Teil 2: Dunkle Erkenntnis

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Shinobu POV.

Er liebt mich!
Ich tänzelte um den Küchentisch herum und drückte Aoi in eine feste Umarmung.
«Ist... alles in Ordnung mit dir Shinobu-sama?» fragte sie und ich löste mich wieder von ihr.
«Heute ist ein wunderbarer Tag, findest du nicht?»
Verwirrt blickte sie zwischen mir und dem Fenster hin und her von dem man leise das Donnergrollen hören konnte.
«Geht es dir wirklich gut?»
«Aber natürlich!» rief ich und schnappte mir im Vorbeitänzeln ein Reisbällchenspieß von einem Teller.
«Mhmm... wirklich lecker Aoi-chan! Meinst du Tamayo würde auch so eins essen? Ich habe sie ja noch nie so wirklich etwas essen sehen...»
Ich legte nachdenklich den Spieß an meinen Mund.
Sie trinkt ja meistens Tee...
«Ach! Ich werde ihr einfach trotzdem ein Spieß mitbringen!!» entschied ich dann und schnappte mir einen zweiten.
«Aber nicht mehr!» fuhr Aoi dazwischen, «Wir haben kein Reismehl mehr, also kann ich keine nachkochen.»
«Verstanden, Aoi-chan!!» sagte ich und schob mich aus der Tür.
Schade... Vielleicht hätte ich Tomioka-san noch etwas mitbringen können...
Was er wohl gerade macht? Ara!! Ob ich ihn wohl heute besuchen kann?!!

Gut gelaunt öffnete ich die Tür zu unserem Labor.
«Hallo! Ich habe ein paar Reisbällchen mitgebracht. Möchtest du welche?» fragte ich sie und das Lächeln fiel mir heute irgendwie unglaublich leicht.
Sie sah von ihrem Becherglas auf, in dem eine bläuliche Flüssigkeit vor sich hin köchelte und richtete sich auf.
«Das ist wirklich sehr lieb von dir, aber wir Dämonen vertragen menschliches Essen nicht.»
Oh, wie schade...
«Das wusste ich nicht...» murmelte ich, doch dann kam mir ein neuer Gedanke, «Quellen eure Innereien etwa auf, wenn ihr es esst? Oder schrumpelt eure Haut?»
Sie sah mich irritiert an.
«Nein. Wir können es einfach nicht verdauen.»
«Oh.»
«Du könntest die Reisbällchen doch auch Tomioka geben.»
Mir wurde schlagartig heiß und ich schaute sie nur fassungslos an.
Hab ich mich verraten? Kann sie etwa Gedanken lesen?
«Eine wunderbare Idee! Er wird sich sicher freuen!!» überspielte ich das Ganze.
Mein Bauch kribbelte zwar vor Freude, aber das wurde jäh von Tamayos Anwesenheit abgeschwächt.
Warum sagt sie immer nur solche Dinge, die mich aus der Fassung bringen?!

Ich setzte mich in meine Ecke und bedachte das halbvolle Reagenzglas, an dem ich schon so lange arbeitete. So sehr ich es aber auch wollte, ich konnte mich einfach nicht konzentrieren.
Tomioka-san liebt mich!! Und wie niedlich er geguckt hat, als ich-
«Kann ich dir helfen?»
Erschrocken fuhr ich zusammen und wirbelte herum.
«Ohje Tamayo! Du hast mich erschreckt!!» rief ich aus und versuchte angestrengt nicht wütend zu sein. Tamayo ignorierte meinen Ausruf und betrachtete mit prüfendem Blick mein Reagenzglas.
«Es ist eine verstärkte Variante des Giftes, dass du für die Dämonenjagd verwendest, nicht?»
«Alle meine Gifte benutze ich für die Dämonenjagd, Tamayo-san.» erwiderte ich und ging rüber zu meinem Regal, wo ich meine Gifte aufbewahrte, «Aber du hast recht. Es ist eines meiner Lieblingsgifte!»

Fast, als hätte ich nur diesen einen Anstoß gebraucht war ich wieder voll bei der Sache, die meine letzten Jahre so zerfressen hatte.
Rache. Rache an dem Dämon, der meine Schwester auf dem Gewissen hatte. Alle meine anderen Gefühle machten platz für die brodelnde Wut, während ich mein Gift in die Höhe hielt und fröhlich lächelte.
«Dadurch, dass du es verstärkt hast, wird es Wirkung zeigen an einem Zunehmenden Mond, aber du wirst ihn nicht töten können, wenn du es nicht schaffst ihm den Kopf abzuschlagen.» sagte Tamayo ruhig und stellte das Reagenzglas zurück.
«Woher willst du das wissen?!» fuhr ich sie an und zucke zusammen.
Ich hab sie angeschrien! Diese Dämonin...
«Ich habe einige von ihnen gesehen und ich kenne die Sagen. Wenn du ihn wirklich töten willst, brauchst du eine große Menge und die wirst du ihm nie im Leben verabreichen können, weil sie zu groß sein wird, um sie zu transportieren, geschweige denn ihm zu verabreichen.»
Meine Gedanken kreisten.

Mondnacht - Giyu x ShinobuWo Geschichten leben. Entdecke jetzt