Teil 1: Licht

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                                Shinobu POV:

«Tomioka-san! Warte doch!»
Ich lief ihm weiter hinterher und in meinem Bauch sprudelte die altbekannte leise Wut.

Säule der Insekten
Shinobu Kocho

Er machte es den Menschen um ihm herum nicht einfach ihn zu mögen. Meine Schwester hatte es zu ihrer Aufgabe gemacht sich mit ihm anzufreunden, doch er war stets abwehrend und distanziert.
Und wenn es darum ging mit anderen zu reden war er ein ziemlicher Tollpatsch.
Ihre Aufgaben gingen auf mich über, doch er war  damit eine der schwierigsten.
«Tomioka-san!»

Als ich ihn einholte tippte ich ihm nachdrücklich auf die Schulter.
Sein Kopf drehte sich in meine Richtung und seine ausdruckslosen, blauen Augen sahen mehr durch mich hindurch, als dass sie mich ansahen.
«Was ist?»

Säule des Wassers
Giyu Tomioka

Kaum vorstellbar, dass wir noch vor wenigen Minuten in aller Vertrautheit zusammen gegessen hatten. Er hatte gelächelt und in mir kam der Gedanke auf, dass wenn er das nur öfter tun würde, die anderen ihn vielleicht eher mögen würden.
Ich zog an seinem Ärmel und deutete gen Himmel.
«Sieh doch, die Krähen.»

Ich lächelte zu ihm hoch, während er seinen Blick auf unsere zwei Vögel richtete.
«Geht nach Süden, nach Süden! Ein Teufel!! Tötet den Teufel, der die Kinder tötet. Giyu Tomioka, Shinobu Kocho!» krähte er und flog voraus.
Zusammen? Das ist ungewöhnlich. Ist es einer der 12 Dämonenmonde?
Wir wechselten einen kurzen Blick.
«Gehen wir.» beschloss ich und drückte ihn vorwärts.

————-

Unsere Gespräche verliefen oft kurz und die meiste Zeit war ich es die redete. Ich hasste Stille und Schweigen gehörte nunmal dazu. Wenn man es so sah hatten wir diesbezüglich keinerlei Gemeinsamkeiten.
Mit der Zeit war er schon wieder etwas voraus gelaufen. Ich seufzte und beschleunigte meine Schritte. Plötzlich stieß meine Nase gegen Stoff und ich fing mich gerade noch, um einen Sturz vorzubeugen.
«Was ist denn Tomioka-san?» fragte ich mit leicht spitzem Unterton, «Willst du etwa einmal auf mich warten?»

«Riechst du das?» ignorierte er meine Frage und ich folgte seinem Blick auf eine morsche Holzhütte. Es war Winter und der Schnee wirkte beinahe so, als wolle er die kleine Hütte verschlingen. Sie war kaum zu erkennen, aber der Gestank, der von ihr ausging war definitiv der eines Teufels. Die Wut in meinem Bauch rumorte stärker. Er hat getötet...
Noch war es hell und kein Teufel käme auf die Idee sich jetzt zu zeigen.
Giyu schritt näher und stemmte mit einem Ruck die Tür auf.

«Aber, aber Tomioka-san man muss doch erst klopfen. Das gehört sich so.» belehrte ich ihn.
Er verzog das Gesicht und mir ging es etwas besser. Es gab nur wenige Momente in denen Giyu Tomioka überhaupt Reaktionen zeigte und einer davon war es, wenn man seine Unfähigkeit im Umgang mit Menschen kritisierte.
Ich schob mich an ihm vorbei und sah in den Raum, der nur durch den Spalt der Tür beleuchtet wurde.
Man sah dennoch genug.

Eine Frau. Jung. Tot.
Ihr fehlten Arm, Bein und Kopf. Dieser lag vor meinen Füßen und die starren, trüben Augen blickten hilflos zu uns auf. Ich empfand weder Trauer, noch Angst, noch Ekel. Früher hätte ich das vielleicht gefühlt, aber solch ein Anblick bewirkte nur das, was ich sowieso schon immer fühlte.
Unbändiger Zorn.
Rache.

«Sie ist noch nicht lange tot. Vielleicht erst seit heute.»
Giyu schwieg und wandte sich ab.
Schmerz!
Das stand ihm fest ins Gesicht gemeißelt. Kannte er die Frau? Vermutlich nicht.
Aber es erinnerte ihn an etwas.

«Alles in Ordnung, Tomioka-san?»

Sein Blick zog wieder zu mir und kurz sah es so aus, als wolle er wirklich etwas sagen, doch dann drehte er sich um und ging wieder hinaus.
Diesmal war ich allerdings schneller und holte wieder zu ihm auf.
«Weißt du Tomioka-san, du wärst viel beliebter, wenn mehr auf die Fragen anderer eingehen würdest.»
Er zuckte zusammen.
«Ich bin nicht unbeliebt!»
«Aber, aber! Fällt es dir denn nicht auf?»
Ich lächelte zu ihm hoch. Sein Gesicht hatte sich wieder verzogen, aber weiter schien er nicht diskutieren zu wollen, denn er ging einfach weiter.
Den soll mal einer verstehen...
Wütend stampfte ich durch den Schnee auf ihn zu.
Warum kann er denn nicht einmal warten?!
«Tomioka-san!» rief ich und schaffte es gerade so ihn an seinem Haori zu packen und zum Stehen zu zwingen, «Wir sollten uns so langsam eine Unterkunft suchen. Die Sonne geht schon unter und außerdem...»
Ich schmiss mich theatralisch auf die Knie, «... bin ich viel zu erschöpft, um weiter zu gehen.»
Er kniff seine Augen zusammen und das erste Mal seit unserem Essen sah er mich wirklich an.
Seine Augen funkelten.
«Wir sind Hashiras. Dämonenjäger. Es ist unser Job Dämonen zu töten.»
Eine kalte Windbö zog über uns hinweg und ließ seine Haare aufwirbeln.
«Das weiß ich, Tomioka-san! Aber auch Dämonentöter müssen sich mal ausruhen. Gerade wir Säulen! Wir sind schließlich diejenigen, die ständig mit starken Dämonen konfrontiert werden.» murrte ich und lächelte schief.

«Wir können nicht warten! Was ist, wenn dieser Dämon heute wieder Menschen tötet!? Familien werden entzweit und du, als eine Hashira, denkst an Pause machen?!»
Von der Heftigkeit seiner Worte überrascht war ich instinktiv nach hinten gezuckt. Noch nie hatte ich erlebt, dass er so gesprochen hatte und vor allem so viele Worte am Stück. Mein Lächeln vertiefte sich und ich schüttelte abwehrend meine Hände.
«Entschuldige Tomioka-san. Ich habe vor den Teufel bezahlen zu lassen, aber ich bin noch geschwächt von unserem letzten Kampf und muss mich ausruhen, um meine Kräfte zu regenerieren.»

Ich sprang auf und landete elegant vor ihn.
«Ein wenig Ruhe könnte dir auch nicht schaden Tomioka-san.» bemerkte ich, weil auch er schon tiefe Schatten unter den Augen hatte.
«Ich gehe den Teufel töten.» sagte er nur und im nächsten Moment war er verschwunden.
«Und das ist der Grund, warum...»
Ich stoppte.

Ein vertrauter Gestank zog mir in die Nase. Die restlichen Strahlen der Sonne verschwanden als rote Glut hinter den Bergwipfeln.
Eine leise Mordlust packte mich, wie immer wenn ich einem Dämon gegenüberstand. Meine Müdigkeit war wie weggeblasen.
«Ich rieche dich mein Hübscher! Komm doch her und wir spielen ein wenig, was hältst du davon?» säuselte ich und spürte wie sich der Teufel hinter mir aufbäumte.

Insektenatmung,
1 Form
Schmetterlingstanz

Ich sprang in die Luft und stach mit einem schnellen Hieb zu. Der Dämon (einer mit Schlitzaugen und einer hässlichen Narbe an der Nase) erstarrte. Es fehlte nur noch, dass er sich mit seinen Händen prüfend auf den Kopf fassen würde.
Dann lachte er und sah sich zu mir um.
«Du einfältiges kleines Mädchen! Hast du wirklich geglaubt mich mit einem einfachen Stich töten zu können?!»
«Oh ja, in der Tat.»
Ich tippte neckisch auf mein Schwert und sah ihm fröhlich in die Augen. Dieser siegessichere Blick! Wie traurig muss es wohl für ihn sein in dieser Schmach zu sterben...
«Ich bin nicht stark genug, um Dämonen wie euch die Köpfe abzuschlagen, daher benutze ich spezielle Gifte in die ich mein Schwert tränke. Deines hat die Wirkung, dass es langsam deine Haut zerstört bis du keinen deiner Gliedmaße mehr bewegen kannst.»
Der Teufel sah aus, als wolle er erneut lachen, doch da bemerkte er wie sich ein lila Fleck auf seiner Hand gebildet hatte. Kurz darauf sackte er sich krümmend in den Schnee.

Mit einem weiteren Sprung stand ich wieder vor ihm und sah auf ihn hinunter.
«Es hat mir Spaß gemacht deine Bekanntschaft schließen zu können!! Leider habe ich nicht sehr viel Zeit, denn ich muss noch Tomioka-san einholen.»
Ein weiteres Mal versenkte ich mein Schwert in der Brust des (nun gelähmten) Dämonen.

«Dieses Gift wird dich gleich schon getötet haben. Soll ich wohl für dich beten? Dabei hast du doch diese arme Frau auf so grausame Weise umgebracht.»
Er röchelte.
«Wie bitte?»
«Wer... bist du?» krächzte er und rollte mit seinen Augen, um mir ins Gesicht zu sehen.
Ich legte feierlich eine Hand auf meine Brust und lächelte zu ihm runter.

«Mein Name ist Shinobu Kocho. Ich bin eine der 9 Hashiras. Fühle dich geehrt!»

Hallo liebe Leserinnen und Leser,
Das ist meine erste FanFic, aber ich hoffe die Charaktere sind einigermaßen getroffen😅...
Ich habe dieses „Buch" in drei Teile unterteilt, die vor der Handlung in Demon Slayer, mittendrin und danach spielen sollen, sowie ein Mangainspiriertes „Berg Natagumo" Special (sag ich mal).

Habt ihr einen Lieblingscharakter oder Lieblingsship in Demon Slayer?

Mondnacht - Giyu x ShinobuWo Geschichten leben. Entdecke jetzt