CARLA
Obwohl ich etwas enttäuscht davon war, dass Papá uns nicht helfen wollte, konnte ich ihn verstehen. Ich hatte schließlich Ähnliches wie er durchgemacht und ich konnte verstehen, dass er nicht rauskommen wollte. Also gingen Luca und ich einfach zurück zum Fluss und suchten nach Hinweisen, wohin diese Gestalten mit ihren Pferden geritten sein konnten. Wir suchten das ganze Ufer nach Hufspuren ab, konnten aber keine finden, also durchquerten wir den Fluss. Wir sahen uns gründlich auf der anderen Seite um und fanden schließlich einen kleinen Trampelpfad, der ins Unterholz führte. Ich sah Luca an.
"Sollen wir dem Pfad folgen?", fragte ich ihn, er nickte.
"Ja, das können wir machen", stimmte er zu. "Aber wir müssen vorsichtig sein, wir wissen nicht, ob die nicht vielleicht Waffen haben."
"Du hast doch dein Taschenmesser dabei, oder?", fragte ich nach, er zuckte die Schultern.
"Das mag sein, aber ich glaube kaum, dass ich mit meinem kleinen Taschenmesser viel ausrichten kann, wenn die Schwerter oder Ähnliches haben", antwortete er, wo ich ihm leider rechtgeben musste. Ein kleines Messer würde gegen Schwerter nicht viel ausrichten können.
"Na gut, dann sind wir eben sehr vorsichtig", erwiderte ich und schlug dann den kleinen Trampelpfad ein, Luca folgte mir. Wir schlugen uns durch das Dickicht und wichen dabei Lianen und Dornenranken aus, während wir gleichzeitig auch Spinnen und Schlangen ausweichen mussten, die von den Bäumen hingen. In diesem Teil des Waldes war ich noch nie gewesen, hier sah es noch urwaldlicher aus als im Rest des Waldes. Ich lief voraus und versuchte meine Gabe einzusetzen, um diese Gestalten schneller zu finden, aber alles blieb still. Dachten diese Leute vielleicht nicht? Wieso konnte ich sie nie hören? Oder waren sie einfach nur noch zu weit weg? Jetzt wäre Dolores' Gabe wirklich hilfreich! Luca hielt mich fest, worauf ich ihn ansah. Er legte seinen Finger an die Lippen und gab mir damit das Zeichen, leise zu sein, bevor er mit dem Kopf nach links deutete. Ich hielt inne und konnte dann leise Stimmen hören und als ich mich darauf konzentrierte, konnte ich endlich auch Gedankenstimmen hören.
Dieses Dorf ist wirklich lukrativ! Wir warten noch einige Tage ab und probieren dann noch mal unser Glück. Es gibt bestimmt noch einige Häuser, die mehr bereit halten. Besonders dieses ganz große Haus auf dem Hügel. Bisher konnten wir ja nur diese seltsame Kerze erbeuten, die einfach nicht ausgeht. Die gibt aber auch bestimmt gut Geld!
Es waren die Diebe! Sie hatten uns wirklich bestohlen! Wir hatten sie gefunden! Ich sah Luca an und nickte. Er zog fragend eine Augenbraue hoch.
"Das sind die Diebe, ich habe ihre Gedanken gehört", flüsterte ich, er nickte und ging in die Hocke, ich tat es ihm gleich. Kniend krabbelten wir am Boden entlang und blieben dann vor einem kleinen Busch stehen und sahen vorsichtig durch die Blätter. Vier Männer saßen vor einem Lagerfeuer unter einem kleinen Vorsprung des Berges, ihre Pferde grasten einige Meter weiter auf einer kleinen Lichtung. Wir hatten das Versteck der Diebe gefunden! Hier mussten sie wohl auch alles versteckt haben! Aber wie waren sie überhaupt hierher gekommen? Encanto war sehr versteckt, man konnte das Dorf eigentlich nicht finden, wenn man den Weg nicht kannte! Niemand verirrte sich einfach so hierher! Also wie waren diese Männer hierher gekommen? Wir kauerten uns hinter dem Busch zusammen und lauschten dem Gespräch der Männer, die lachend um das Lagerfeuer saßen und einige Früchte aßen.
"Der Tipp von diesem Typen war wirklich gut! Das Dorf wirft ziemlichen Profit ab! Sobald wir das Zeug verscherbeln, sind wir reich, Männer! Und diese seltsame Kerze, die nicht ausgeht, wird bestimmt auch einiges einbringen!", sagte einer mit kurzen schwarzen Haaren, ein anderer mit einer Glatze nickte.
"Ja, auf jeden Fall! Wir sollten die Stimmung im Dorf einige Tage lang runterkühlen lassen und dann schlagen wir wieder zu. Dann erwartet es keiner! Und dann gehen wir noch mal in dieses riesige Haus auf dem Hügel! Da muss noch mehr zu holen sein!", erwiderte er, worauf die anderen Männer ihn unsicher ansahen.
"Sicher, dass du da noch mal rein willst? Dieses Haus ist verflucht! Es hat sich von selbst bewegt! Wir sind da schließlich nur geradeso rausgekommen! Ich will da nicht noch einmal rein, ganz egal, was es da drin zu holen gibt!", wandte ein anderer ein und schüttelte den Kopf.
"Ach, jetzt hab dich nicht so, du Angsthase! Das ist nur ein blödes Haus!", wehrte der Mann mit der Glatze ab. "Und solange uns keiner erwischt, haben wir auch nichts zu befürchten!"
"Ich weiß nicht, ich bleibe dann lieber im Dorf und suche da noch nach ein paar Sachen. Du kannst dich ja mit diesem verfluchten Haus anlegen!", widersprach der andere Mann trotzig und schüttelte den Kopf. "Aber ich setze da keinen Fuß mehr rein!"
"Wie du willst, du Feigling. Dann bleib eben in diesem verschlafenen Dorf! Wir anderen kümmern uns um dieses Haus! Lasst uns übermorgen zuschlagen, ja? Bis dahin hat sich die Lage definitiv genug beruhigt und wir haben leichtes Spiel", willigte der Glatzkopf ein. Ich sah Luca an. Übermorgen? Wir mussten also schnell handeln und uns etwas einfallen lassen! Wir mussten verhindern, dass noch mehr Sachen gestohlen wurden und Papá weiter verdächtigt wurde! Ich sah Luca an. Ich hatte genug gehört, ich wollte zurück nach Hause und mir mit ihm einen Plan überlegen. Ich gab ihm mit einer Kopfbewegung zu verstehen, dass wir gehen sollten, er nickte und folgte mir schweigend zurück zum Fluss. Erst dort standen wir wieder auf und trauten uns auch erst jetzt wieder zu sprechen.
"Was sind das für Idioten?", fragte Luca fassungslos. "Rauben das Dorf aus und freuen sich auch noch darüber!" Ich zuckte die Schultern.
"Ich weiß es nicht, aber wir werden sie aufhalten! Mich verwirrt nur, welcher Typ ihnen diesen Tipp gegeben hat. Das beschäftigt mich gerade sehr. Wir müssen diese Typen übermorgen Nacht schnappen und rausfinden, von wem sie diesen Tipp haben! Das müssen wir rauskriegen, sonst passiert es vielleicht noch einmal!", antwortete ich. "Komm, wir müssen so schnell wie möglich nach Hause! Wir brauchen die Hilfe von allen anderen! Zumindest von meinen Cousins und Cousinen! Die Erwachsenen sollten davon nichts mitkriegen, sonst verbieten sie es uns bloß, weil es zu gefährlich ist!" Er nickte.
"Gute Idee, dann komm! Wir sollten uns mit deinen Cousins und Cousinen besprechen!", stimmte er zu, bevor wir zurück zu Casita liefen.________________________________________________
Was glaubt ihr, was Carla und Luca vorhaben? Und wer ist wohl dieser Typ, der den Dieben den Tipp gegeben hat? Lasst gerne wieder Kommentare, Kritik, Vorschläge oder Tipps da und danke an alle, die das hier lesen! :D
Cassy

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Ich brauche dich, Bruno 5 - Verzweifelte Hoffnung
FanfictionEin Jahr nachdem Carla aus Medellín zurückkehrt, erhält sie einen Brief von Luca. Dieser wird nach Encanto zurückkehren und hat vor, auch dort zu wohnen, um bei ihr sein zu können. Es scheint so, als sei das Glück perfekt, doch dann hat Bruno einen...