Kapitel 33 -Wie geht es weiter? -

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Oikawa, Toru:

Seine Augen weiteten sich vor Schreck. Und seine Synapsen versuchten sich hektisch zu ordnen. Was hatte er gerade da getan. Natürlich war ihm bewusst gewesen, dass es so enden würde, doch ungläubig von sich selbst geriet sein innerstes in Aufruhr. Sein Körper begann leicht zu zittern, sein Brustkorb hob und senkte sich schneller. Mit einer Hand verdeckte er seine Blöße und mit dem Handrücken der anderen versuchte er, die Röte in seinem Gesicht zu verbergen.

Schwer schluckte er. Sein Hals war ausgedörrt, seine Lippen leicht trocken. So etwas hatte er noch nie gespürt. Es war intensiv, es war peinlich und es war heiß. Vor diesem Wochenende hatte er sich versucht, etwas im Internet schlau darüber zu machen. Wusste er also, was die Finger in ihm zu bedeuten hatten, dennoch drang Sato nicht in ihm ein, im Gegenteil. Er ließ ihm eine Verschnaufpause. Eine Pause in der er seine Sachen packen konnte und gehen. Es war ihm überlassen, ob er seinen Körper für solche sündigen Sachen noch einmal hergab. Noch war nichts passiert, was man nicht vergessen konnte.

Noch war nichts passiert, was nicht auch eine Frau, die etwas mutiger war, machen konnte. Doch hätte Toru sich so etwas bei einer Frau gefallen lassen? Hätte es ihn genauso erregt? Die Matratze neben ihm hob sich. Angst überfiel ihn. Genauso hatte es davor auch angefangen, bevor sie...

Doch er wurde in seiner aufsteigenden Panikattacke unterbrochen. Eine verführerische Stimme beruhigte ihn. „Also Honey, ich geh jetzt duschen, gerne kannst du mit mir drunter steigen oder danach alleine gehen. Ich werde nichts tut, was du nicht ausdrücklich willst.". Damit ging er durch die einzige Türe, die zu einem Flur führte. Die Silhouette seines Körpers erhaschte Toru nur kurz, wie sie mit leicht wiegender Hüfte durch die Tür verschwand. Er konnte das Rauschen von Wasser hören und schnell sah sich Toru in dem Zimmer, in dem er lag um. Ein großer Kleiderschrank, der teilweise verspiegelt war.

Zwei Nachttische mit kleinen Lampen darauf. Eine Art Sitzbank vor dem Fußende des Bettes und das Doppelbett in der Mitte des Raums. Die Möbel waren in einem Beige gehalten, die Decke und Wände waren in einem hellen Grau gestrichen. Der Boden hatte ein helles Parkett. Es wirkte mehr wie ein Hotelzimmer, als ein festes Schlafzimmer. Es befand sich nichts Persönliches darin, nicht einmal die Sporttasche. Erschrocken sprang er aus dem Bett, zog sich das zerknitterte Lacken um seine nackten Körper.

Schleichend suchte er den Weg zurück ins Wohnzimmer und schnappte sich dort seine Tasche mit den Kleidungsstücken. So leise wie möglich wollte er zurück in das Zimmer, aus dem er gekommen war, und wurde wieder von der Stimme aufgehalten, die ihn mittlerweile so vertraut war wie seine eigene.

„Wohin des Weges hübscher?". Hübscher? Mehr war er ja schließlich nicht, dachte sich Toru und straffte die Schultern. „Nur meine Tasche holen um mich umzuziehen.". Seine Stimme versuchte er dabei so ruhig zu halten, dass es beinah gleichgültig klang.

„Das Bad ist jetzt frei. Wenn du magst, kannst du jetzt gerne rein.", sprach der große Mann vor ihm, der nur mit einem Handtuch bekleidet zu sein schien, dass locker um seine Hüfte hing. Toru selbst erkannte die gewisse Ironie, dass er den Körper des Mannes lüstern hinterher sah, während er selbst von ihm es nicht mochte auf sein Äußeres reduziert zu werden.

Sicher war er sich allerdings nicht, ob es wirklich lüstern gewesen ist oder nur voller Neugierde und Neid. Er fand es attraktiv an einem Mann, wenn die Muskelpartien sich klar abzeichneten, ohne überladen zu wirken. Er fand es schön anzusehen, wie ein durchtrainierter Körper ins Schwitzen geriet. Korrektur. Er fand es schön, wenn nur dieser eine Körper von seinen Augen ins Schwitzen geriet. Noch nie hatte er einen anderen Männerkörper so betrachtet, dass sein bestes Stück darauf reagierte. Und noch nie hatte er Lust verspürt, einen Mann zu berühren.

Sie beide hatten einiges gemeinsam, darunter die konservative Familie und die Liebe zu Volleyball. Vom ersten Moment an, als dieser Mann ihm von der Straße gezogen hatte, fühlte sich Toru gesehen. Sato sah ihn, wie er war. Entlockte ihm die Reaktionen und Gefühle, die er so gut im Alltag verbarg. Er verstand ihn auch ohne Worte, wie damals, als sie ins Gespräch kamen bei diesem Spiel. Sato sah, wie sehr er sich anstrengte und erwiderte seine Bemühungen mit positiven Bestrebungen. Er schien sich zu sorgen, auch vor ihrem kleinen Stelldichein, als er nach diesem Kuss unsicher war, was er tun sollte, hatte er ihm die Angst genommen.

Und nun drängte er ihn zu nichts. Warum schloss er sich dann also im Badezimmer ein? Warum bekam er kaum noch Luft, wenn er an diesen Mann dachte und was sie beide dort gerade getrieben hatten. Lag es vielleicht an dem unpersönlichen Zimmer? War es seine Art zu sagen, ich lass dich in mein Bett, in meine Wohnung, aber nicht in mein Leben? Wollte er überhaupt in Satos leben? Wollte er unbedingt ein Teil davon werden? Natürlich wollte er dieses Gefühl der Aufmerksamkeit nicht missen müssen. Es gefiel ihm, dass man sich sorgte, dass man ihn körperlich und zumindest dem Anschein nach auch seelisch liebte.

Aber war das alles auch wirklich real? Heißes Wasser lief über seinen Körper. Der Geruch von Sato hüllte ihn ein, als er sich mit einem der Duschgele einseifte. Tief sog er den Duft ein. Ließ in seinem Kopf die erlebten Momente von vorhin Revue passieren. Es war ihm peinlich gewesen, als Sato ihn berührte. Er hatte sich erregt gefühlt, als seine Zunge seine Brustwarze liebkoste.

Schnell drehte Toru das Wasser etwas kälter. Keuchte auf, als das kühle Nass auf seine erhitzte Haut traf. Scharf sog er die Luft ein und versuchte das Zittern seines Leibes zu unterdrücken. Mit gefühlt tauben Gliedern stellte er das Wasser ab, trocknete sich ab und stieg aus der Dusche. In seiner Tasche befand sich nicht viel. Er hatte nicht damit gerechnet zu schlafen oder zu kuscheln. Also zog er sich einer seiner sauberen Boxershorts an, die er immer mehrfach einpackte für den Fall, dass er nach einem schnellen Training noch duschte.

Das Lacken verstaute er im Wäschekorb an der Wand. Ein einfaches weißes T-Shirt zog er sich über den Kopf und rubbelte ein letztes Mal die Haare trocken. Das Zähneputzen tat er aus Routine und begab sich anschließend mit seiner Tasche zurück in das Zimmer. Ein neues Lacken und saubere Bettwäsche erwarteten ihn. Sato, der nur mit einer Schlafanzughose bekleidet war, legte gerade das letzte Kissen wieder an seinen Platz.

Unschlüssig blieb Toru vor dem Bett stehen. Ließ seine Tasche unachtsam auf dem Boden neben sich fallen. „Warum ist dieses Zimmer eigentlich so unpersönlich eingerichtet.", platzte es aus ihm heraus um sein Unwohlsein zu überspielen.

Etwas überrascht von dieser Frage, musste Sato leicht schmunzeln. „Weil es das Gästezimmer ist. Ich dachte mir, dass du dich in meinem Zimmer vielleicht ein wenig unwohl fühlen könntest.", fragend hob Toru eine Augenbraue. Um seine Aussage zu untermauern, zeigte Sato auf die noch offene Tür in den Flur.

„Wenn du magst zeige ich es dir?". Mehr als nicken auf diese Frage konnte Toru leider nicht.

Haikyuu FF -Kann es wirklich Liebe sein?-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt