich frage mich nur... warum du versuchst mir was vorzumachen."

Ich schluckte leer.

„Ich mache Ihnen..."
Meine eigenen Gedanken unterbrachen mich. Ja, ich machte ihm was vor. Und das war zwecklos, das wusste ich.

„Du machst mir was?" hakte er nach.
„Du machst mir vor, dass es dir gut geht, obwohl du dich einsam fühlst und es dich zerreisst dich von Rico fern zu halten, weil dein Herz nach ihm schreit. Nicht wahr?"

Er setzte eine kurze Pause ein. Seine Stimme war ruhig.

„Gleichzeitig versuchst du zu verdrängen, wie stark deine Gefühle für ihn tatsächlich sind. Nicht zuletzt um dich selbst zu schützen. Weil dich die blosse Vorstellung des drohenden Schmerzes zerstört, dich vollends von ihm abzuwenden."

Ich traute mich kaum zu atmen.

„Und du fragst dich, wieso ich dir das antue, obwohl du die Antwort kennst. Wahrscheinlich hast du mich auch durchschaut und bemerkt, dass ich weiss, dass Rico diese eine Schwachstelle bei dir ist, mit der ich dich bestrafen kann. Du willst wissen, wieso ich im vergangenen Jahr nie etwas dagegen einzuwenden hatte, wenn ihr euch näher gekommen seid, und jetzt tue ich dir sowas an, nicht?"

Sein Blick wanderte zwischen meinen Augen hin und her.

„Und du ringst mit dir selbst im Kampf gegen diese Gefühle für ihn. Weil du schliesslich mit mir zusammen bist und keinen anderen auf diese Weise mögen solltest. Weil du dich noch nie in dieser Situation gefunden hast zwei Personen gleichzeitig aufrichtig zu lieben. Weil du befürchtest, das sei nicht richtig, weil ich der Einzige bin, den du lieben darfst. Vielleicht denkst du, ich tue dir das an, weil ich deine Gefühle davon abhalten will, sich zu entwickeln. Das schlechte Gewissen wird zur Zeit aber betäubt von Frustration und diesem Schmerz. Und das Wichtigste: Dir brennt die Frage auf der Zunge, wie lange das noch so weitergehen soll, nicht wahr? Und all das, während du mit Kopfschmerzen und Unwohlsein kämpfst, nachdem du all deine Emotionen gestern Abend erfolglos im Alkohol versucht hast zu ertränken. Besonders nachdem dich Rico beim Tanzen abgewiesen hat. Und trotz allem lässt du dir kaum was anmerken und versuchst mir vorzumachen, dass alles bestens sei. Bemerkenswerte Leistung, Sarasin!"

Discipline and Desire - An der Seite des MentorsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt