Ellies P.o.V.
Ich sitze hier neben George in meinem Mathe LK und könnte einschlafen. Das Thema ist so langweilig und einfach, aber irgendwelche Schwachköpfe verstanden es immer noch nicht, weshalb Herr Kalsen es gerade zum 6. mal erklärte. Ja, zum 6. mal. Die Stunden waren bald zu Ende und wir hatten nichts anderes getan, als sechs mal dieses Thema zu besprechen. Ich stöhnte genervt auf und ließ meinen Kopf auf den Tisch knallen, was im Nachhinein eine ziemlich dumme Idee war, da er jetzt ziemlich weh tat.
Aus dem Augenwinkel konnte ich sehen, wie mich George belustigt musterte und ich richtete mich wieder auf um ihn anzusehen.
"So langweilig?", fragte er grinsend.
War das sein Ernst? Ich zog eine Augenbraue hoch. "Ernsthaft jetzt?", fragte ich.
"Sonst würde ich ja wohl nicht fragen", antwortete er immer noch grinsend.
"Ja, es ist scheiß langweilig okay. Ich verstehe einfach nicht, was bei den anderen schief gelaufen ist. Wer hat denen bitte schön ins Gehirn geschissen, dass die dieses wirklich simple Thema auch nach dem sechsten mal noch nicht verstehen? Ich meine hallo, sechs mal, das ist doch nicht mehr normal!", rief ich ausgebracht aus und merkte erst jetzt, dass es vielleicht ein klein bisschen, klitzekleines bisschen ZU Laut war. Denn es wurde ruckartig still im Raum und jeder starrte mich an. Einige belustigt und andere verärgert.
George gab ein komisches Geräusch von sich und ich wandte mich wieder ihm zu.
Jetzt nicht dem sein ernst, oder?
Er war mit seinem Mund auf seiner Faust abgestützt und versuchte krampfhaft seinen Lachanfall zu unterdrücken. Was jedoch nicht wirklich funktionierte, da er bereits rot anlief, Lachtränen in den Augen hatte und seine Backen aufgeblasen waren, da er versuchte die Luft anzuhalten. Also vermutete ich.
Ja, alles im allem sah er ziemlich komisch aus, doch ich drehte mich wieder nach vorne.
Der Raum war immer noch still und immer noch lagen alle Blicke auf uns. Ja, jetzt schauten auch einige zu George, da er echt ein komisches Bild abgab.
"Ey, wie hast du misch grad genannt?", fragte auf einmal Brian und unterbrach damit die Stille.
Achja, Brian. Von dem hatte ich ja lange nichts mehr gehört. Ich hatte glatt vergessen, dass es den überhaupt noch gab, bis sich seine Hackfresse zu Worte meldete.
"Ich habe gar nichts zu dir gesagt", sagte ich übertrieben freundlich.
"Ey, natürlisch hast du das, du meintest, dass wir alle dumm oder so wären!", rief er aufgebracht.
"Ja, also wenn ich mir dich jetzt so ansehe, hatte ich ja gar nicht mal so unrecht", nuschelte ich in mich hinein. Natürlich hatte George es auch gehört und unterdrückte wieder sein aufkommendes Lachen.
"Ey, was hast du jez gesagt? Isch kann disch nischt verstehen, wenn du so leise in dich hinein nuschelst. Entweder du redest gefälligst anständig mit mir du Schlampe, oder du lässt es bleiben, aber dann wirst du schon sehen, was du davon hast", schrie er mich an.
Ich merkte, wie George sich anspannte, kurz davor über den Tisch zu springen und Brian eine reinzuhauen.
"Du hast mir gar nichts zu befehlen, du Arschloch. Lern erst mal richtig deutsch, das was aus deiner Hackfresse da heraus kommt, kann man sich ja nicht antun", konterte ich.
"Oh, jetzt wird die Kleine auch noch frech. Warte... Wie hast du mich gerade genannt?", grinste er dreckig, doch sein Gesicht verfinsterte sich beim letzten Teil wieder.
"Hackfresse, oder meinst du das Arschloch?", fragte ich ihn.
"Weißt du, niemand redet so mit mir, oder hat bis jetzt so mit mir geredet. Du bist die erste-", Er wollte noch weiter reden, doch wurde von der Pausenklingel unterbrochen.
Alle standen schnell auf um so schnell wie möglich in die Pause zu kommen.
Als George und ich bei der Tür angekommen waren, wurde ich ruckartig nach hinten gezogen.
"Weißt du, am liebsten würde ich dich so hart vögeln, dass du die nächsten Tage weder sitzen, stehen noch liegen kannst", wisperte mir eine Stimme kalt ins Ohr.
"Träum weiter, das wird nie passieren", antwortete ich bissig.
"Bist du dir da so sicher? Ich an deiner Stelle wäre es nicht, denn glaub mir... Irgendwann wirst du meinen Namen stöhnen, vor Lust und Verlangen. Ob gewollt oder ungewollt", wisperte er mir wieder ins Ohr und ich erschauderte unwillkürlich.
Wie konnte er es wagen, so etwas zu mir zu sagen? Mir so zu drohen? Ich merkte, wir mir Tränen in die Augen stiegen und ich versucht sie zu verdrängen. Nein, nicht hier, nicht jetzt. Du darfst jetzt nicht schwach werden, du musst stark bleiben. Lass ihn nicht gewinnen.
Doch bevor ich noch irgendetwas erwidern konnte, wurde Brian ruckartig von mir weggezogen.
Das nächste, was ich realisierte, was dass George auf Brian saß und auf ihn einschlug. Ich schaute nur geschockt zu. Irgendwann stellte er sich dann hin und begann auf Brian einzutreten.
Der Raum war erfüllt von dem dumpfen Aufprall seines Fußes und dem schmerzerfülltem Gestöhne von Brian.
"Wag es ja nicht nochmal meine Freundin anzupacken, du Wichser!", schrie George immer wieder.
Und da war er wieder, dieser aggressive George. Der, den man nicht stoppen konnte.
Was sollte ich denn jetzt machen?