Kapitel 9

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AMALIA

Ich konnte nicht glauben, dass Sofía ernsthaft Bruno beschuldigte, ihre Goldkette geklaut zu haben! Er würde niemals etwas stehlen, das wusste ich genau! Und obwohl sie ja auch gesagt hatte, dass sie selbst nicht an Brunos Schuld glaubte, schockte es mich doch sehr, dass sie überhaupt daran gedacht hatte. Bruno war der liebste Mensch im ganzen Dorf, er würde niemals etwas stehlen! Alma bat Sofía ins Esszimmer, damit wir uns setzen konnten, ich setzte mich neben meinen Mann und drückte bestärkend seine Hand.
"Jetzt noch mal von vorne, Sofía. Deine Kette ist verschwunden und du denkst, dass es Bruno war?", fragte Alma nach, Sofía schüttelte den Kopf.
"Nein, ich glaube nicht, dass er es war! Er war bloß der Letzte, den ich gesehen habe! Ich weiß, dass er nie etwas stehlen würde!", widersprach sie ihr sofort. "Es ist eben einfach nur mein einziger Verdacht und ich hasse mich selbst dafür, das zu denken! Verzeih es mir bitte, Bruno." Bruno nickte nur.
"Wieso beschuldigst du ihn dann?", fragte Julieta nach.
"Das will ich ja gar nicht! Ich sage nur, was ich gesehen habe!", widersprach Sofía ihr schnell.
"Ich bin nach Hause gegangen, das hast du doch gesehen! Und wieso sollte ich dein Fenster aufbrechen? Ich weiß, dass hier niemand seine Tür abschließt! Selbst, wenn ich etwas hätte stehlen wollen, hätte ich wohl kaum dein Fenster aufgebrochen!", erwiderte Bruno aufgebracht, sie nickte.
"Ich weiß, ich weiß! Deswegen glaube ich auch nicht, dass du es warst!", meinte Sofía.
"Vielleicht hast du die Kette auch nur verlegt. Hast du sie denn schon gesucht?", schlug ich vor, sie nickte.
"Ja, überall! Im Haus war sie nirgends zu finden und dann noch das offene Fenster... Ich habe sie bestimmt nicht verlegt! Sie wurde mir gestohlen!", antwortete sie.
"Wir finden es raus, Sofía. Carla kann bestimmt die Gedanken der Bewohner lesen, einer wird sich verraten, wenn wir tatsächlich einen Dieb im Dorf haben", wandte Alma ruhig ein. "Ich werde sie gleich bitten, mit Luca ins Dorf zu gehen und die Leute zu fragen. Keine Sorge, deine Kette taucht sicherlich wieder auf." Sie nickte.
"Danke, Alma. Und noch einmal, Bruno, es tut mir leid. Ich will dich wirklich nicht beschuldigen", erwiderte sie, mein Mann nickte nur.
"Schon in Ordnung, Sofía. Ich kann verstehen, wie du dich fühlst", beruhigte er sie, sie nickte nur und ließ sich dann von Alma nach draußen begleiten.
"Das ist doch unglaublich! Ein Dieb im Dorf! Und dann noch diese Anschuldigung!", beschwerte Julieta sich, sobald Sofía außer Hörweite war.
"Es ist in Ordnung, Julieta, wirklich. Sie meint es nicht so", wandte Bruno ein, ich sah ihn ernst an.
"So einfach kannst du das doch nicht abtun!", widersprach ich ihm. "Du wirst beschuldigt, etwas gestohlen zu haben, Brunito! Das ist ernst!"
"Dann soll sie doch alle meine Sachen durchsuchen! Ich habe die Kette nicht und das weiß Sofía auch! Sonst hätte sie sich gerade nicht so verhalten! Ich kann ihre Vermutung ja verstehen, es ist nicht so wild! Wir können uns wieder beruhigen und Frühstück machen, ja? Die Kinder werden bestimmt gleich aufstehen und Hunger haben", meinte er und bevor Julieta und ich etwas sagen konnten, öffnete Casita die Schränke und Bruno fing die Teller geradeso auf, um sie auf den Tisch zu legen. Ich sah Julieta an, die nur die Schultern zuckte und dann in die Küche ging, ich folgte ihr.
"War Bruno gestern Nacht wirklich weg?", fragte Julieta nach, ich zuckte die Schultern und sah sie an.
"Ich weiß es nicht, ich habe geschlafen. Aber wieso willst du das wissen? Glaubst du etwa, dass Bruno doch etwas damit zu tun hat?", fragte ich skeptisch nach, sie schüttelte schnell den Kopf.
"Dios mío, nein! Ich wollte nur nachfragen. Ich weiß genau, dass er nie etwas stehlen würde! Das würde keiner von uns!", wehrte sie schnell ab. "Aber das muss sich klären! Es tut mir im Herzen weh zu denken, dass wir einen Dieb im Dorf haben! Und ich kann mir niemanden vorstellen, der dazu in der Lage wäre!" Ich mir leider schon. Meinen Vater Esteban. Er war zwar eigentlich in seiner Heimatstadt im Gefängnis, aber wer wusste schon, ob er nicht vielleicht ausgebrochen war? Er würde definitiv etwas stehlen, da hatte ich gar keine Zweifel! Wer zu versuchtem Mord fähig war, war auch zu Diebstahl fähig! Und er hätte auch ein Motiv. Er hasste Bruno, er würde sicher alles tun, um ihn schlecht dastehen zu lassen. Und ihm einen Diebstahl in die Schuhe zu schieben, wäre definitiv seine Masche! Aber so einfach würde das nicht funktionieren! Wir alle standen hinter Bruno, wir wussten, dass er nichts getan hatte! Ich sah Julieta an.
"Na ja, ich könnte mir schon jemanden vorstellen. Esteban", erwiderte ich schließlich, worauf sie mich ansah.
"Esteban? Ist der nicht im Gefängnis?", fragte sie verwirrt nach, ich nickte.
"Eigentlich schon, aber wer weiß, ob er nicht ausgebrochen ist! Er wäre zu so etwas fähig, das musst du zugeben. Und er hasst Bruno, er würde alles tun, um es ihm heimzuzahlen!", antwortete ich. "Ich hasse es, daran denken zu müssen, dass er hier sein könnte."
"Ist er bestimmt nicht, Lia. Carla hätte seine Gedankenstimme dann bestimmt gehört, er kann nicht ewig an nichts denken! Und spätestens dann hätte sie uns Bescheid gesagt", wandte Julieta beruhigend ein und legte ihre Hand auf meine, während sie mich anlächelte. "Er ist nicht hier, da bin ich mir sicher."
"Und wenn Carla das alles wieder mal alleine hinbiegen will?", fragte ich besorgt nach, aber meine Schwägerin schüttelte den Kopf.
"Nein, das würde sie nicht noch einmal tun. Sie kennt Esteban, sie würde sich ihm sicherlich nicht noch einmal einfach so nähern!", wehrte sie schnell ab. "Du musst dir keine Sorgen machen, Esteban ist sicher nicht hier." Ich hoffte es, ganz sicher war ich mir aber trotzdem nicht.

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Wieder ein etwas kürzeres Kapitel. Was meint ihr? Wer hat die Kette gestohlen? Könnte Esteban wirklich zurück sein? Schreibt es gerne in die Kommentare, wenn ihr eine Idee oder einen Tipp habt! Und natürlich auch gerne wieder Feedback, Kritik und andere Vorschläge! :)

Cassy

Ich brauche dich, Bruno 5 - Verzweifelte Hoffnung Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt