Teil 1: Zuhause

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POV. Shinobu

Kanao ich komme zurück!
Vor vielleicht 2 Stunden waren wir aufgebrochen. Die Sonne strahlte mittlerweile hell auf unsere Köpfe und ließ den Schnee um uns herum glänzen.
Wenn kein Unwetter oder Notruf dazwischen kam wären wir am Abend zuhause.
Tomioka-san war schweigsam, wie eh und je, aber ich hatte das Gefühl, dass die große Mauer, die er um sich herum gebaut hatte zumindest auf meiner Seite ein Stück weit eingebrochen war.
Es war kein unangenehmes Schweigen mehr, obwohl ich mich doch immer wieder dabei ertappte, dass ich es doch ganz angenehm fand mit ihm zu reden. Wenn er denn mit mir redete.

Ich dachte zurück an gestern Nacht.
Er hatte mich umarmt. Ich war viel zu überrascht von seiner plötzlichen Nähe, als dass ich etwas anderes hätte tun können, als ihn zurück zu umarmen.
Moment.
Könnte es etwa sein, dass er mir so zeigen wollte, das er mein Freund sein möchte?
Waren wir jetzt vielleicht sogar schon Freunde?
«Tomioka-san?»
«Hm?»
«Was ist eigentlich deine Lieblingsfarbe?»

Nur für den Fall, dass wir doch Freunde waren, sollte ich zumindest versuchen ihn besser kennenzulernen.
«Rot. Warum fragst du?»
Ich lachte auf.
«Es ist ein Frage-Antwort Spiel. Einer stellt seinem Partner eine Frage und dieser muss sie ehrlich beantworten.» erklärte ich.
Er schwieg und ich dachte schon er würde mich einfach ignorieren, da fragte er:
«Was magst du gerne?»
«Das ist eine sehr allgemeine Frage, Tomioka-san. Aber ich beantworte sie trotzdem. Ich mag Gifte und Erdbeeren und den Mondschein in der Nacht, wenn Vollmond ist. Vor allem mag ich aber schlafen!»
Ich lächelte zu ihm hoch und bemerkte überrascht, wie aufmerksam er mich beobachtete.
«Ich bin dran! Was magst du gerne Tomioka-san? Und bitte sag jetzt nicht Dämonen töten.»
Wieder lachte ich und tippte ihm an den Arm.
«Daikon.»
Kommt da noch was...?
Herrje, er machte es einem nicht gerade einfach sich mit ihm zu unterhalten und das er Daikon mochte wusste ich bereits.
«Ja, du hast gelächelt, als du es bekommen hast. Das erste Mal, dass ich dich Lächeln gesehen habe, Tomioka-san! Wenn du das nur öfter tun würdest...»
Ich machte einen Sprung nach vorne und pikste mit meinem Zeigefingern in seine Mundwinkel, um ein Lächeln zu formen.

...

So hübsch!
Erstaunt starrte ich ihn an. Ohne diesen ernsten Ausdruck, den er immer trug war er wirklich hübsch. Er könnte, wenn er nur etwas mehr reden würde so beliebt sein! Ein kalter Windstoß fegte über mein Gesicht und holte mich zurück in die Realität.
«Genau so, Tomioka-san.» endete ich reichlich spät ich ließ von ihm ab, «Du bist wieder dran!»
«Was ist dein Ziel?»
Mein Ziel?
Irritiert sah ich zu ihm hoch.
«Du möchtest doch etwas bewirken als Hashira?»
Mein Ziel...
Der Teufel mit dem Blut über seinen Haaren und den Fächern, die er als Waffen benutzte...
Der Teufel, der meine Schwester getötet hat...
Meine Wut brodelte.
«Ich habe kein besonderes Ziel. Ich möchte nur die Menschen vom Elend der Teufel und von Muzan Kibusutshi befreien.»
Er neigte den Kopf und sah zu mir herunter.
«Verstehe. Du bist dran.»

Anscheinend war für ihn das kein Kennlern-Spiel der Tiere oder Farben. Dann war es das für mich eben auch nicht.
«Wie kam es, dass du Dämonenjäger geworden bist?»
Er erstarrte kurz, ging danach aber wie gewohnt weiter.
«Meine Schwester.»
Er versucht mich auf Distanz zu halten!
Ich wusste gar nicht, dass er eine Schwester hat. Ist sie etwa auch...
Ich spürte förmlich, wie die Mauer begann sich wieder zusammenzusetzen.
Ich bin wohl zu neugierig...

«Deine Schwester also. Ist sie nett?»
«Ja, war sie. Und mutig. Sie ist tot.»
«Ohje, das tut mir leid.»
Mehr würde ich wohl nicht aus ihm rausbekommen und das Letzte, was ich wollte war, dass sich die Nähe, die wir zueinander aufgebaut hatten wieder verflüchtigte.
Wenn er in mehr als nur drei Worten antwortete, konnte er ein sehr angenehmer Gesprächspartner sein.
«Meine Füße tun weh, Tomioka-san!» klagte ich und wartete bis er stehen blieb, «Dauert es denn noch lange?»
«Eine Stunde. Vielleicht zwei, wenn du eine Pause brauchst, Kocho.»
Kocho!
Er hat mich mit Namen angesprochen!
Unerwartet machte mein Herz einen kleinen Freudensprung und trotz der Kälte wurde mir erstaunlich warm.
«Nein alles gut, Tomioka-san! Wenn es nur noch eine Stunde ist werde ich das noch schaffen.»
Er nickte nur, wartete aber bis ich wieder zu ihm aufgeholt hatte.

Die Stunde ging schneller vorbei, als vermutet. Das lag auch zum Teil daran, dass Giyu vollständiger auf meine Fragen antwortete und ab und an auch eigene stellte. Kommunikation war nicht seine Stärke, aber wenn man sich damit abfand war es ganz schön mit ihm abzuhängen.
«Wir sind da.»
Vor uns lag das Schmetterlingsanwesen und eine Welle der Vorfreude überflutete mich.
«Wunderbar! Dann ist es wohl Zeit, dass wir uns trennen, Tomioka-san. Aber vermiss mich nicht zu sehr!» lachte ich und tippte an seinen Arm.
«Vermissen?» er sah mich verständnislos an.
«Ach Tomioka-san, das ist auch nur eine Re...»
Ich brach ab und sah an ihm vorbei zu der Mauer, die mein Anwesen umrahmte. Da saß ein junges Mädchen vielleicht etwas älter als Kanao mit zwei schwarzen Zöpfen, die voller Blätter und Geäst waren, so als wäre sie vor etwas geflohen ohne Rücksicht auf die Natur zu nehmen.
Sie trägt die Uniform der Dämonentöter.
Als sie bemerkte, dass ich sie beobachtete riss sie erschrocken den Kopf hoch, stellte sich auf und verbeugte sich.
«Sie sind die Insekten-Säule Shinobu Kocho! Ich bin Aoi Kanzaki, aber bitte nennen Sie mich Aoi.»
Ich lächelte.
Sie muss einiges durchgemacht haben...

«Hallo Aoi. Was möchtest du von mir?»
«Ich...» sie schluckte sah mir jedoch fest in die Augen, «Ich will ihre Schülerin sein! Ich bin ungeeignet als Dämonenjägerin, aber ich kann kochen und habe medizinische Erfahrung!»
Ihre Augen funkeln...  so entschlossen.
«Wenn das so ist werde ich deine Bitte nicht abschlagen können. Warte nur einen Moment ich muss mich noch von Tomioka...»
Er ist weg.
Und das ist der Grund warum dich keiner leiden kann Tomioka-san...
Ich seufzte.
«Folge mir Aoi.»

Mondnacht - Giyu x ShinobuWo Geschichten leben. Entdecke jetzt