Kapitel 7

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LUCA

Den ganzen Tag lang hatte ich abwechselnd mit den Zwillingen gespielt und mit Carla einige ruhige Stunden auf unserer geheimen Lichtung verbracht. Es war wirklich romantisch gewesen und es fühlte sich wirklich gut an, endlich wieder bei meiner Freundin zu sein. Wie sehr hatte ich sie doch vermisst! Beim Abendessen redeten alle wild durcheinander und erzählten aufgeregt von ihrem Tag, der einzige, der seltsam ruhig war, war Carlas Vater. Bruno starrte nur auf seinen Teller und saß außergewöhnlich weit weg von allen anderen, was irgendwie seltsam war. Normalerweise saß er immer sehr nah an Amalia, aber selbst als die nach seiner Hand griff und sie drückte, lächelte er nur schwach und zog seine Hand zurück. Was war los? Ich stieß meiner Freundin in die Seite, neben der ich zur Ausnahme beim Abendessen sitzen durfte, worauf sie sich zu mir umdrehte.
"Hey, bilde ich mir das nur ein oder ist dein Vater irgendwie komisch drauf?", fragte ich leise nach, damit es möglichst keiner mitbekam. Dolores würde es mit Sicherheit mitbekommen, aber die anderen sollten besser nichts davon erfahren. Ich wollte hier schließlich keine Diskussion auslösen! Carla warf einen Blick zu Bruno, bevor sie nickte.
"Ja, da hast du irgendwie recht", gab sie mir leise recht. "Ich versuche seine Gedanken zu lesen, aber er macht irgendwie dicht. Ich kann nichts hören."
"Was? Das ist wirklich seltsam", murmelte ich verwirrt. "Sollten wir mal nachfragen? Er sieht aus, als hätte er einen Geist gesehen!" Carla nickte.
"Ja, ich frage ihn später. Könntest du nach dem Abendessen vielleicht Estrella und Luna ins Bett bringen und ihnen eine Geschiche vorlesen? Von dir lassen sie sich eher ins Bett bringen als von uns, auf dich hören sie wenigstens", bat sie, ich nickte.
"Natürlich, ich bringe sie gerne ins Bett, gar kein Problem", stimmte ich schnell zu. "Ich mag die Kleinen ja und es macht mir nichts aus, ihnen eine Geschichte vorzulesen."
"Danke dir. Du bist wirklich eine große Hilfe", erwiderte sie und lächelte mich an, bevor sie mir einen Kuss auf die Wange gab. "Ich liebe dich, mi amor."
"Ich dich auch, mi amor."
Nach dem Abendessen ging ich mit den Zwillingen nach oben. Sie machten sich fertig und legten sich dann zu Luna ins Bett, weil sie die Geschichte immer zusammen vorgelesen bekommen wollten. Sie hielten mir ein kleines Buch mit einem Krokodil hin, das ich früher auch zuhause gehabt hatte. Sie kuschelten sich unter die Decke, bevor sie mich ansahen.
"Luca? Geht es Papá gut? Er wirkt so komisch", fragte Estrella besorgt nach, ich lächelte sie an.
"Es ist alles in Ordnung, Lita, keine Sorge. Es wird schon alles gut, da bin ich mir sehr sicher", beruhigte ich sie, obwohl ich selbst nicht wusste, ob das stimmte. Hoffentlich konnte Carla etwas herausfinden!
"Wieso? Was hat Papá denn?", fragte Luna jetzt auch besorgt nach.
"Nichts, es geht ihm gut", antwortete ich ihr schnell. "Macht euch keine Sorgen, ja? Es ist alles in Ordnung. Ich lese euch jetzt eure Geschichte vor und dann bringe ich dich ins Bett, Estrella. Klingt das gut?" Die beiden nickten.
"Ja, sehr gut sogar!", stimmten sie zu, also begann ich zu lesen.
Nachdem ich Estrella ins Bett getragen hatte, schloss ich die Tür und ging zu Carlas Zimmer. Ich klopfte gegen die leuchtende Tür und trat ein. Meine Freundin saß auf ihrem Bett und starrte trübselig den Boden an, doch sah auf, als ich reinkam und die Tür hinter mir schloss.
"Und? Was hat dein Vater gesagt?", fragte ich nach und setzte mich zu ihr auf ihr Bett, bevor ich ihre Hand nahm. Sie schüttelte den Kopf.
"Dass alles gut ist. Ich weiß nicht, warum er lügt, aber er wollte mich auch recht schnell wieder loshaben. Mamá hat mich auch aus dem Zimmer gescheucht, als wäre es zu viel für Papá, mit mir darüber zu reden. Ich weiß nicht, was los ist, sie denken nicht mal daran! Es ist so, als wollten sie uns krampfhaft etwas verschweigen! Das ist wirklich seltsam, das machen sie sonst nie!", antwortete sie niedergeschlagen und beinahe schon verzweifelt, worauf ich seufzte und sie umarmte. Ich drückte sie an mich und gab ihr einen Kuss auf die Stirn.
"Das ist wirklich seltsam, aber wir kriegen das schon raus, versprochen. Es wird schon wieder gut, da bin ich mir sicher", beruhigte ich sie und sah sie sanft an. "Ich will dich nicht so traurig sehen, hörst du?" Sie lächelte mich unbeholfen an.
"Ich weiß, danke, mi amor. Aber ich mache mir trotzdem schreckliche Sorgen um meine Familie! Irgendetwas ist seltsam hier, das spüre ich!", erwiderte sie und kratzte sich unsicher am Arm.
"Es wird schon nichts Schlimmes sein, Carla. Das würden sie dir sagen!", wandte ich ein und hielt ihre Hand fest, damit sie sich nicht blutig kratzen konnte.
"Mag sein, aber ich finde es trotzdem seltsam. So haben sich meine Eltern noch nie benommen! Noch nicht mal, als Mamá mit den Zwillingen schwanger war und sie uns damit überraschen wollten, haben sie sich so geheimnisvoll verhalten!", konterte sie, ich seufzte.
"Hör zu, mi amor, ich weiß auch nicht, was das soll, aber ich bin mir wirklich sehr sicher, dass es nichts Schlimmes ist. Soll ich heute Nacht bei dir bleiben? Ich lasse dich nur ungern so traurig und nachdenklich alleine", erwiderte ich, worauf sie mich verwirrt ansah.
"Du willst hierbleiben? In meinem Zimmer? In meinem Bett? Weißt du eigentlich, dass Abuela uns umbringt, wenn sie das sieht? Oder sie stellt uns direkt vor den Altar!", wandte sie perplex ein, ich lachte.
"Mir würde das nichts ausmachen!", gab ich zurück, worauf sie verlegen lächelte. "Und ja, ich bin mir sicher. Ich bleibe bei dir und passe auf dich auf, dann kann ich vielleicht auch deine bösen Gedanken vertreiben." Sie lächelte mich an und gab mir einen Kuss auf die Wange.
"Danke, mi amor. Das schaffst du, das weiß ich. Du vertreibst immer meine schlechten Gedanken", sagte sie, also zog ich sie auf ihr Bett und deckte uns zu. Ich nahm sie in den Arm und gab ihr einen Kuss auf die Stirn.
"Schlaf gut, mi vida. Ich liebe dich."
"Ich dich auch."

Ich brauche dich, Bruno 5 - Verzweifelte Hoffnung Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt