𝗴𝗼𝗹𝗱𝗲𝗻 // rafe cameron (ger)

the country club

Evelyn wachte von dem penetranten Geräusch ihres Weckers auf und drehte sich krächzend auf ihren Rücken.
Es war 7:00, und um 8:30 fing ihre Schicht an.

Eigentlich wäre diese Uhrzeit kein Problem, aber ausgerechnet am Abend davor hatte Evelyn bis mitten in die Nacht mit ihrer besten Freundin telefoniert.

Sie vermisste Ruby schrecklich seit dem sie nach Texas gezogen war, und auch wenn sie natürlich auch noch andere Freunde auf Outer Banks hatte, war es nicht das Selbe wie mit Ruby.

Die Freundinnen kannten sich seit der Vorschule und waren seit dem unzertrennlich. Daher war es für Evelyn umso schlimmer, als ihre beste Freundin dann vor fast einem halben Jahr so weit weg zog.

Gedankenverloren und den Schlafmangel noch am Verarbeiten setzte sich Evelyn auf ihre Bettkante und sah sich in ihrem unordentlichen Zimmer um.

Der kleine Raum war nichts besonderes. An den Wänden hingen Bilder von Freunden, insbesondere Ruby, und auf dem aus Eichenholz gebauten Schreibtisch türmten sich unzählige Arbeitsblätter und Bücher aus der Schule.

Die meisten davon noch unbearbeitet. Und das aus dem einfachen Grund, dass Evelyn einen Großteil ihrer Freizeit im Country Club hinter der Bar verbrachte und reiche Geschäftsmänner- und Frauen mit Getränken und Snacks versorgte.

Der Country Club war einer der beliebtesten Spots für die High Society von Outer Banks. Dort konnten sie golfen und sich über ihre Reichtümer bei einem teuren Brandy austauschen.

Evelyn seufzte, schälte sich aus ihrer blau gepunkteten Bettwäsche und ging sich ihre Zähne putzen.

Nachdem sie die Zahnpasta nach dem Putzen ins Waschbecken gespuckt hatte, schaute sie sich im Spiegel an.

Etwas unordentlich flocht sie sich ihre brauen Haare in einen kurzen Zopf, sodass sie ihr nicht im Gesicht hingen. An Make-Up für den Countryclub brauchte sie überhaupt nicht denken. Abgesehen davon dass sie gar keine Lust hatte, sich wirkliche Mühe um ihr Aussehen bei der Arbeit zu geben, hätte sie das Meiste sowieso nach einer Stunde Arbeit in den heißen Sommertemperaturen weg geschwitzt.

Ihre Arbeitskleidung bestand aus einem dunkelblauen Poloshirt mit dem Countryclub Logo auf der rechten Seite der Brust, weiße Stoffhosen und einer ebenfalls dunkelblauen Schürze. Dazu trug sie weiße Converse.

Nach einem kurzen prüfenden Blick in ihren schmalen Spiegel machte sich Evelyn auf den Weg nach unten wo ihr Vater schon seinen Kaffee trank und Zeitung laß.

Im Gegensatz zu Evelyn hatte er an diesem Tag frei, was er sich aber auch sehr verdient hatte.

Sebastian Taylor war einer der vielen Fischer auf Outer Banks und Evelyn kannte niemanden, der so hart arbeitete wie ihr Vater. Überstunden waren für ihn selbstverständlich und aus Geldnot nahm er auch so gut wie jeden Auftrag an, der ihm in die Finger kam.

Die 17-Jährige war ihrem Vater unglaublich dankbar, da sie wusste dass er es für sie tat.

Für Evelyn war es nicht selbstverständlich dass ihr Vater nach dem Tod ihrer Mutter immer noch stets sein Bestes dafür gab, dass Evelyn so wenig wie möglich von ihrer schlechten finanziellen Lage mitbekam.

Der Krebs, der Schicksalsschlag der die kleine Familie auseinander gerissen hatte, hatte Evelyn und ihren Dad nur enger aneinander geschweißt.

Sie liebte ihren Vater und wünschte sich nichts mehr als dass sie ihm eines Tages all das was er für sie getan hatte wieder zurück geben konnte.

„Guten Morgen, Evelyn", murmelte ihr Vater über den Zeitungsrand und musterte seine Tochter kurz mit einem überprüfenden Blick. „Musst du schon wieder zur Arbeit?"