what the fuck is wrong with evelyn

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"Lass mich raus!"

Evelyn stand vor der Zimmertür und leckte sich nervös über ihre Lippen.

"Evelyn! Ich weiß ganz genau dass du mich hörst! Wir haben dir vertraut!"

Sarahs Fäuste trommelten wütend auf der anderen Seite der Tür gegen das Holz. Langsam senkte Evelyn ihren Blick und schloss ihre Augen. Sie konnte überhaupt nicht in Worte fassen wie leid es ihr tat. Ihre Freunde zu hintergehen war eine Sache, aber es bis zu diesem Ausmaß zu tun war es einfach unverzeihlich. Evelyn wusste dass es nichts gab, dass die Situation verbessern könnte. Die Würfel waren gefallen, die Karten gelegt. Evelyn hatte ihre Aussage gemacht und konnte diese nicht mehr zurück ziehen.

"Wie konntest du nur?", schluchzte Sarah. Kurz darauf hörte Evelyn ein Poltern, Sarah hatte sich auf den Boden gesetzt und lehnte mit dem Rücken an der Tür.

"Es tut mir leid...", hauchte Evelyn und legte ihre Hand vorsichtig auf das weiße Holz. Leise und gedämpft konnte sie Sarahs zitternden Atem und ihr Schniefen hören.

"Wieso?", fragte sie erneut nach. Evelyn schwieg. Sie wusste wieso, aber sie wusste nicht ob sie den Mut hatte Sarah die Wahrheit zu sagen. Außerdem war sie sich auch gar nicht sicher, ob sie die Worte überhaupt über die Lippen bekam. Nachdenklich starrte Evelyn auf das kleine Tablett mit einem Teller, auf dem ein Sandwich lag, und einem Glas Wasser. Rose hatte es ihr auf dem Weg nach oben in die Hand gedrückt, für Sarah.

Ward hatte den Polizisten bevor sie das Haus verlassen erklärt, dass seine Tochter Sarah von dem was passiert war noch so traumatisiert sei, dass er es als aussichtslos hielt, sie momentan zu befragen. Als Evelyn das hörte, wurde ihr erst wieder bewusst wie ernst die ganze Situation war. Sarah, die sie eigentlich als ihre Freundin gesehen hatte, war in ihrem Zimmer eingeschlossen, während Evelyn seelenruhig dabei half einen Mord zu vertuschen und diesen John B unterzuschieben. Das Alles wegen einem Jungen, den sie erst eine Woche richtig kannte.

"Ich hab' was zu Essen für dich", versuchte sie es mit einer sanften Stimme. Sarah schlug frustriert auf den Laminatboden und setzte sich wieder auf, um sich zur Tür zu drehen. "Und ich habe dich was gefragt!", schrie sie. Evelyn seufzte und lehnte ihren Kopf an die Tür.

"Ist es wegen Rafe?", fragte sie nach einer kurzen Pause, in der Evelyn immer noch nicht auf ihre Frage geantwortet hatte. Evelyn schwieg, das reichte Sarah als Antwort. "Er benutzt dich nur! Rafe ist genau so wie unser Dad! Bitte komm' zur Vernunft, bitte Evelyn..", flehte sie fast.

Evelyns Griff um das Tablett verkrampfte sich etwas. "Ist er nicht. Rafe darf nicht für etwas was er für Ward getan hat untergehen, okay? Das hat er nicht verdient."

Sarah lachte verzweifelt auf, gefolgt von einem weiteren Schluchzen. "Aber John B, oder was?"

"Nein", sagte sie leise. "Ich weiß dass es unfair ist."

"Warum unternimmst du dann nichts dagegen wenn du es weißt!?", rief sie verzweifelt.

"Es kann nicht immer alles fair sein, okay? Wir müssen die Entscheidungen treffen die unsere Familien beschützen-" Sarah stöhnte wütend auf und stand kurz darauf wieder auf den Beinen, um weiter gegen die Tür zu hämmern. "Familie!? Gott, du hörst dich an wie mein Vater Evelyn!"

Evelyn wusste selbst nicht woher sie sich diesen altklugen Satz genommen hatte. Wahrscheinlich versuchte sie sich ihre Entscheidung selbst gut reden, um ihr riesiges Gewissen zu bändigen, welche langsam aber sicher in ihr wie eine große, dunkle Gewitterwolke aufquoll. Sie schluckte.

"Es tut mir leid", murmelte sie erneut doch Sarah übertönte sie mit erneutem  lauten Trommeln. Kurz darauf verstummte es wieder und Evelyn hörte, wie Sarah sich scheinbar auf ihr Bett sinken ließ.

𝗴𝗼𝗹𝗱𝗲𝗻 // rafe cameron (ger)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt