Seiji:
Schon einige wenige Tage später hatte sich Seiji über den Volleyballverein, der sich einfach nur kurz Nachbarschaftsverein nannte, informiert und ein treffen mit einem YusukeTakinoue vereinbart. Ein unverbindliches treffen nach der Arbeit. Seiner Schwester Nanako hatte er nichts davon erzählt.
Er wollte nicht, dass jemand davon erfuhr. Er wollte nicht zurück in alte Muster fallen. Doch was war so schlimm an ein wenig Sport nach der Arbeit? Bewegung tat bekanntlich gut und warum sollte er sich nicht in einer Sportart bewegen, in der er sich auskannte? Solange er weiter im Familienbetrieb arbeiten würde, war es doch gleich, was er in seiner Freizeit unternahm, oder?
Außerdem würde er sich so besser in die Nachbarschaft hierin Miyagi eingliedern können, spann er den Gedanken weiter und vielleicht würde er dadurch auch eine respektable Frau kennenlernen, die sein Vater gutheißen würde.
Er wollte nicht vor seinem Vater kuschen, doch Seiji war es leid, immer wieder aufzustehen und zu kämpfen, wenn man ihn am Ende doch wieder fallen ließ. Was hatte er alles für sein letztes Team getan und als es hart auf hart kam, wurde er zurückgelassen.
Sein letzter richtiger Partner hatte lieber einen jüngeren bevorzugt, sein Coach hatte diesen dann auch noch auf seiner Position spielen lassen, wenn Seijis Knie nicht mitmachte. Seine Familie hatte ihn fallen lassen, weil er lieber eine Karriere als Volleyballprofi anstrebte, obwohl er schulische Bestleistungen brachte.
Es hatte ihn Jahre gekostet, gegen das System anzukämpfen und nun war er müde. Sein Traum war geplatzt und er war alleine. Sein Herz war gefroren. Er hatte keine Leidenschaft mehr empfunden. Kaum war er jedoch ein paar Wochen in diesem kleinen Kaff, brannte sein Herz wieder voller Eifer. Von liebe sprach es jedoch nicht.
Jemanden zu lieben bedeutete nämlich verwundbar zu sein und das konnte er nicht riskieren. Vermutlich machte ihn nicht nur das Äußere von Toru Oikawa an. Sein Interesse bestand viel mehr darin, dass sie beide sich in vielen Dingen recht ähnlich waren. Nur mit dem Unterschied, dass Seiji bereits aus der Phase rausgewachsen war, indem er versuchte, die Erwartungen zu erfüllen, weil es von ihm verlangt wurde.
Nun war er schließlich an einem Punkt angelangt, an dem er sich freiwillig für den Weg seines Vaters entschied, weil er selbst es für richtig erachtete. Im Grunde wollte Seiji einfach nur nicht noch einmal verletzt werden. Als sein Traum, seine Karriere und die Aussicht auf einen dauerhaften Partner platzte, war er in ein dunkles Loch gefallen, aus dem er sich mühsam herauskämpfen musste und dennoch immer noch an einem seidenen Faden kurz vor dem Abgrund hing.
Wenn er seinen neu gewählten Weg verlassen würde und die nächste Enttäuschung ihn erwischte, wusste er nicht, ob er noch einmal die kraft finden würde, hinaufzuklettern, selbst wenn ihm ein Seil dargeboten würde.
Wie viel konnte ein einzelner Mensch an Rückschlägen ertragen? Hatte er sich schon oft gefragt und er war sich sicher, dass er sein Limit bereits erreicht hatte. Ein sicherer Arbeitsplatz, eine Familie, die finanziellen Rückhalt bot, falls Probleme auftreten sollten im alter. Eine nervige kleine Schwester, die ihn zum Lachen brachte und eine gute Frau, die sich um ihn kümmerte, wenn er irgendwann gebrechlich war.
Ein traditionell geplanter Lebensabend ohne Stress war es, worauf Seiji baute und was sein Vater schon früher für ihn vorgesehen hatte. Es war doch gleich, wenn er die Frau nicht liebte. Es war gleich, wenn er keine Freude an seinem Beruf hatte. Er wollte nicht einsam und alleine Sterben und sich auch nicht umbringen, weil er vor Einsamkeit einging.
Seine Eskapaden mit Oikawa, waren im Grunde doch nur ein kleiner Funken, der ihn menschlich wirken ließ und der Volleyball ein Zeitvertreib, der die leeren Stunden füllte und vielleicht später ein Rückzugsort sein konnte. Was war also falsch an dieser Denkweise?
Falsch daran war lediglich, dass sein Herz für nichts mehr richtig schlug. Er würde einfach sein Leben als Normalo fristen und seine bewegte Vergangenheit hinter sich lassen. Er würde ein guter Bruder für Nanako sein, auch wenn ihre und seine Launen aktuell ein anderes Schauspiel boten, als er es sich wünschte.
Zähneknirschend stieg er aus dem Auto. Yusuke Takinoue stand bereits vor der Sporthalle und winkte ihm zu. Langsam entspannte sich Seiji etwas und sein Gedankenkarussell über seine Zukunft hielt an. Beim Volleyball brachte er bei solchen Amateuren sicherlich nicht denken, sondern konnte seiner Intuition den Vortritt lassen. Spielen und nicht denken war genau das, was er jetzt brachte.
Ehe er sich versah, stand er wieder auf dem Feld, passte die Bälle akkurat und im perfekten Winkel zu den einzelnen Spielern, die mit ihm ein Team bildeten und stellte sich auf ihr Tempo ein. Der ein oder andere war tatsächlich besser als gedacht und zum ersten Mal seit Langem fühlte sich Seiji völlig losgelöst vom Alltag und seiner neusten Passion.
Er sah das Spielfeld, wie es war, zwei Pfosten, ein Netz. Sie spielten drei gegen drei und der Punktestand kletterte auf ihrer Seite steil hinauf. Es konnte nichts Schöneres für ihn geben, dachte er gerade, als eine Erinnerung von einem sich windenden, braunhaarigen jungen Mann vor seinem inneren Auge auftauchte, der allein dadurch aufstöhnte, weil Seiji....
Weiter kam die Erinnerung nicht, denn als sein Körper automatisch den Ball blocken wollte, der angeflogen kam, blockte er ihn nicht wie beabsichtigt mit den Händen, sondern mit seinem Gesicht. Rücklings landete er auf den harten Boden und sein Kopf war abermals völlig leer. Dieses Mal jedoch nicht, weil er tiefenentspannt war, sondern weil er sich in Grund und Boden schämte. Seit dem ersten Jahr in der Mittelschule war ihm so ein Fehler nicht mehr passiert und jetzt lag er am Boden, schlug die Hände vors Gesicht und hoffte inständig, dass keiner mitbekam, dass er rot wurde.
Da hatte man einmal Spaß und schon passierte so etwas Peinliches, kam ihm der Gedanke und sofort schlug dieser auch gleich wieder um. Warum hatte er überhaupt an Toru denken müssen, statt sich auf das Spiel zu konzentrieren?
Ein vorsichtiges „alles in Ordnung" kam von der anderen Seite des Netzes und als Seiji sich aufsetzte und die Hände vom Gesicht nahm, um zu antworten, sah er, wie die anderen ein heftiges Lachen unterdrücken mussten. Beschämt und dennoch alles andere als pikiert, sah er alle beteiligten ausdruckslos an und sagte nur „Na lacht schon, bevor ich den Krankenwagen rufen muss, weil einer nach dem anderen von euch platzt." Und schon drang ein Gegacker an sein Ohr, welches er nur von Hühnern kannte.
„Alter und ich dachte schon, du bist ein Volleyballroboter in menschengestallt, so wie du spielt. Aber jetzt bin ich mir sicher, dass du auch nur ein Mensch bist.", brachte einer der anderen Spieler, die sich ihm sicherlich akkurat vorgestellt hatten, dessen Name er aber längst wieder vergessen hatte, zwischen seinem Kicheranfall hervor. Währenddessen blieb Seiji nichts anderes übrig, als sich seine leicht blutende Nase abzuwischen und selbst über seinen wirklich dämlichen Fehler zulächeln.
Die Jungs gefielen ihm, vielleicht konnte man sich auch außerhalb des Spielfeldes auf ein Bier treffen und über den trüben Alltag schwatzen. Doch jetzt erst einmal, würde er dem Nachbarschaftsverein beitreten. Und vielleicht, aber nur vielleicht, würde ein wenig Farbe in sein Leben zurückkehren, ohne dass er ständig nur an das eine mit einer bestimmten Person denken musste.
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Haikyuu FF -Kann es wirklich Liebe sein?-
FantasyVorab: Diese Geschichte ist nicht Jugendfrei. Es ist keine Sugawara X Oikawa Story. Es ist eine Oikawa X Man OC und Sugawara am Rande X Girl OC Story. Zwei Charaktere, zwei Geschichten. Seiji Sato hat dem Volleyball schon vor langer Zeit den Rücken...