Kapitel 30

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CARLA

Während Luisa einen großen Felsen vor den Eingang der Höhle rollte, damit die Diebe nicht abhauen konnten, zog ich mir mein Schwert zurecht. Jetzt ging es ums Ganze. Ich musste rausfinden, wo die Diebe ihre ganze Beute lagerten, wer sie auf unser Dorf angesetzt hatte und ich musste dafür sorgen, dass sie wieder verschwanden. Luisa ließ einen kleinen Spalt offen, damit wir zur Not schnell aus der Höhle kommen konnten, sie aber auch schnell ganz verschlossen werden konnte. Ich schob mich zu Estrella in die Höhle, die die Diebe immer noch anknurrte. Ich legte ihr eine Hand auf den Kopf.
"Ist gut, Lita, wir haben sie. Du kannst aufhören", meinte ich, worauf sie aufhörte zu knurren und mich fragend ansah, doch ich nickte nur. Also verwandelte sie sich zurück in ihr normales Ich, worauf die Diebe uns fassungslos ansahen.
"Das... das ist Hexerei!", schrie einer panisch.
"Nein, Magie", widersprach ich ihm. "Und wir wollen unsere Magie zurück! Also, wo sind die Sachen, die ihr uns gestohlen habt?" Der große Mann mit der Glatze lachte hämisch.
"Du kleines Mädchen willst uns etwas entgegensetzen?", grinste er gehässig.
"Bin ich die mit der Magie, oder ihr?", konterte ich und verschränkte die Arme vor der Brust. Er lachte wieder.
"Du? Du spielst hier nur die Rebellin! Was sollst du denn schon können?", spottete er, aber so einfach würde ich mich nicht unterkriegen lassen. Jetzt wurde es wohl mal Zeit, dass ich als das gesehen wurde, was die meisten im Dorf von mir dachten - als Monster. Mit einer grässlichen Narbe und leuchtenden Augen wie ein Biest. Also konzentrierte ich mich auf seine Gedanken.
Die Kleine kann uns gar nichts! Selbst nicht mit diesem Schwert! Damit kann sie wahrscheinlich nicht einmal umgehen! Sie wird nie erfahren, dass alle Sachen unter dem Baumstamm an der Lichtung mit dem Bach sind! Aber... Sekunde mal. Ihre Augen leuchten grün! Was ist das denn?! Ist dieses Kind etwa verflucht?!
Ich grinste, was mir wohl noch einen diabolischeren Ausdruck verleihen musste, denn er wirkte sofort noch geschockter und auch seine Kumpanen wirkten sehr verschreckt.
"Nein, ich bin nicht verflucht, sondern mit einem Wunder gesegnet. Ich kann Gedanken lesen", antwortete ich ihm. "Die Sachen sind unter dem Baumstamm auf unserer geheimen Lichtung. Holt ihr sie?" Die anderen nickten und gingen los, nur Luisa, Estrella und Luca blieben bei mir. Die Diebe sahen mich verwirrt an.
"Gedankenlesen ist unmöglich!", wehrte einer stur ab.
"Ach ja? Wie hätte ich dann antworten oder wissen können, wo ihr eure Sachen versteckt habt? Ein kleiner Tipp, geraten war es nicht", widersprach ich ihm. "Und jetzt sagt schon: Wer hat euch gesagt, wo ihr unser Dorf findet? Und wer hat euch gesagt, dass ihr es ausrauben sollt? Wer hat euch diesen Tipp gegeben?"
"Wenn du so clever bist, dann finde es doch raus, Gedankenleserin!", spottete der Glatzkopf. Ich wollte mich wieder auf seine Gedanken konzentrieren, aber alle Männer blieben still. Na gut, das Spiel konnte ich auch spielen.
"Das geht leider schlecht, wenn ihr eure Köpfe auf alltägliche Umstände stellt - also auf leer", konterte ich, einer der jüngeren Männer grinste.
"So mag ich meine Mädchen - frech", grinste er und stand zusammen mit seinen Komplizen auf, um auf mich zuzugehen. Ich wich einen Schritt zurück. "Bleib ruhig hier, Kleines. Wenn du uns schon unsere Beute nimmst, dann könntest du dich wenigstens als Beute anbieten."
"Spinnt ihr? Lasst sie in Ruhe!", brüllte Luca die Männer an und wollte mir zur Hilfe kommen, aber ich hielt ihn zurück.
"Nein, Luca, ist schon gut. Ich kann das alleine", lehnte ich ab und sah ihn ernst an, worauf er unsicher einen Schritt zurückmachte. Ich zog derweil mein Schwert und hielt es fest in der Hand. Der lederne Griff fühlte sich kühl und gut an und ich hatte das Gefühl, um zwei Meter gewachsen zu sein. Ich war definitiv mutiger mit diesem Ding in der Hand. Die Männer lachten.
"Sollen wir jetzt etwa Angst haben? Vor dir und deinem kleinen Schwert? Kannst du das überhaupt alleine schwingen?", spottete einer schnippisch.
"Oh ja, sonst hätte ich es wohl kaum dabei", antwortete ich ernst und umgriff mein Schwert fester. "Also sagt mir endlich, wer euch von unserem Dorf erzählt hat."
"Das hat uns ein Vögelchen gezwitschert", grinste der Glatzkopf amüsiert. "Vielleicht war es ja deine kleine Schwester."
"Natürlich und wir haben euch alle unsere Sachen geschenkt!", fauchte ich genervt. "Also sagt mir schon, wer euch diese Idee gegeben hat!"
"Werde ich machen, wenn du Süße uns für ein paar Minuten begleitest", grinste er, worauf ich meine kleine Schwester ansah.
"Lita, würdest du bitte noch einmal kommen und mir helfen?", bat ich, sie verwandelte sich daraufhin zurück in den schwarzen Jaguar und ging knurrend auf die Männer zu. Erst, als sie sie anfauchte und auf sie zusprang, wichen sie zurück und stolperten, sodass sie auf den Boden fielen. Estrella verwandelte sich wieder zurück und ging dann zu Luisa, um sich an ihre Seite zu drücken. Da würde sie sicher sein, das wusste ich genau. Und bei Luca auch, er stand schließlich direkt neben den beiden. Ich hielt den Männern die spitze Klinge meines Schwertes entgegen. "Ich meine es ernst. Also redet endlich! Und danach verschwindet ihr und lasst euch nie wieder hier blicken!" Die Männer lachten.
"Ein kleines Mädchen wie du kann uns nichts anhaben! Selbst nicht mit deinem Spielzeug von Schwert!", grinste einer frech, aber mir reichte das jetzt. Ich hatte genug davon, dass sie mich nur verhöhnten und verspotteten! Es ging hier um Papás Ehre und meine Familie und da verstand ich keinen Spaß! Ich holte mit dem Schwert aus und wollte zuschlagen, als ich Estrella aufschreien hörte und jemand meinen Arm festhielt, kurz bevor die Klinge auf den Glatzkopf niederschmettern konnte. Dieser hatte erschrocken die Augen geschlossen, er musste also wirklich Angst vor mir haben.
"Carla, Schluss! Du gehst zu weit!", schrie Luca mich an und zog mich zurück. "Du kannst niemanden umbringen!"
"Lass mich los, Luca! Das hier ist eine Sache zwischen den Dieben und mir! Sie haben uns unseren Vater genommen!", schrie ich ihn ebenso wütend an und riss mich von ihm los. "Aber keine Sorge, ich werde sie schon nicht umbringen!" Ich hielt die Klinge des Schwertes immer noch den Dieben entgegen. "Sagt schon, wer hat euch geschickt?" Die Männer blieben still. "Na gut, ihr wolltet es nicht anders. Lita, geh raus." Luisa schob meine Schwester aus der Höhle, während Luca zu mir kam.
"Carla, du..."
"Ich bringe sie nicht um, keine Sorge", sagte ich ruhig und schob ihn zur Seite. "Aber das hier haben sie sowieso verdient!" Ich holte noch einmal aus, bevor ich den Glatzkopf am Arm schnitt, sodass er aufschrie. "Also? Wer war es?!"
"So ein Typ aus dem Gefängnis! Er hieß Esteban! Er meinte, dass man in diesem Dorf eine Menge holen kann, besonders die Kerze aus dem Haus auf dem Hügel!", antwortete ein anderer Mann panisch. Esteban. Er hatte sie also darauf angesetzt. Ich sah Luca an, doch der sagte nichts. Also sah ich die Männer wieder an.
"Verschwindet von hier. Wenn ich euch hier noch einmal sehe, dann bin ich nicht mehr so nett", knurrte ich und wischte das Blut von der Klinge meines Schwertes, bevor ich es wieder einsteckte. "Wir können nach Hause gehen, Leute. Wir haben, was wir wollen. Und jetzt holen wir Papá zurück."

Ich brauche dich, Bruno 5 - Verzweifelte Hoffnung Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt